Sie werden aggressiver: Immer mehr Bettler in Nürnberg

26.8.2019, 05:58 Uhr
Sie werden aggressiver: Immer mehr Bettler in Nürnberg

© Andres Benedicto/dpa

Hier "Demutsbetteln", dort "aggressives Betteln"  – beide Phänomene beschäftigen die Nürnberger  Ordnungshüter derzeit in zunehmendem Maße. Zum einen sind während der Sommermonate witterungsbedingt mehr Bettler in der Innenstadt unterwegs. Zum anderen ist im Vergleich zum Vorjahr "ein Anstieg in beiden Bereichen durchaus zu verzeichnen“, so Robert Sandmann, Sprecher im Polizeipräsidium Mittelfranken.

Doch während ein alter Mann, der bescheiden in einer Seitenstraße steht, kaum auffällt, stößt man in den stark frequentierten Straßen der City immer wieder auf Bettler, die massiv um Almosen bitten. Besonders viel Mitleid erregen solche, die starke körperliche Behinderungen oder Verunstaltungen im Gesicht zur Schau stellen.

Betteln an sich stellt in Deutschland seit 1974 keinen Straftatbestand mehr dar. Doch aggressives Betteln kann in Einzelfällen geahndet werden – denn es kann unter Umständen als Verstoß gegen die öffentliche Sicherheit und Ordnung gewertet werden. Es liegt im Ermessen der jeweils zuständigen Polizei- und Ordnungsbehörden, gegen besonders aggressive Bettler vorzugehen. In der Stadt Nürnberg gilt "Betteln in jeglicher Form“, als eine unerlaubte Sondernutzung, die zudem nicht genehmigungsfähig ist. Und die wird etwa durch Platzverweise oder Anzeigen geahndet.

Polizei muss oft ausrücken

Etwa 100 Mal im Monat muss die Polizei in Nürnberg inzwischen Belehrungen aussprechen und Bettler des Platzes verweisen oder gar anzeigen – doppelt so häufig wie im vergangenen Jahr. Der Anstieg der Zahlen lässt sich zum Teil auch dadurch erklären, dass verstärkt kontrolliert wird. Doch auch der Jahresbericht der städtischen Bußgeldstelle verzeichnete bereits für 2018 einen Anstieg der Fälle des aggressiven Bettelns, die zur Anzeige kamen. Diese Fälle stiegen von 172 auf 241 im vergangenen Jahr.

So mancher vermutet gerade hinter aufdringlichen oder körperlich beeinträchtigten Bettlern organisierte Bande. Doch harte Zahlen und Fakten darüber kann die Polizei nicht liefern. "Der Nachweis für organisierte Bettelbanden ist schwer zu führen. Ein Großteil der Personen stammt aus dem osteuropäischen Raum", so Sandmann. Das sei sicher. Auffallend ist, dass Bettler inzwischen auch zu Gästen in Straßencafés gehen und dort die Menschen direkt anbetteln.

"Diese Form ist nicht erlaubt, da ein Aktivwerden des Bettlers, indem er gezielt auf Passanten zugeht, sie anspricht, beziehungsweise eindeutig gestikuliert, als aggressives Betteln eingestuft wird", so Sandmann. Wenn dabei auch noch etwa eine Behinderung vorgespielt wird oder die dargestellte Notlage gar nicht besteht, kann es sich zudem um einen versuchten oder vollendeten Betrug handeln.

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