Straßenbahnlinie 4: CSU lehnt eigenen Gleiskörper ab

26.1.2017, 06:00 Uhr
Straßenbahnlinie 4: CSU lehnt eigenen Gleiskörper ab

© Eduard Weigert

Ziel ist, eine Beschleunigung der Linie 4 Richtung Am Wegfeld zu erreichen. Profitieren würden aber auch die Straßenbahnen nach St. Johannis und die Buslinie 36. Für den eigenen Gleiskörper müsste allerdings eine Straßenspur geopfert werden. Ein entsprechender Plan wird am Donnerstag dem Verkehrsausschuss vorgelegt.

Doch die CSU legt sich quer. "Das ist eine verkehrspolitische Geisterfahrt", sagt Markus König, verkehrspolitischer Sprecher der CSU. Die Ablehnung begründet er damit, dass der Verkehr wieder zunehmen wird, nachdem die Baustelle an der Hallertorbrücke abgeschlossen ist. Das Baureferat hatte zunächst erklärt, dass während der Sanierung der Hallertorbrücke für ein halbes Jahr nur eine Spur für die Autofahrer zur Verfügung stand und es keine Probleme gab. "Die Erfahrungen aus der Baustellenzeit haben ergeben, dass diese Maßnahme eine erhebliche Beschleunigungswirkung für die Straßenbahn und den Bus hat. Gleichzeitig haben sich die Kfz-Verkehrsmengen spürbar reduziert und Überlastungen sind ausgeblieben, ohne dass es zu Problemen an anderen Stellen im Stadtgebiet gekommen ist", so Baureferent Daniel Ulrich.

König hält dem entgegen, dass die Verkehrszählungen während der Bauphase kein realistisches Bild ergeben, weil viele Autofahrer der Baustelle ausgewichen sind: "Anwohner berichten uns, dass es sonst dort jeden Tag Staus gibt." Durch eine Reduzierung der Fahrspuren würde ein künstlicher Flaschenhals entstehen, der die Staugefahr noch weiter erhöht.

Auch die Bucher Straße würde entlastet

Unterstützung erhält die Stadtverwaltung von Achim Mletzko, Vorsitzender und verkehrspolitischer Sprecher der Grünen Stadtratsfraktion: "Die von uns im Rahmen der Umbaumaßnahmen am Hallertor Anfang 2016 beantragte Priorisierung der ÖPNV-Fahrspur hat ihre Bewährungsprobe bestanden. Bündnis 90/Die Grünen sind erfreut, dass die Stadtverwaltung die richtigen Schlüsse aus dem Modellversuch gezogen hat. Der Individualverkehr wird kaum beeinflusst, Busse und Straßenbahn fahren auf einer eigenen Spur und kommen schneller voran." Auf dem kurzen Abschnitt verkehren immerhin 24 Straßenbahnen und Busse innerhalb einer Stunde.

Für Ulrich sorgt die kleine, aber sehr wirksame Maßnahme auch für eine Verstetigung der nach Norden fließenden Verkehrsmenge und entlastet damit den Straßenabschnitt der Bucher Straße, zwischen Tiergärtnertor und Friedrich-Ebert-Platz. "Dort werden die Straßenbahnen von weniger Staus und die Anwohnerinnen und Anwohner von weniger Abgasen und Lärm profitieren."

Die Verringerung von zwei auf eine Fahrspur hätte zudem den Vorteil, dass der Radweg rund um die Altstadt verbreitert sowie ein gemeinsamer Rad- und Gehweg angelegt werden könnte. "Damit schließen wir eine empfindliche Lücke im Fußgängernetz", erklärt Ulrich.

König geht davon aus, dass der Spittlertorgraben als Hauptverkehrsachse bald wieder fast 30.000 Fahrzeuge am Tag zu verkraften hat, während der Bauphase am Hallertor waren es nur 21.000 gewesen. Ob die SPD zusammen mit den Grünen die CSU überstimmt und den 50.000 Euro teuren eigenen Gleiskörper beschließt, ist offen. Durch diese bauliche Maßnahme könnte die VAG aber einen Straßenbahnzug im Umlauf herausnehmen. 100.000 Euro würden so jedes Jahr gespart werden. Die Debatte erinnert an die heftigen Auseinandersetzungen in den neunziger Jahren, als durch Abmarkierungen die Straßenbahnen beschleunigt werden sollten.

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