Stuttgarter Modell für Fernsehturm in Nürnberg?

25.5.2016, 06:00 Uhr
Momentan bleibt vielen Nürnbergern nur der Blick von unten auf den Fernsehturm.

© Michael Matejka Momentan bleibt vielen Nürnbergern nur der Blick von unten auf den Fernsehturm.

90 Sekunden dauert es mit dem Technikeraufzug und man ist oben. Oben auf dem höchsten Gebäude Nürnbergs — und dem höchsten Gebäude in Bayern. 292,8 Meter misst der Nürnberger Fernsehturm. Damit ist er sogar noch 150 Zentimeter höher als der Olympiaturm in München! Nur rauf, das darf man nicht, bis auf zwei Ausnahmen in 2015.

Nur elf Jahre konnte der 1980 eröffnete Nürnberger Fernsehturm besichtigt werden. Dann wurde die Aussichtsplattform wieder stillgelegt. Bereits 1982 schloss das Restaurant. Die Stadt Nürnberg war als Bürge beteiligt. Trotz mehrerer Pächter und wechselnden Angeboten trug sich der Betrieb auch in den Folgejahren nicht. Eigentümer ist die DFMG Deutsche Funkturm GmbH, eine Tochter der Deutschen Telekom AG. Manche Türme der Gesellschaft sind öffentlich zugänglich, so wie der in Berlin.

Warum funktioniert das nicht in Nürnberg? Das wollte auch Hartmut Beck wissen, Stadtrat der Freien Wähler (FW). "Die Stadt Stuttgart verzichtete dabei auf die Erbpacht und beteiligte sich mit 600.000 Euro an den Sanierungskosten von 1,8 Millionen Euro", verweist Beck auf Berichte. Der FW-Stadtrat forderte einen Bericht für den Rechts- und Wirtschaftsausschuss an.

Verhandlungen mit möglichen Pächtern laufen

In der Vorlage für die Sitzung am 1. Juni verweist das Wirtschaftsreferat darauf, dass es unterschiedliche Ausgangslagen in Nürnberg und Stuttgart gebe. Im Nachbarbundesland gehöre der Fernsehturm, der 2013 geschlossen und Anfang 2016 wieder eröffnet wurde, dem Rundfunk- und Fernsehsender SWR. Während vor der Schließung in Nürnberg 100.000 bis 200.000 Besucher im Jahr nach oben fuhren, waren es zuletzt in Stuttgart 300.000. So viele wären auch laut DFMG in Nürnberg für einen wirtschaftlichen Betrieb nötig.

Die Stadt Stuttgart habe die Sanierung in der Tat unterstützt. An den Betriebskosten aber beteilige sie sich nicht, wird betont. Und bereits 2011 hatte der SWR drei Millionen Euro in den Brandschutz gesteckt.

Eine Sanierung des Nürnberger Fernsehturms, das ergeben Zahlen des Finanz- und Heimatministeriums, käme auf zwölf bis 15 Millionen Euro. Fazit: „Wirtschaftlich nicht vertretbar.“ Die DFMG selbst geht dagegen "nur" von vier bis fünf Millionen Euro Kosten aus. Das wären aber nur die Mindestmaßnahmen. Allein die Betriebskosten für den zweiten (Personen-)Aufzug kämen weit über 100.000 Euro im Jahr. Auch wohl deshalb gibt es derzeit laut Wirtschaftsreferat noch keinen Pächter, der den Betrieb wieder aufnehmen möchte. Verhandlungen liefen aber.

 

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