Spiel- oder Parkplatz? Anwohner protestieren gegen Nürnbergs Pläne

14.10.2020, 06:36 Uhr
Dies ist der Parkplatz an der Flussstraße, um den sich die Diskussion dreht. Die Stadt will hier 12 Parkplätze streichen und einen naturnahen Spielplatz mit Kletterbereich anlegen. Anwohner wollen den Erhalt der Parkplätze.

© Rurik Schnackig Dies ist der Parkplatz an der Flussstraße, um den sich die Diskussion dreht. Die Stadt will hier 12 Parkplätze streichen und einen naturnahen Spielplatz mit Kletterbereich anlegen. Anwohner wollen den Erhalt der Parkplätze.

Zum spontanen Termin vor Ort ist Brigit Mönius allein gekommen. Aber die Vorsitzende einer Eigentümergemeinschaft betont, dass etliche Anwohner der Dr.-Carlo-Schmid-Straße hinter ihr stehen. Darunter viele Senioren. Und Menschen mit kleinen Kindern. Denn den Stempel „kinderfeindlich“ wolle sich keiner aufdrücken lassen, auch wenn er jetzt gegen das Vorhaben vorgehe. Schließlich gebe es handfeste Argumente gegen die Pläne im Stadtteil St. Jobst.

Spielen zwischen Bäumen und Sträuchern

Auch dieses Areal soll sich in eine große Spielfläche verwandeln. Nicht zu sehen: Rechts daneben, etwas erhöht, liegen Mehrfamilienhäuser der Dr.-Carlo-Schmidstraße. Vor allem die zu erwartenden Geräusche einer geplanten Seilbahn machen den Anwohnern Sorgen.

Auch dieses Areal soll sich in eine große Spielfläche verwandeln. Nicht zu sehen: Rechts daneben, etwas erhöht, liegen Mehrfamilienhäuser der Dr.-Carlo-Schmidstraße. Vor allem die zu erwartenden Geräusche einer geplanten Seilbahn machen den Anwohnern Sorgen. © Rurik Schnackig

Zunächst: Was sehen diese Pläne vor? Weit gefasst geht es um eine Fläche von 37000 Quadratmetern am Nordufer des Wöhrder Sees, beidseitig der Flussstraße. Parkwege werden saniert, barrierefreie Zugänge geschaffen. Der Streitpunkt aber ist der vorgesehene Spielplatz.

Hierfür wird ein Teil des bestehenden Parkplatzes entsiegelt und in ein bespielbares Gelände umgewandelt. Größere Kinder bekommen hier laut Stadt eine naturnahe Spielfläche zwischen Bäumen und Sträuchern. Ein Spielparcours durch die angrenzende Wiese mit einer Baumreihe aus alten Linden soll dieses Spielareal mit einem Kleinkindbereich unter den Hainbuchen im Westen der Wiesenlandschaft verbinden.

Über eine Seilschaukel sollen sich die Kinder dann in ein Baumhaus schwingen können. Dort, in der großen Robinie, lässt sich die Anlage von hoch oben erleben. Über eine Doppelseilbahn und Balancierelemente werde der Parcours weiter bis zu den Spielhügeln im Westen der Wiese führen. Überall rund um diese Fläche sollen Sitzbänke Eltern zum Verweilen einladen.

Geräusche von allen Seiten

Für Birigt Mönius und ihre Mitstreiter ist die Spielfläche an dieser Stelle jedoch völlig fehl am Platz. Nicht nur, weil in der ohnehin angespannten Parkplatzsituation nochmals zwölf Stellplätze wegfielen. Sondern auch, weil sich der Spielplatz direkt vor den Fenstern der Anwohner entlang ziehe. „Und diese Anwohner haben bereits auf der anderen Seite einen Spielplatz“, sagt Birgit Mönius. Tatsächlich befinden sich mehrere kleine private Standard-Spielflächen in den Wohnanlagen der Dr.-Carlo-Schmid-Straße. „Man kann dann als Anwohner zu keiner Seite hin mehr ausweichen.“ Vor allem wird von den Gegnern des Projektes der Lärm durch die Seilrutsche gefürchtet.


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Bebauungsplan von 1981

Zu Grunde für das Vorhaben an dieser Stelle liegt der Bebauungsplan mit der Nummer 3822 aus dem Jahr 1981. Auch dieser ist für die widersprechenden Anwohner ein Kritikpunkt: Auf dem Plan seien noch Flächen für einen Hafen sowie für eine Gaststätte vermerkt. Wenn er also ohnehin nicht stimme, sei er doch nicht unumstößlich, so die Argumentation. Auf einer Fläche weiter südlich des Parkplatzes befindet sich eine Hundewiese. Die Stadt soll prüfen, ob diese - abweichend vom Plan - nicht für als Spielfläche besser geeignet wäre. Die Wohnbebauung ist davon weiter weg, weitere Hundewiesen seien vorhanden.


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Genug Alternativen

Ein Mangel an Spielplätzen, zu diesem Schluss kommen die Kritiker, gebe es hier in der Gegend ohnehin nicht. Neben den privaten Flächen biete das Viertel noch die große Spielfläche mit Bolzplatz an der Gustav-Heinemann-Brücke, die nach Ende der derzeitigen Bauarbeiten dort wieder hergestellt werden soll sowie attraktive Spielplätze an der Ziegenstraße und am Rechenberg.

Bei der Stadt sind die Einwände angekommen. Bürgermeister Christian Vogel hat den aufgebrachten Anwohnern einen Begehungstermin Ende des Monats zugesichert. Dabei will er dann Rede und Antwort stehen und sich öffentlich zu den Plänen und der Kritik daran äußern.

Inzwischen hat auch der Bürgerverein Nürnberg Jobst-Erlenstegen Stellung bezogen: "Grundsätzlich begrüßen wir den neuen Spielplatz sowie die anderen geplanten Maßnahmen zur teilweisen Neugestaltung", sagt der Vorsitzende Jörg Brunner. Aus Sicht des Bürgervereins stelle die aktuelle Planung einen guten Kompromiss dar. Brunner: "Bei gegenseitigem Verständnis und Rücksichtnahme wird sicherlich auch zukünftig ein gutes und ausgeglichenes Nebeneinander und Miteinander der Anwohner und Nutzer der Parkanlage möglich sein."

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