Stress für die Kleinen: Dauerbaustelle in Nürnberger Kindergarten

15.11.2019, 05:55 Uhr
Die Sanierung des Kindergarten in der Heisterstraße kommt nicht voran, klagen die Eltern.

© Michael Matejka Die Sanierung des Kindergarten in der Heisterstraße kommt nicht voran, klagen die Eltern.

Schwarze Gummimatten auf der Erde, umsäumt von einem Bauzaun: Einen tristen Eindruck macht die Außenanlage des Kindergartens an der Heisterstraße, der sich im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses befindet. Der in die Jahre gekommene Spielplatz der Kita wurde vor etwa 1,5 Jahren abgebaut, doch die Sanierung kommt nicht voran. Für Selda B., die Vorsitzende des sechsköpfigen Elternbeirats, ist dies nicht mehr akzeptabel: "Es reicht!" Ausbaden müssen es die Kleinen: Und so rutschen die Mädchen und Jungen auf Bobby-Cars und Dreirädern über die Matten, die provisorisch das Erdreich des Gartens abdecken. Großes Spielvergnügen kommt nicht auf.

Deshalb geht es immer wieder mal zum nahen Spielplatz an der Pettenkoferstraße. Dort entdeckten Kindergartenkinder bei einem Ausflug im September Pfefferspray, es wurde damit gesprüht — ein Kind klagte über Atemnot, drei weitere Kinder über Augen- und Hautreizungen; sie wurden nach dem Vorfall in der Klinik behandelt. Seit vier Jahren engagiert sich Selda B. im Elternbeirat. Ein dicker Ordner mit Aufzeichnungen belegt die Hilfs– und Unterstützungsaktionen der Eltern. Doch vor allem die ständig auftretenden Wasserschäden bringen den Tagesablauf durcheinander. Und so kommt es nach Angaben der Eltern vor, dass man mitunter spontan gebeten wird, das eigene Kind lieber daheim zu lassen.

Für die Eltern ist das oft ein organisatorischer Kraftakt. Und auch die für die Sommerferien geplante Erneuerung der vier Kindertoiletten hat Nerven gekostet: Nachdem beim Umbau (mal wieder) ein Wasserschaden entdeckt worden ist, zog sich die Sanierung rund zwei Monate lang hin. In dieser Zeit stand den 45 Mädchen und Jungen lediglich eine einzige Personaltoilette zur Verfügung, die sie sich noch mit den Mitarbeiterinnen teilen mussten. Der Kindergarten an der Heisterstraße hat schon vor einigen Jahren für Schlagzeilen gesorgt: Eltern liefen 2012 Sturm, weil in einigen Wohnungen in den Etagen über der Kita Prostituierte ihrer Arbeit nachgingen. Die Stadt fackelte damals nicht lange und untersagte die Prostitution in dem Mehrfamilienhaus.

Über die aktuelle Situation und die ständigen baulichen Mängel ist die Leitung des städtischen Jugendamtes selbst ziemlich unglücklich. So sagt die Behördenchefin Kerstin Schröder: "Ich kann den Frust der Eltern absolut nachvollziehen." Doch warum zieht sich die Sanierung des Außenbereichs so hin? Das Grundproblem ist: Die Stadt ist nur Teileigentümer des Mehrfamilienhauses und muss sich bei Problemen mit den anderen Eigentümern absprechen. Beim Abbau der Kita-Außenanlage, die sich direkt über der gemeinschaftlichen Tiefgarage befindet, wurde festgestellt, dass das Regenwasser nicht richtig abfließen kann. Dies sorgte für Verzögerungen: Zunächst einmal mussten Fachleute eine technische Lösung für eine Drainage finden — und dann mussten die restlichen Hauseigentümer von der Sanierung überzeugt werden.

Nach "schwierigen Verhandlungen", so Schröder, habe die Stadt schließlich selbst die finanzielle Leistung übernommen. Allerdings habe man angesichts des Baubooms große Probleme gehabt, zeitnah Handwerker zu finden. In der kommenden Woche nun soll die Sanierung endlich starten. Mit dem Prinzip "Teileigentum" hat das Jugendamt genug Ärger gehabt — deshalb will die Stadt langfristig die Einrichtung an der Heisterstraße schließen. Kerstin Schröder: "Wir prüfen, ob es im Quartier Alternativstandorte gibt." Angesichts des ganzen Ärgers hat die Stadt derzeit die Betreuungskosten um 20 Prozent gesenkt. Für die Elternbeiratsvorsitzende Selda B. und die anderen Mütter und Väter ist das nur ein schwacher Trost: "Ich wünsche mir, dass der Spielplatz möglichst bald fertig ist." Mitte 2020 könnte es soweit sein, doch betont Kerstin Schröder: "Ich verspreche gar nichts mehr, wir sind hier gebrannte Kinder."

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