Taffe Hurricanes fegten über ihren Gegner hinweg

7.9.2009, 00:00 Uhr
Taffe Hurricanes fegten über ihren Gegner hinweg

© Zink

Doch was auf den ersten Blick sehr respektabel und weitaus zufriedenstellend aussieht, offenbart gleichzeitig die größte Schwäche der Nürnberger Football-Frauen: Nachdem die Mannschaft von Trainer Andy Raps zweimal vergeblich versucht hatte, die deutsche Meisterschaft zu holen, soll es nun endlich beim dritten Anlauf klappen. «Aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei», scherzt Johanna Frankenberg.

Die zierliche Football-Spielerin steht am Spielfeldrand und sieht ihren Kolleginnen zu. Im letzten Heimspiel, dem Playoff-Halbfinale gegen die Hamburg Amazons, muss unbedingt ein Sieg her, damit die Chancen auf den Titel gewahrt bleiben und die Hurricanes zum großen Finale in zwei Wochen nach Lübeck reisen können.

«Dieses Jahr muss es einfach klappen, denn wir haben noch härter an uns gearbeitet und konnten auch dank der guten Arbeit unserer Coaches einige Probleme abstellen», sagt die 23-Jährige, die wegen einer Fußverletzung für die restliche Saison passen muss. Die Footballspielerin strahlt Optimismus aus. Sie ist sich sicher, dass ihr Team aus den Fehlern der vergangenen Jahre gelernt hat. «2007 konnten wir eigentlich mit dem zweiten Platz zufrieden sein, weil die Berlin Kobra Ladies im Finale haushoch überlegen waren und deutlich mit 55:18 gewonnen haben. Im letzten Jahr dagegen wollten wir umso mehr gewinnen und waren sehr siegessicher. Dann kam noch die Nervosität dazu und das Spiel hat sich gewendet», erzählt Frankenberg.

Doch von Nervosität ist im Spiel gegen Hamburg nichts zu sehen. Begeistert feuert die Spielerin, die normalerweise in der Position des Defensive Backs oder Running Backs spielt, die Nürnberger Frauen an. Gerade läuft es gut für die Hurricanes. Ihnen gelingt ein Touchdown nach dem anderen.

Ein Touchdown jagt den nächsten

Zuerst lässt Quarterback Gabi Duvinage, gleichzeitig Vereinsvorsitzende, die Hurricanes jubeln. Jeanette Beastoch sichert die nächsten Punkte, dann Jana Steglich, dann Katharina Brzoza. Die Hurricanes wollen es an diesem Nachmittag so richtig wissen - umso ausgeprägter ist der Kampfgeist und umso angespannter die Stimmung.

Es wird gebrüllt, geschrien, gekämpft. Im Wettstreit um den Ladiesbowl ist vom Auftreten typischer Ladies keine Spur zu sehen. «Football ist taff und hart - aber genau das gefällt uns daran so gut», sagt Frankenberg grinsend. Früher hat die 23-Jährige Fußball gespielt, aber sich im Strafraum fallen zu lassen, um einen Elfmeter herauszuschinden, das hat ihr nicht gefallen. «Hier arbeitet man nicht mit solchen Tricks. Wer am Boden liegt, hat sich tatsächlich verletzt, aber meistens ist es nicht so schlimm.»

Mit blauen Flecken muss man als Footballspielerin jedoch leben können. «Ich werde schon manchmal auf meine blauen Flecken angesprochen - wahrscheinlich denken die Leute, ich werde geschlagen oder so», sagt Frankenberg. «Wenn ich dann erzähle, dass ich Football spiele, werde ich aber oft belächelt, weil es ja eigentlich ein Männersport ist, aber solchen Leuten sage ich einfach: Probiert’s doch selber mal aus!»

Football unter Frauen ist zwar nicht ganz so hart und schnell wie bei den Männern. Zimperlich, zurückhaltend und scheu darf man hier dennoch nicht sein. «Ich liebe Football einfach, weil es ein unendlich tolles Gefühl ist, in der Endzone einen Touchdown gemacht zu haben. Außerdem hält die Mannschaft sehr stark zusammen, wir sind auch privat gut befreundet», schwärmt die Sportlerin.

Inzwischen laufen die letzten Sekunden - das Ticket nach Berlin ist den Hurricanes sicher, die mittlerweile haushoch mit 46:0 führen. Jetzt haben sich alle Mannschaftsmitglieder und Familienangehörige an der Außenlinie versammelt und fiebern dem Ende entgegen. Dann die Erlösung. Die Hurricanes haben es wieder einmal geschafft, den Einzug ins Finale der deutschen Meisterschaft. Erleichtert klatschen sich die Spielerinnen ab, Trainer Andy Raps bekommt eine Dusche - das Ritual der Footballfrauen nach jedem Spiel.

Klatschnass, aber glücklich stellt der Coach fest: «Ich bin mehr als zufrieden, denn die Mannschaft hat sich so sehr reingehängt. Wenn der Zusammenhalt auch weiterhin so stark ist, sind wir im Finale nicht mehr zu stoppen.» Einen kleinen Wunsch hat Raps aber dann doch noch. «Am Tackling müssen wir noch etwas arbeiten, aber ansonsten war alles perfekt.»

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