Südbahnhof: Baubeginn verzögert sich auf unbestimmte Zeit

29.10.2013, 08:15 Uhr
Südbahnhof: Baubeginn verzögert sich auf unbestimmte Zeit

© Edgar Pfrogner

Abgeräumte Betonflächen, windschiefe Maschendrahtzäune, hier und dort ein „Zu vermieten“-Schild an einer Halle. Ein Stadtteil im Wartestand zwischen Rangierbahnhof und Ingolstädter Straße, mit fast 100 Hektar so groß wie die Nürnberger Altstadt.

Eigentlich genau das, was die stetig wachsende Großstadt mit ihrem angespannten Immobilienmarkt dringend bräuchte. Doch die Verhandlungen zwischen der Kommune und der Bahn-Immobiliengesellschaft Aurelis, die das Areal vermarktet, gestalten sich zäh, wie gesagt. Anders war das noch nie.

Viele Gespräche

Das gehe „nicht von heute auf morgen“ über die Bühne, sagt Aurelis-Sprecherin Anja Böhm auf Anfrage unverdrossen, als würde irgendwer noch damit rechnen. Die Thematik sei bekanntlich hochkompliziert, es gebe viele Gespräche.

Gebetsmühlenartig wiederholte Statements, die mehr verschleiern als offenlegen. Zum Beispiel, dass sich der Streit um den Zuschnitt der Gewerbeflächen drehen soll. Aurelis will, dass möglichst viel Gewerbe ausgewiesen wird, um den Grund besonders lukrativ zu versilbern. Die Stadt bleibt bei ihrem Plan: (nur) ein Drittel Gewerbe, ein Drittel Wohnen, ein Drittel Grün.

Die Kommune stelle immer neue Forderungen für die Brunecker Straße, das hat wiederum Hans Blendinger, Chef des Bürgervereins Hasenbuck, von Aurelis-Leuten gehört. Offenbar ist man nicht gut aufeinander zu sprechen am Verhandlungstisch. Fragt man Blendinger nach dem gigantischen Kraut-und-Rüben-Gebiet vor seiner Haustür, reagiert er stinksauer. „Das wird totgewartet“, blafft der sonst so freundliche Mann. Den Menschen sei es nicht mehr zuzumuten, dass hier nichts vorangehe. Informiert werde nicht, „wir sind außen vor“.

Vorerst existiert die neue Siedlung im Süden nur auf dem Papier: Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Ulrich Maly (Mitte) erläuterten im Sommer 2013, wie sie sich die Entwicklung des Geländes an der Brunecker Straße vorstellen.

Vorerst existiert die neue Siedlung im Süden nur auf dem Papier: Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Ulrich Maly (Mitte) erläuterten im Sommer 2013, wie sie sich die Entwicklung des Geländes an der Brunecker Straße vorstellen. © Stefan Hippel

Es gebe eine Rahmenvereinbarung, die „noch nicht in allen Punkten endverhandelt“ sei. Siegfried Dengler vom Stadtplanungsamt drückt sich diplomatisch aus. Wenn das Papier eines Tages unterschrieben sei, werde man es dem Stadtrat vorlegen. Erst wenn das erledigt ist, mache der städtebauliche Wettbewerb Sinn, der das Konzept für den neuen Nürnberger Stadtteil liefern soll.

Dass Sand im Getriebe ist, räumt der Stadtplaner ein. Das gelte für die Frage der Gewerbeflächen, aber auch für das umfassende Entwässerungskonzept, das jetzt für die 100 Hektar entworfen werden muss. Die EU will das so, außerdem ist das städtische Kanalnetz stark belastet und Regenwasser soll im Boden natürlich versickern (wir berichteten).

Alternative zum Hafenwald?

Pikant, dass die im Nürnberger Flächennutzungsplan vorgesehenen 30 Hektar Industrieflächen südlich des Hafens exakt so groß sind wie der Gewerbeanteil auf dem Brunecker-Areal. Am Hafen freilich steht einer der letzten zusammenhängenden Wälder im Stadtgebiet zur Disposition. An der Brunecker Straße wächst schon lange nur noch Unkraut.

Zur Vorgeschichte: 2001 begannen die Gespräche, 2003 verkündete Oberbürgermeister Ulrich Maly freudig, die nicht mehr benötigten Bahnflächen könnten Nürnbergs drängendste Flächenprobleme lösen. Wobei der Wohnungsmarkt damals längst nicht so unter Druck stand wie heute. „Die Bahn geht, die Stadt kommt“, sollte die Parole lauten, von Stadtreparatur war die Rede.

Das ist zehn Jahre, viele Zwischenberichte und Rahmenvereinbarungen her. An der Brunecker Straße, wo manche Verträge mit Gewerbemietern noch bis 2024 laufen, wird der erste Möbelwagen erst in vielen Jahren vorfahren. Aurelis will das Gelände bis 2032 erschließen.
 

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