Steht der Gelbe Sack in Nürnberg vor dem Aus?

30.11.2017, 16:16 Uhr
Die Gelben Säcke sollten in Nürnberg durch Gelbe Tonnen ersetzt werden. Daraus wird allerdings vorerst nichts.

© Patrick Seeger (dpa) Die Gelben Säcke sollten in Nürnberg durch Gelbe Tonnen ersetzt werden. Daraus wird allerdings vorerst nichts.

Gelber Sack - "Jeder schimpft darüber, das erleben wir tagtäglich", sagt Bürgermeister Christian Vogel (SPD). Erst am Wochenende habe der Wind wieder Müll aus zu früh auf die Straße gestellten Gelben Säcken in diversen Straßen in der Südstadt verteilt, empört er sich. Deshalb sei er traurig und sauer, dass es mit den Gelben Tonnen erst einmal nichts werde. Auch Umweltreferent Peter Pluschke (Grüne) fand deutliche Worte im zuständigen Stadtrats-Ausschuss: "Das werden wir uns nicht bieten lassen."

Denn das Konzept liegt fix und fertig auf dem Tisch: Die Stadt wollte ab Frühjahr 2018 — als Alternative zum Ärgernis Sack — Gelbe Tonnen testen. Nicht flächendeckend, weil das schon aus Platzgründen nicht überall machbar ist, aber in ausgesuchten Innenstadt-Gebieten mit dichter Bebauung und zum Beispiel in klassischen Wohngebieten mit Ein- und Zweifamilienhäusern.

Der Versuch sollte mindestens sechs Monate laufen und nach Vorstellung der Verwaltung wissenschaftlich begleitet werden. Dabei sollte in Erfahrung gebracht werden, ob weniger Müll auf der Straße landet, wenn Gelbe Tonnen im Einsatz sind, wie oft die Behälter geleert werden müssen, ob die Nürnberger brav nur Verpackungen einwerfen oder die Tonnen auch zur Entsorgung von normalem Hausmüll missbrauchen.

Verwunderung im Rathaus

Doch daraus wird nichts. Denn vorgestern kam beim Abfallwirtschaftsbetrieb der Stadt ein Brief an, der diese Pläne zunichte macht. Das Unternehmen Belland Vision, das in Nürnberg für das Duale System zuständig ist und die Entsorgung der Säcke organisiert, will nicht mitmachen. "Das ist unbefriedigend", findet Pluschke.

Belland Vision hat die Abfuhr der Gelben Säcke in Nürnberg an die Friedrich Hofmann Betriebsgesellschaft vergeben. Belland begründet seine Absage damit, Hofmann habe seine Leistung aufgrund der ursprünglichen Ausschreibung kalkuliert und auf dieser Basis ein Angebot abgegeben. Zusatzleistungen könnten nicht eingefordert werden, heißt es.

Im Umweltrathaus wundert man sich über den Stil des Pegnitzer Unternehmens. Es sei verblüffend zu sehen, wie wenig Bereitschaft bestand, in Gespräche zu gehen, so Umweltreferent Pluschke. Die Stadt will sich das Nein aber nicht gefallen lassen. Sie will noch einmal mit Belland Vision sprechen, um den Dienstleister doch dazu zu bewegen, beim Versuch mitzumachen. Gelingt das nicht, will die Verwaltung die sogenannte Abstimmungsvereinbarung mit Belland Vision kündigen. Das käme dem Entzug der Betriebsgenehmigung gleich, erklärt Reinhard Arndt, Zweiter Werkleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs.

Alle Stadträte gaben der Verwaltung grünes Licht für dieses Vorgehen. Die SPD unterstütze jeglichen Ansatz, damit die Stadt weiterkomme, so SPD-Stadträtin Christine Kayser. Denn das Problem sei: Am Ende fielen Probleme mit Müll aus dem Gelben Sack auf die Stadt zurück, obwohl die hier eigentlich gar nicht in der Verantwortung stehe. "Es kann nicht sein, dass wir als Kommune von dem Systembetreiber an der Nase herumgeführt werden", ergänzte ÖDP-Stadtrat Thomas Schrollinger.

Otto Heimbucher von der CSU rechnete mit dem Dualen System ab. Es sei gescheitert: Die Mehrwegquote habe abgenommen, der Verpackungsmüll zugenommen. Und die Wiederverwertungsquote dümple bei 15 bis 20 Prozent dahin. "Der ökologische Wahnsinn, die Verpackungsflut, geht einfach so weiter", ärgerte sich Britta Walthelm von den Grünen.

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