Stresstest auf dem Christkindlesmarkt: Wie geduldig sind die Händler?

2.12.2019, 07:00 Uhr
Die NZ hat einige Händler auf dem Christkindlesmarkt bewusst bis aufs Blut gereizt.

Die NZ hat einige Händler auf dem Christkindlesmarkt bewusst bis aufs Blut gereizt.

Kann einem Verkäufer von Geduldsspielen irgendwann der Geduldsfaden reißen? Vielleicht so: Wenn jede Menge Kinder am Stand Spielsachen ausprobieren und sich dann ein Erwachsener allen in den Weg stellt, dilettantisch mitspielt und blöd fragt. Zwei Metallschleifen müssen entwirrt werden.

Die Redakteurin schafft es ewig nicht. Und weil sie gerade einen gemeinen Kunden spielt, der so tut, als könne es gar nicht am eigenen Unvermögen liegen, behauptet sie lautstark: "Das funktioniert doch hier alles nicht". Und: Obwohl die Kundschaft schon mitgeteilt hat, dass sie heute eh nichts kaufen wird, bleibt der Verkäufer entspannt.

Der nächste Tatort: eine Bratwurst-Bude. Dumme Fragen im Gedränge – kein Problem für die Grillmeister. Würste komplett ohne Schwein? Gibt es! Die Geschichte von den Leuten, die man kennt und die einfach kein Schwein essen... Ausführlich erzählt.... Sehr ausführlich... Man bleibt geduldig. Ob es denn wenigstens vegane Würste gibt? Zum Glück nicht. Die Redakteurin bestellt klassische Drei im Weggla.

Sonderwünsche am Stand

Und die sind auch gleich das Tatwerkzeug für den nächsten Streich. An einem Stand mit gläsernem Christbaumschmuck. Alles glänzt, alles glitzert, alles ist zerbrechlich – und die Redakteurin beugt sich mit ihrem Brötchen so über die Auslage, dass sie – wäre sie die Verkäuferin – einen Tobsuchtsanfall bekommen würde. Aber: keiner schimpft. Noch nicht einmal, als sie zur Krönung mit Senf-Fingern in Richtung Ware greift.

Wie aber sieht es auf dem Markt mit Sonderwünschen aus? Eine Tüte gebrannte Mandeln, in der es nicht nur eine Geschmacksrichtung gibt? Wird der Redakteurin gemischt. Im Bratwurst-Weggla bitte die drei dunkelsten Würste vom Grill? Wird serviert. Den Glühwein bitte gemischt: Halb Kinderpunsch, halb Bratapfel. "Nein", sagt der Verkäufer, "das Gepansche schmeckt doch nicht." Ein erster Widerspruch – aber er bleibt freundlich, trotz diverser absurder Gegenargumente.

Spätestens beim Geld hört für die meisten die Freundschaft auf – aber noch nicht einmal Feilschen bringt die Verkäuferin bei einem Seifenstand aus der Ruhe.

Polizei ist mit dem Verlauf zufrieden

Hat die Redaktion einfach eine zu nette Testerin geschickt? Oder haben die Händler in der Vergangenheit einfach ein wenig mehr Charme entwickelt? Bei Seminaren vielleicht. Der Landesverband der Landesverband der Marktkaufleute und der Schausteller bietet mittlerweile entsprechende Seminare an.

Jedes Jahr stehe ein neues Thema im Fokus, sagt deren Sprecher Georg Bernhard. Vor einigen Jahren etwa habe es einen Freundlichkeits-Kurs gegeben. Auch mit der Polizei, die ja mit einem großen Aufgebot an Kräften beim Christkindlesmarkt vor Ort ist, habe man für die Händler bereits Seminare organisiert. Heuer sei es in der Schulung vor allem um eine gute Stimmung an den Glühweinständen gegangen.

Erfreulicher Verlauf

Vor allem darum, wie man – sollte es alkoholbedingt zu aggressiven Verhalten kommen – Ruhe in das Geschehen bringt. "Wir wollen die Hektik heraus nehmen", sagt Bernhard, betont aber auch, dass Aggressionen an Glühweinständen eigentlich kaum vorkommen und damit auf dem Christkindlesmarkt auch kein größeres Problem seien – der geht friedlich über die Bühne.

Das bestätigt auch die Polizei. Sprecher Bert Rauenbusch spricht am Sonntagnachmittag von einem "aus polizeilicher Sicht sehr erfreulichen Verlauf". Bislang habe die Polizei hauptsächlich mit Verlust- oder Fundmeldungen zu tun gehabt oder medizinische Hilfe geleistet. Einmal gab es an einem Glühweinstand eine verbale Auseinandersetzung, einmal musste ein rauchender Mülleimer gelöscht werden. Am meisten Aufregung verursachte ein Schwan, der sich in die Augustinerstraße verwirrt hatte. Das Tier wurde von den Einsatzkräften wieder in die Pegnitz gesetzt.

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