Stadt sagt Asphaltflicken auf Nürnbergs Straßen den Kampf an

26.3.2019, 05:38 Uhr
Stadt sagt Asphaltflicken auf Nürnbergs Straßen den Kampf an

© Eduard Weigert

Die rot-weiß gestreiften Absperrbaken sind die Vorboten - und der Ärger die Gewissheit. Eine Baustelle entsteht, die Wege werden so enger, für Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger gleichermaßen. Es folgen Baulärm und Dreck. Und danach? Folgt ein provisorischer Belag, der zusammen mit anderen Übergangslösungen formt, was niemand gerne vor seiner Haustür hat: einen Flickenteppich.

Solchen hat die Stadt Nürnberg nun den Kampf angesagt, beziehungsweise schon 2016. Damals entwickelte der Servicebetrieb Öffentlicher Raum ein Konzept, mit dem Provisorien vermieden werden sollten. Angestoßen von Sör-Chef Christian Vogel. Auch dem Zweiten Bürgermeister sind die Flicken ein Dorn im Auge. Er will wissen, wieso die vielen aufgerissenen Straßen und Gehwege nicht sofort wieder hergerichtet werden können. Die Erklärung: Der aufgerissene Boden müsse sich setzen, bevor der neue Belag, egal ob Asphalt oder Steinplatten, aufgetragen werden kann.

Das Argument aber lässt Christian Vogel nicht gelten, "weil sich nur bei einem kleinen Teil der Baustellen so eine Platte um weniger Millimeter bewegt", erklärt Vogel. Bei 90 Prozent der Baustellen aber passiere überhaupt nichts. Das Risiko nimmt der Sör-Chef in Kauf. Zusammen mit der N-Ergie testet der Servicebetrieb an drei Baustellen 2016 eine sofortige Wiederherstellung der Oberfläche. Mit Erfolg. Das Ergebnis: 2017 schon stellen Sör und der Energiedienstleister einen gemeinsamen Jahresplan auf, um so viele Baustellen wie möglich zu schließen.

Drei von vier Baustellen können geschlossen werden

Weil die N-Ergie Stromkabel und Gasleitungen in der ganzen Stadt verlegen muss, reißt keiner so häufig Straßen und Gehwege auf wie der regionale Stromversorger. Durchschnittlich sind es im Jahr 35.000 Quadratmeter, zu gleichen Teilen verteilt auf Gehwege und Straßen.

Doch dank des neuen Konzepts mit dem Servicebetrieb können drei von vier Baustellen im Testjahr geschlossen werden. 2018 sind es sogar 80 Prozent, sagt Christian Vogel - obwohl die Zahl der Einsätze mehr geworden ist. Denn inzwischen geht die Stadt nicht nur bei Baustellen der N-Ergie so vor, sondern auch, wenn die Stadtentwässerung und Umweltanalytik (Sun) den Boden aufgräbt. 2019 holt Sör die Feuerwehr mit ins Boot.

"N-Ergie, Sun und Feuerwehr machen einen Anteil von rund 60 Prozent aller Maßnahmen, die eine Straßenöffnung in Nürnberg zur Folge haben, aus", sagt Sör-Chef Vogel stolz. Dass vergangenes Jahre vier von fünf Baustellen ohne Provisorium ausgekommen sind, bezeichnet er als "einen tollen Erfolg". Auch weil es für die übrigen 20 Prozent eine Begründung gibt. Zum Beispiel weil die Oberfläche zeitnah wieder geöffnet werden muss, weil eine andere Maßnahme, auch aus dem Hochbau, ansteht. Die muss nicht unbedingt direkt in der Straße anstehen: Es genügt, wenn zu erwartender Baustellenverkehr die neuen Wege wieder beschädigen könnte. "Dann wird gewartet", sagt Vogel. "Oberste Prämisse ist ein wirtschaftliches Vorgehen."

Das tritt auch ein, wenn für eine Straße eine vollständige Sanierung geplant ist. Ein Beispiel dafür ist die Maximilianstraße in Nürnberg. "Hier wurde bereits Fernwärme und Wasser verlegt. Nach dem Einzug der Feuerwehr ist ein kompletter Umbau der Straße vorgesehen", sagt Vogel. Bei anderen Baustellen - wie in der Dr.-Carlo-Schmid- oder in der Marienstraße - sei die Fahrbahn gleich wiederhergestellt worden.

Qualität muss sein

Die Zusammenarbeit mit N-Ergie und Sun, einmal Tochterunternehmen, einmal Eigenbetrieb der Stadt, sei "gut und kooperativ und inzwischen gut eingespielt". Schwer ist es dagegen, die anderen einzubinden, die sich im Nürnberger Untergrund zu schaffen machen. "Der Rest sind zum Beispiel Telekommunikationsmaßnahmen oder andere private Baumaßnahmen", zählt Vogel die auf, deren Spartenverlegungen nicht sofort ordentlich geschlossen werden. "Das Problem ist, dass Anbieter von irgendwo über Drittanbieter ihre Leitungen verlegen lassen wollen - und wir dem aus Qualitätsgründen nicht zustimmen können."

Diese Flickenteppiche also bleiben, genauso wie die Altlasten. "Wir wissen, dass über die Jahre und Jahrzehnte eine Vielzahl von Altfällen entstanden ist", sagt Vogel. Die werde man auch nicht "wegzaubern" können. Ziel sei es, durch das neue Vorgehen, keine weiteren mehr entstehen zu lassen. Die Flickenteppiche, die schon in der Stadt liegen, werden im Zuge des "normalen" Unterhalts, wie Vogel betont, abgearbeitet.

Da aber haben beispielsweise Fahrbahnschäden durch die Witterung Vorrang. Auch heuer, nach einem zwar eher milden Winter, was für Sör aber nichts bedeutet. Vielmehr erzeuge der Wechsel "schön, Frost, schön, Frost" Straßenschäden durch Frostaufbrüche. Und die Löcher müssen gestopft werden. "Wo Gefahrenstellen entstehen, müssen wir reagieren", sagt Vogel. "Die Schönheit kommt danach."

8 Kommentare