Stadt Nürnberg möchte Gelbe Säcke selbst sammeln

28.5.2016, 06:00 Uhr
Die Stadt Nürnberg möchte die Gelben Säcke am liebsten selbst abholen. Derzeit sammelt den Verpackugnsmüll noch die Firma Hoffmann aus Büchenbach ein.

© Michael Matejka Die Stadt Nürnberg möchte die Gelben Säcke am liebsten selbst abholen. Derzeit sammelt den Verpackugnsmüll noch die Firma Hoffmann aus Büchenbach ein.

Dafür geht der Ärger rund um die weder besonders reißfesten noch beliebten Gelben Säcke weiter. "Es wäre sinnvoller, wenn die Stadt den Verpackungsmüll einsammelt", sagt Gerhard Bock vom Abfallwirtschaftsbetrieb der Stadt Nürnberg (ASN). Die Kommune sei näher dran an den Bedürfnissen der Bürger, "wenn jetzt was schiefläuft, kriegen wir ja eh schon den Ärger ab, obwohl wir für den Gelben Sack gar nicht zuständig sind". Dann sei es doch besser, tatsächlich in der Verantwortung zu stehen. Wer in wessen Auftrag die Gelben Säcke abholt – für Außenstehende ist das schwer durchschaubar. Bundesweit gibt es zehn Firmen, die das Duale System managen. Die BellandVision GmbH in Pegnitz ist nach dem Grünen Punkt das zweitgrößte Dienstleistungsunternehmen für die Verpackungsentsorgung und auch für die Stadt Nürnberg zuständig. Die GmbH schreibt alle drei Jahre neu aus, welcher Dienstleister die Gelben Säcke abholt. Genommen wird der günstigste Anbieter. BellandVision entscheidet derzeit, ob das in Nürnberg auch über 2016 hinaus die Firma Hofmann aus Büchenbach sein wird.

"Städte könnten nicht wirtschaftlich arbeiten"

Thomas Mehl, Geschäftsführer von BellandVision, hält nichts von der Idee, das Einsammeln von Plastikfolien und Quarkbechern den Kommunen zu übertragen. "Damit würden sich die Gesamtkosten für die Verpackungsentsorgung, die ja letztlich die Verbraucher über die Produktpreise zahlen müssen, verdreifachen." Die Städte würden sich die Verträge selber zuschieben, "sie können nicht wirtschaftlich arbeiten."

Nürnberg ist nicht die einzige Stadt, die selber die Gelben Säcke einsammeln möchte. Einige Bundesländer, etwa Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, drängen auf eine kommunale Zuständigkeit. Und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU), in dem auch Reinhardt Arndt, Vize-Chef des Nürnberger Abfallbetriebs, aktiv ist, sieht das genauso. Es könne nicht sein, dass die Städte nur den unrentablen Restmüll aus der grauen Tonne entsorgen sollen, heißt es in der VKU-Zentrale in Berlin. Das Duale System habe in den letzten 20 Jahren schlecht gewirtschaftet und es habe Beschwerden von Bürgern gehagelt - jetzt sei es an der Zeit, dass die Städte das Ruder übernehmen.

Zwist kriegen Bürger ab

Den Zwist zwischen Stadt und Systembetreiber kriegen letztlich die Bürger ab. Beispiel gelbe Tonne: Thomas Stahl hätte gerne für ein Wohnhaus in der Fürther Straße eine gelbe Tonne gehabt. Das sei für ein Haus mit zehn Mietern praktischer. Von der Firma Hofmann bekam er die Auskunft, dass die Gelben Säcke doch auch Behälter seien. "Aber das ist doch ein Witz“, sagt Stahl. "Gelbe Säcke verschandeln das Stadtbild", ärgert er sich. Oft seien sie nicht reißfest. "Nach jeder Abholtour bleibt Müll auf den Straßen liegen. Und wo es mal vermüllt ist, kommt noch mehr dazu", weil die Hemmschwelle sinkt.

"Man muss über die Bürgerfreundlichkeit der Systembetreiber nachdenken", sagt Gerhard Bock vom Abfallwirtschaftsbetrieb und meint damit, dass die Kommune es besser könnte. "Wir möchten für alle Abfallsammlungen zuständig sein und entscheiden können, welche Leistungen wir vergeben."

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