SÖR-Sorgenkind: Prozessionsspinner fallen über Nürnberg her

8.6.2018, 05:58 Uhr
Eichenprozessionsspinner sind nicht nur gefräßig, ihre feinen Härchen sind auch noch giftig. Wer damit in Berührung kommt, kann gesundheitliche Probleme bekommen – juckende Ausschläge und Atemnot etwa.

© Bodo Marks/dpa Eichenprozessionsspinner sind nicht nur gefräßig, ihre feinen Härchen sind auch noch giftig. Wer damit in Berührung kommt, kann gesundheitliche Probleme bekommen – juckende Ausschläge und Atemnot etwa.

Derzeit herrscht in Nürnberg geradezu eine Plage, wie auch André Winkel vom Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR) bestätigt.

Ob beim Fußballspielen im Pegnitztal, beim Spazierengehen im Marienbergpark oder am Dutzendteich – derzeit ist Vorsicht geboten. Die Eichenprozessionsspinner sind auf dem Vormarsch. "Wir sind an 300 Stellen im Einsatz", sagt André Winkel. "Und die Saison ist noch nicht zu Ende. Sie dauert noch bis Ende Juni, dann verpuppen sich die Tiere." Im vergangenen Jahr ist SÖR insgesamt 250 Mal gegen die Raupen ausgerückt. "Wir haben heuer also einen spürbaren Anstieg." Das Wetter war immer wieder warm und trocken, das mögen die Tiere, die prozessionsartig auf Eichen ziehen und sich dort auf die Blätter stürzen. Gegen Feinde sind sie gut gerüstet: Die Haare auf ihrem Rücken enthalten Nesselgift.

SÖR bekämpft die Schädlinge

SÖR ist für die Schädlingsbekämpfung im öffentlichen Raum zuständig. Wird ein Fall von den Baumexperten entdeckt oder von Bürgern gemeldet, rücken Experten im Ganzkörperoverall und mit Atemschutzgeräten an, um sich nicht selbst zu gefährden. Den Einsatz von Chemie lehnt die Stadt ab. Man kann den Tierchen auch mit dem Sauger zu Leibe rücken, aber SÖR wählt eine andere Methode: das Abflammen. Das sei unkomplizierter, so Winkel. Auch Schulen und Horte melden sich derzeit bei SÖR und bitten um Hilfe. "Sie haben bei uns Priorität."

Wer Eichenprozessionsspinner in seinem Garten entdeckt, dem rät der SÖR-Mitarbeiter dringend davon ab, selbst aktiv zu werden. "Man sollte sich fernhalten und unbedingt eine Fachfirma beauftragen. Damit ist nicht zu spaßen."

Großbaustelle Prozessionsspinner

Auch die Unternehmen, die auf Schädlingsbekämpfung spezialisiert sind, beschäftigt der Eichenprozessionsspinner derzeit mächtig. "Fragen Sie nicht", sagt Tatjana Pastar von der Nürnberger Firma Bischof. "Jeder zweite Anruf dreht sich um das Thema. Das ist gerade unsere Großbaustelle." Wer einen Termin braucht, muss sich gedulden. "Es ist gerade sehr eng. In den nächsten drei bis vier Wochen sind wir ausgebucht."

Spezialisten des Unternehmens rücken mit einem speziellen Staubsauger an, um das Problem zu beseitigen. Je höher es sitzt, desto aufwändiger wird der Einsatz. Dann reicht eine Leiter nicht mehr, es muss ein Hubsteiger her. Neben dem Saug- wendet das Unternehmen auch ein Klebeverfahren an: "Dabei werden die Nester durch Besprühen mit einer biologischen Flüssigkeit verklebt und abgetötet. Im zweiten Arbeitsschritt werden die Nester dann abgenommen und fachgerecht entsorgt", sagt Volker Bischof.

Haare sind giftig

Die Härchen der Raupen sind giftig und können allergische Reaktionen hervorrufen: Bindehautentzündung, Ausschlag, Atemnot. Dazu muss man nicht einmal direkt mit den Tierchen in Berührung kommen, die Haare fliegen Hunderte Meter durch die Luft. "Wichtig ist, auf das Beschwerdebild zu achten", sagt Apothekerin Margit Schlenk. Bei juckenden Hautstellen oder brennenden Augen reiche eventuell ein frei verkäufliches Antiallergikum. Wer unter Atemnot leidet, einen erhöhten Puls hat und Fieber bekommt, müsse unbedingt einen Arzt konsultieren. SÖR-Sprecher André Winkel weist darauf hin, dass auch von verlassenen Nestern Gefahr ausgeht. "Die Härchen der Raupen sind zwischen fünf und zehn Jahre lang noch giftig."

Wer Eichenprozessionsspinner im öffentlichen Raum entdeckt, möge sich bitte bei SÖR unter 231-7637 melden.

3 Kommentare