So bunt treiben es die Raucher - noch!

6.11.2007, 00:00 Uhr
So bunt treiben es die Raucher - noch!

© Siebert

Nicht nur optisch fällt dieses Produkt aus dem Rahmen. Wird die pinke Kippe angezündet, so verbreitet sich schnell ein intensiver Vanillegeruch im ganzen Raum. Das riecht gar nicht mal unangenehm, aber der Duft ist schon sehr intensiv. Die verschiedenen Meinungen hierzu lassen sich an zwei gegensätzlichen Gruppen festmachen: Männliche Raucher lästern, weibliche Nichtraucher finden den Vanilleduft immerhin erträglicher als den normalen Tabakrauch. Die «rosa Elefanten» des holländischen Tabakkonzerns Heupink & Bloemen sind auch in Nürnberger Fachgeschäften erhältlich. Die Frage ist nur: Wer raucht denn sowas?

Die Nürnbergerin Carla Koch zum Beispiel: Sie bevorzugt gängige Marken, aber gelegentlich steckt sie sich auch mal rosa Zigaretten an. Oder grüne oder blaue, solche Sorten gibt es auch im Handel. «Das mache ich halt zur Abwechslung, einfach zum Spaß. Abends beim Weggehen oder auf Partys», erklärt die 24-jährige Sekretärin. Außerdem, das geben auch skeptische Raucher zu: Die rosa Zigaretten schmecken zwar so intensiv nach Vanille wie sie riechen - aber gar nicht schlecht.

Für Männer, die sich aus Image-Gründen nicht öffentlich mit rosa Rauchstäbchen zeigen wollen, gibt es von der gleichen Firma die Sorte «Black Devil»: Diese Zigaretten sind schwarz gefärbt, das Aroma ist eine Mischung aus Vanille und Schokolade. Für beide Marken dürfte jedoch gelten, dass es sich in erster Linie um «Partyzigaretten» handelt: Um im Nachtleben ein wenig aufzufallen. Das geplante Rauchverbot in Clubs, Kneipen und Diskotheken dürfte dem Hersteller daher noch größere Kopfschmerzen bereiten als der konventionellen Konkurrenz.

Der Gestank der großen weiten Welt

Mancherorts gibt es in Deutschland sogar Marken, die nach einer Region, einer Stadt oder einem Stadtteil benannt sind. Nürnberg-Zigaretten sind bislang nicht auf dem Markt, dafür wird hier die Hamburger Sorte «St. Pauli» verkauft. Damit können sich offenbar auch manche Franken identifizieren: Weil sie etwa den Totenkopf auf der Packung so verwegen finden. In der linken Szene ist dieses Emblem ebenfalls recht beliebt, umweht es doch ein Hauch von Hafenstraße.

Ein Hauch von Weihnachten umgibt dagegen die Raucher von Nelkenzigaretten: Diese riechen nicht nach Blumen, sondern nach Zimt. Die sogenannten Kreteks sind aber keinesfalls weniger schädlich als gängige Zigaretten, sie enthalten neben Gewürznelken und Aromen auch reichlich Nikotin. Die meisten der in Nürnberg erhältlichen Sorten werden aus Indonesien importiert.

Was nicht hierher geliefert wird, bringen manche Raucher gerne selbst mit. Die Redakteurin Daniela Schadt etwa nimmt von Urlaubsreisen gerne exotische Packungen mit nach Hause. Wie die Marke «Army» aus Georgien: Die Schachtel und die Filter der Zigaretten sind im Camouflage-Design gehalten. Der Geschmack hält, was die Optik verspricht: Dieses Kraut vertragen nur Kämpfernaturen. «Das sind halt echte Männerzigaretten», sagt sie, um den Ehrgeiz neugieriger Raucher anzustacheln.

Der zurzeit in Shanghai lebende Architekt Alexander Schubert beglückt seine fränkischen Freunde gerne mit Zigarettenpackungen, auf denen silberne Pandabären oder goldene Kraniche abgebildet sind. «Bei Geschäftsessen ist da Rauchen manchmal Pflicht, es wird einem ständig eine Zigarette angeboten», erzählt der 35-jährige Gelegenheitsraucher. Ein harter Job: So harmlos das Design ist, so heftig riecht und schmeckt das Zeug meist. Das ist der Gestank der großen weiten Welt. Und in China ist noch kein rettendes Rauchverbot in Sicht.

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