„Stadtraum“ schließt bald die Pforten

13.12.2014, 07:59 Uhr
„Stadtraum“ schließt bald die Pforten

© Archivfoto: Horst Linke

Initiiert hatte das Projekt der gemeinnützige Verein „Dienstleistungen für Mensch und Haus“ (DMH). Ziel war es, Menschen vor allem in den Stadtteilen Gleißhammer und St. Peter dabei zu unterstützen, auch bei Krankheit, Pflegebedüftigkeit oder Behinderung so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu leben. Es sollte ein Netzwerk von Dienstleistern aufgebaut und das nachbarschaftliche Miteinander gefördert werden (der Stadtanzeiger berichtete).

Das Projekt wurde mit Bundes-, Landes- und städtischen Mitteln unterstützt. Da die Förderung jetzt ausläuft und eine Refinanzierung nicht geglückt ist, sei das Ende unvermeidlich, erläutert Projektleiter Christoph Arnold. „Die Fördergelder sollten durch Beiträge unserer Kunden beziehungsweise der Dienstleister ersetzt werden, etwa durch eine Vermittlungsgebühr, doch das war den Anfragenden nicht zu vermitteln“, bedauert Arnold.

Markt falsch eingeschätzt

Zu den Veranstaltungen im „Stadtraum“ seien zu wenig Besucher gekommen, die auch kaum Spenden daließen. Offenbar sei die Klientel in den Stadtteilen Gleißhammer und St. Peter nicht so zahlungskräftig, sucht Projektkoordinatorin Eva Adorf nach Gründen. Eintrittsgelder, so glaubt Arnold, hätten die Besucher abgeschreckt. Sein Fazit: „Wir haben den Markt falsch eingeschätzt.“

Problematisch gestaltete sich auch der Aufbau des Dienstleisternetzwerks. „Es ist schwer, verlässliche Leute zu finden“, berichtet Arnold. Die Fluktuation sei hoch gewesen. Qualifizierte Dienstleister wiederum wären zu teuer gewesen. Nachgefragt wurden überwiegend Putzarbeiten, meist von Frauen zwischen 60 und 80 Jahren. „Es war auch ein hoher Verwaltungsaufwand, die Daten zu pflegen“, ergänzt Eberhard Schneider, der im Vorstand des Vereins DMH mitarbeitet.

Als „erfolgskritisch“ für das Projekt „Nürnberger Weg“ wertet Arnold nicht zuletzt „parallele Aktivitäten des städtischen Seniorennetzwerks Südstadt Ost“. Dass hier zwei Informationsknoten für ältere Menschen praktisch gleichzeitig aufgebaut wurden, sei ein Problem gewesen, meint auch Schneider.

Es gab aber auch Erfolge: So sei der erste Hofflohmarkt in Gleißhammer/St. Peter, organisiert vom Team des Projekts „Nürnberger Weg“, sehr gut angenommen worden. Er wird im nächsten Jahr am 13. Juni wieder stattfinden.

Zu den Angeboten im „Stadtraum“ in der Stephanstraße 33 — Kaffeeklatsch, Kartelrunde, Strick- und Spieletreff, Vorträge sowie Stadtteil-Spaziergänge — seien in diesem Jahr rund 300 Besucher gekommen. Am besten sei der monatliche „Regalwechsel“ mit Bilderausstellungen regionaler Künstler angekommen. Dank ehrenamtlicher Unterstützung werden der Stricktreff und das Erzählcafé mit Rainer Eck fortgeführt, zunächst noch im „Stadtraum“, nach dessen Schließung Mitte 2015 voraussichtlich im Gemeinschaftsraum des bis dahin fertiggestellten, benachbarten Mehrgenerationenhauses Neubleiche der „andersWOHNEN 2010 eG“, der ebenfalls Christoph Arnold vorsitzt.

Die Internetpräsenz des „Nürnberger Wegs“ wird erhalten und ehrenamtlich weiter gepflegt. Auch die Einrichtung einer Datenbank mit Kontaktdaten zu den Beratungs- und Informationsstellen mit allen Ansprechpartnern im Stadtteil ist bereits in Vorbereitung. Das Dienstleistungsangebot, etwa die Wohnberatung zum Thema Barrierefreiheit durch Jürgen Schönborn, wird über den Verein DMH weitergeführt, allerdings will man sich bis auf weiteres auf Bestandskunden beschränken.

Informationen und Kontakt zum Verein „Dienstleistungen für Mensch und Haus“ unter Telefon 5 97 20 60 und www.dmh-service.de

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