So will sich der Tiergarten vor Tiger-Angriffen schützen

6.7.2020, 16:49 Uhr
So will sich der Tiergarten vor Tiger-Angriffen schützen

© Ralf Rödel/NNZ

Köln, Münster, Breslau und jetzt Zürich: Vier Tierpfleger(innen) starben in den vergangenen Jahren durch Tigerattacken. Die Großkatzen durchtrennten den Atlaswirbel ihrer Opfer mit einem einzigen Biss in den Nacken. Den Genickbruch überlebten die Fachkräfte nicht. "Der Tötungsbiss ist bei Tiger, Leopard und Jaguar genetisch fixiert", meint der Tiergarten-Chef, "wenn jemand in ihr Territorium eindringt, erfolgt sofort ein gezielter Angriff." Daher würden Waldarbeiter in Südostasien einen Beißschutz am Hinterkopf tragen.

Es spielt keine Rolle, ob Zootierpfleger ein enges Verhältnis zu der Großkatze haben. Oft besteht sogar ein großes Vertrauen: Die Raubtiere lassen sich durchs Gitter vom Pfleger aus der Hand füttern, sie machen bei medizinischen Trainings mit. Doch es ist entscheidend, dass Grenzen eingehalten werden und eine ganz zentrale Regel ist, dass Tiger und Pfleger sich nicht gleichzeitig im Gehege aufhalten.

Tiger im Tiergarten sollen ständig im Blick sein

Encke formuliert die Grundbedingung so: "Man soll nicht sicher sein, dass der Käfig leer ist, sondern man muss exakt wissen, welches Tier sich gerade wo aufhält." Die Raubtiere ständig im Blick zu behalten, sei das A und O. Bevor die Mitarbeiter morgens ins Raubtierhaus hineingehen, schauen sie außen auf den elektronischen Bildschirm, der ihnen den Innenraum zeigt. Erst wenn sie überprüft haben, dass alles in Ordnung ist, schließen sie die Türen auf.

So will sich der Tiergarten vor Tiger-Angriffen schützen

© Ralf Rödel/NNZ

Drinnen trennen 30 Millimeter dicke Glasscheiben die Besucher von den Raubtieren. Ein Augsburger Labor hatte die Glasstärke getestet: Tote Kühe wurden gegen das Glas geschleudert, um die Kraft eines Tigersprungs zu simulieren. Drei Zentimeter Glas mit zwei Folien sorgen für Ausbruchssicherheit, ergaben die Untersuchungen.

Schließsystem soll im Tiergarten helfen

Zusätzlich zur normalen Schließanlage wurden Schlösser installiert, die von Bolzenschneidern nicht geknackt werden können. Der Tiergarten reagierte damit auf das Drama vor 20 Jahren, als ein Unbekannter vier Eisbären aus ihren Käfigen ließ, indem er die Schlösser zerstörte. Zoo-Beschäftigte mussten die Polarbären damals letztendlich erschießen, weil sie weder auf Betäubungsmittel reagierten noch sich in die Anlage zurück locken ließen.


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Bei der Raubkatzen-Anlage ist obendrein ein sehr ausgetüfteltes Schließsystem eingebaut: Nur wenn eine Tür geschlossen ist, lässt sich die nächste Tür oder der nächste Schieber öffnen. Außerdem gibt es für das Personal detaillierte Sicherheitseinweisungen, wie man sich bei den unterschiedlichen Tieren zu verhalten hat. Das Wichtigste für die Pflegekräfte ist: jederzeit absolute Konzentration. Denn schon die kleinste Unachtsamkeit kann bei Löwen und Tigern zur Katastrophe führen.

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