Schwimmunterricht im Hotelpool: Macht Nürnberg bald mit?

20.6.2019, 05:42 Uhr
Schwimmunterricht im Hotelpool: Macht Nürnberg bald mit?

© Georg Wendt/dpa

Die Quote ist alarmierend: "Mehr als die Hälfte der Zehnjährigen kann gar nicht oder nur sehr schlecht schwimmen", beklagt Alexander Gallitz, der Präsident des Deutschen Schwimmlehrerverbands (DSLV). Gleichzeitig gibt es mehr als 2000 Hotels mit eigenen Schwimmbädern in Deutschland. "Leider werden diese Pools nicht so häufig genutzt", sagt Sascha Krone. Der Essener betreibt die Webseite pool2share.com, die private und Hotel-Pools stundenweise an Nutzer der Plattform vermietet – zum Beispiel an Personen, die einen Pool oder ein Spa nutzen wollen, ohne selbst Besitzer zu sein.

Während die gemeinsame Initiative "Hotel-Schwimmbecken für Kinderschwimmkurse" etwa in Frankfurt und Mannheim erste Partner gewinnen konnte und in Nürnberg Vorgespräche liefen, schielt der DSLV-Präsident nach Frankreich. Dort stellen bereits 400 Hotels und Privatleute ihre Pools für Schwimmunterricht zur Verfügung. Dass der Vergleich hinke, räumt Gallitz jedoch ein. "In Frankreich gibt es natürlich viel mehr Pools als bei uns."

Manche Wünsche offen

Auch wenn in Deutschland, wie Gallitz erklärt, allein die Hälfte der Hotels nicht infrage käme, weil die Kinder vorab durch den Saunabereich gehen müssten, könnte auch hierzulande einiges getan werden – mit Blick auf Gegenden im Osten etwa, wo Familien 50 Kilometer Fahrtweg zum nächsten Schwimmbad auf sich nehmen müssen.

Doch wie groß ist der Bedarf in Nürnberg wirklich? "Es ist in der Tat so, dass wir alle Schulen versorgen können", erklärt Bürgermeister Christian Vogel. "Das heißt aber nicht, dass für alle Schulen immer all ihre Wünsche bezüglich der Schwimmzeiten erfüllt werden können."

Zu wenige Lehrer und Schwimmmeister

Manche Schulen hätten gern mehr Schwimmzeiten, berichtet der Bäderchef. Das Problem seien meist weniger die Kapazitäten, als geeignete Lehrer und Schwimmmeister zu finden. Insofern würden Hotelpools die Ausgangslage nicht verändern.

Generell müsse alles dafür getan werden, dass Kinder schwimmen lernen. In einem Konzept für ein saniertes Volksbad möchte Vogel zusätzliche Schulschwimmzeiten einplanen, damit Schüler aus dem Westen kurze Anfahrtszeiten haben und sich möglichst lange im Wasser aufhalten können. Bislang müssen sie erst in den Süden gefahren werden. Durch ein saniertes Volksbad würden dort ebenfalls Kapazitäten frei.

 

 

 

Hans-Jörg Oehmke, Leiter des SportService Nürnberg, stimmt zu, dass es grundsätzlich zu wenige Schwimmflächen gebe. Für den Nürnberger Schulschwimmunterricht treffe das allerdings nicht zu. Die Idee hinter der Initiative hält er trotzdem für gut. Jede Chance, dass ein Kind mehr üben und dadurch Sicherheit gewinnen kann – auch über den Sommer hinaus –, sollte genutzt werden.

Details unklar

Ob im Nürnberger Maritim-Hotel künftig Kurse stattfinden, kann Sprecherin Harriet Eversmeyer noch nicht sagen. Das Unternehmen prüfe gerade, ob Einheiten denkbar wären. Christina Mackedanz, Chefin des Adina-Hotels am Kornmarkt, hat bereits Erfahrung mit Schwimmkooperationen. Schon in ihrer Hamburger Zeit hat das dortige Adina-Hotel ein Babyschwimmen angeboten. Derzeit gebe es Kurse im Budapester und den beiden Hamburger Ablegern.

Ob es Nürnberg nachmacht, beantwortet Mackedanz mit einem "Kommt darauf an". Die Wäschekosten seien damals doch stark angestiegen. "Das hatten wir nicht bedacht." Dieses Problem ließe sich lösen, indem die Teilnehmer selbst Handtücher mitbrächten. Zunächst einmal müssten aber Details wie die Umkleidesituation und vor allem der Versicherungsschutz geklärt werden.

Grundsätzlich denkbar wäre ein Kurs am Montagvormittag, wenn die Wochenendgäste schon weg und die Geschäftsleute noch nicht da sind. Die Idee von Hotel-Schwimmkursen hält sie keineswegs für abwegig: "In Hamburg sind tolle Sachen herausgekommen."

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