Sisay Shimeles: Von Addis Abeba nach Zirndorf

17.6.2009, 00:00 Uhr
Sisay Shimeles: Von  Addis Abeba nach Zirndorf

© Sippel

Am Montag stellte sich der äthiopische Künstler Sisay Shimeles den Fragen der NZ-Redakteurin Ella Schindler. Shimeles malt vorwiegend mit Acryl und Öl auf Leinwand, Leder und Holz. In seinen Werken spiegeln sich Riten und Bräuche seiner Heimat wider. Die EXPO 2000 in Hannover, Shimeles war für die Gestaltung des äthiopischen Pavillons zuständig, sollte ein künstlerischer Höhepunkt für den damals 25-Jährigen werden. Doch dieser Auftrag wurde für ihn nicht zum Triumph, sondern zum Fiasko.

Die Bilder von Shimeles zeigten nämlich nicht nur afrikanische Lebensfreude und Folklore, sondern auch Hunger, Armut und die Auswirkungen des langjährigen Bürgerkriegs. Doch solche Darstellungen waren und sind in seinem Heimatland verpönt. «Ich wäre bei meiner Rückkehr in Äthiopien sicherlich nicht mit einem Blumenstrauß willkommen geheißen worden», erklärt der Künstler mit einem wehmütigen Lächeln. Ein Antrag auf politisches Asyl in Deutschland, lautete die folgerichtige Entscheidung.

Kulturschock für den Maler

Genaugenommen bedeutete dies Zirndorf statt Addis Abeba und ein Zusammenleben mit sechs Fremden auf engstem Raum. Später zog Shimeles nach Nürnberg und erlebte dort einen mittleren Kulturschock. Wo er aufwuchs, sei der Fremde als Freund behandelt worden. Hier sei dies leider häufig anders gelagert. In Äthiopien hätte er nach einer erfolgreichen EXPO-Präsentation den Königspalast bemalen dürfen. In Zirndorf war es eine Wand im Café der Asylantenunterkunft.

«Trotzdem hatte ich Glück, ich konnte kreativ sein», so Shimeles. Mittlerweile lebt er seit neun Jahren in Franken. Vier Jahre dauerte das Studium in Kommunikations-Design. Flankierend gibt Shimeles Malkurse in Kindergärten.

«Was bedeutet für Sie Nürnberg?», wollte die Moderatorin anschließend wissen. Die Stadt ist längst meine zweite Heimat geworden, sagt Shimeles, ich möchte ihr etwas zurückgeben. Er sei stolz darauf, dass sich die Kommunalpolitik für Menschenrechte einsetzt.

«Es ist friedlich in der Stadt. Angst hat mir hier noch keiner gemacht», erklärt der heute 34-Jährige. Nach einem weiteren Schicksalsschlag erhielt der Künstler breite Unterstützung. Während eines Feuers im Nebenhaus brannte auch seine Wohnung völlig aus. Viele Bilder wurden ein Raub der Flammen. «Freunde wie Fremde halfen mir anschließend, wieder auf die Füße zu kommen. Dafür bin ich dankbar», so Shimeles.

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