Schulranzen: Leichter, leuchtender, luftiger

9.9.2019, 08:00 Uhr
Schulranzen: Leichter, leuchtender, luftiger

© Stefan Hippel

"Deswegen haben wir ja alle kaputte Rücken", lacht Fortdran. Wenn seine Tochter morgen ihren ersten Schultag hat, muss sie viel weniger schleppen.

Schulranzen: Leichter, leuchtender, luftiger

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Auch dank ihres Papas. Der leitet die Firma Undercover, die in Nürnberg Schulbedarf entwickelt – und seit 2003 auch Schulranzen. Die heißen allerdings überall anders, weiß Fortdran. "In Nordrhein-Westfalen ist nur von Tornistern die Rede, in der Schweiz heißen die Ranzen Schultheke." Aber egal wie sie heißen, überall steckt, gerade im Vergleich zu früher, jede Menge Technik drin.

Zur Demonstration hebt Fortdran einen der Scooli-Rucksäcke mit nur drei Fingern hoch. "Der wiegt nur ein Kilogramm", sagt er. Früher hätten Kinder mindestens zwei Kilo rumgeschleppt, "ohne Inhalt". Michael Fortdran und seiner Kollegin kommt es aber vor allem darauf an, wie die Jungen und Mädchen Bücher, Schreibmäppchen, Brotdose und Hefte schultern. Nämlich ergonomisch korrekt.

Mit Brust- und Bauchgurt

Denn wie bei Scooli ist auch bei anderen Marken wie Scout oder Step by Step der Schulranzen längst kein "viereckiger Kasten" mehr, sagt Jürgen Dietrich und erinnert sich an seine Büchertasche. "Da war das Besondere, dass man am Griff das Gewicht messen konnte." Seit 20 Jahren verkauft Dietrich bei Saueracker in Nürnberg Büchertaschen. Die sind heute vielmehr an Wanderrucksäcke angelehnt, weiß der Händler.

Schulranzen: Leichter, leuchtender, luftiger

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Wie die Schulranzen den Rücken schonen, zeigt Katharina Voigt, bei Undercover für das Marketing zuständig. Die Rückseite, für die Schüler selbst weniger spannend als die mit Helden aus Filmen wie "Frozen" oder "Star Wars" bedruckten Fronten, ist entscheidend. Ein Brust- und ein Bauchgurt sollen dafür sorgen, "dass das Gewicht gleichmäßig auf Schultern und Hüfte verteilt ist", erklärt Voigt. Durch ein Rückenpolster soll sich der Schulranzen an den Rücken des Kindes genau anpassen. Das Polster am Steißbein soll außerdem ein Hohlkreuz verhindern.

Es ist wichtig, "dass man damit schon bei den Kindern anfängt", sagt auch Jürgen Dietrich. Deswegen dürfen sich die auch nicht vom Motiv ablenken lassen. Deshalb setzt er Jungen schon mal bewusst einen Ranzen mit Mädchenmotiv auf, damit die neutral bewerten, wie die Büchertasche sitzt – "und nicht wegen des schönen Autos drauf".

Auch Ralf Eisele weiß, wie entscheidend der passende Schulranzen ist. Er ist Vertriebsleiter beim IGR in Nürnberg, dem Institut für Gesundheit und Ergonomie. "Im Kindesalter werden die Grundlagen für die Gesundheit im späteren Leben gelegt", sagt Eisele. "Wenn es um die gesunde körperliche Entwicklung geht, ist es wichtig alles zu tun, um Schädigungen speziell des Rückens vorzubeugen."

Entscheidend sei hier vor allem, dass er eben individuell auf das Kind angepasst ist. Und: "Der Schulranzen muss mitwachsen können", sagt Eisele, eine ausgewogene Gewichtsverteilung und eine gute Polsterung, genau darauf käme es an.

Reflektoren wichtiger als Licht

Die Schulranzen von Scooli sollen mitwachsen, dafür gibt es einen sogenannten Lageverstellriemen, der drei Stufen hat, um die Büchertasche optimal einzustellen. "Das machen die Eltern oder die Händler am besten gemeinsam mit dem Schüler zum Schulstart", sagt Fortdran. Damit die Erst- bis Viertklässler übrigens nicht schon verschwitzt in der Schule ankommen, ist das Material inzwischen auch atmungsaktiv.

Schulranzen: Leichter, leuchtender, luftiger

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Viele Büchertaschen haben ein Fach, das speziell für Trinkflaschen gedacht ist, also aus wasserabweisendem Material. Katharina Voigt kann sich heute noch daran erinnern, "wie mir in meinem Schulranzen Milch ausgelaufen ist". Beim Scooli-Rucksack kann die aus der Trinkflaschentasche dank einer kleinen Öffnung sogar abfließen.

Die Entwickler aus Nürnberg arbeiten inzwischen auch an einem Ranzen, der selbst leuchtet – dank einer kleinen aufladbaren Batterie. Andere Büchertaschen haben das schon, damit die Kinder auf dem Schulweg gut zu sehen sind. Jürgen Dietrich schwört aber auf die Reflektoren, die inzwischen sogar in die Nähte eingearbeitet sind. "Die funktionieren auch wenn die Batterie mal leer ist."

Vier Jahre soll eine Büchertasche halten. Weil die Lust am Motiv ja mal verloren geht, sagt Dietrich, können die bei vielen Taschen heute ausgetauscht werden. Bei Scooli gibt es dafür Patches mit Fußball oder Pferden. Oder mit einem eigenen Bild, dass dann mit Klettverschluss am Ranzen festgemacht ist – statt wie früher ein Button, der an der Ledertasche hängt.

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