Tanz unter Schneeflocken ins neue Jahr

2.1.2011, 22:47 Uhr
Tanz unter Schneeflocken ins neue Jahr

© Michael Matejka



Tanz unter Schneeflocken ins neue Jahr

© Michael Matejka

Erste Station der Entdeckungsreise: die Scheune der Altstadtfreunde in der Zirkelschmiedsgasse. Zwischen Holzbalken und nackten Steinwänden ist es kaum wärmer als draußen. Die Winterjacken werden gar nicht erst ausgezogen. Die Band John Q Irritated stimmt mit Voodoo-Groove auf den Abend ein. Eine Gruppe junger Mädchen kann schon bei den ersten Klängen nicht stillhalten. Ein guter Tipp gegen kalte Füße, sagen sie.

Tanz unter Schneeflocken ins neue Jahr

© Michael Matejka

Außergewöhnliche Locations und ein musikalisches Feuerwerk hatten die Veranstalter bei der Planung im Sinn. Nach Bardentreffen und Klassik Open Air ist das Silvestival das neue Projekt des städtischen Kulturprojektbüros. „Wir wollten das kulturelle Angebot in der Silvesternacht erweitern und haben offenbar einen Nerv getroffen“, meint Andreas Radlmaier, Leiter des Projektbüros. Die 2700 Karten waren innerhalb kurzer Zeit restlos ausverkauft. „Und die meisten Besucher haben sich offenbar nur allzu gerne auf eine Erkundungstour durch die Stadt begeben.“

Die zweite Station nach der Scheune der Altstadtfreunde ist das Germanische Nationalmuseum. Im Aufseßsaal erheben sich gerade die meisten von ihren Sitzplätzen, um sich ein Gläschen Sekt zu holen. Frank Wuppinger und das L’Orchestre Europa haben eine kurze Pause angekündigt. Viele beschließen deshalb, gleich wieder weiterzuziehen. Im Kunstverein Kohlenhof in der Grasersgasse, dem nächsten Veranstaltungsort, wird es dementsprechend eng. Latente Enttäuschung macht sich breit: Auch hier macht die Band gerade Pause. Wer Yara Linss mit ihrem Bossa Nova hören will, bleibt, die anderen gehen weiter.

Auf den Straßen findet ein reger Austausch zwischen den Silvestival-Pilgern statt – sie sind gut erkennbar an den roten Leuchtstäben, die an den Stationen verteilt wurden und die nun um den Hals der Besucher baumeln. „Die machen gerade Pause“, ruft einer von der anderen Straßenseite herüber. „Wir schauen trotzdem mal hin“, wird geantwortet. Vor dem Club Stereo in der Klaragasse dann die erste Schlange. „Einlassstopp, bei uns gehen nur 200 Menschen rein“, brummt der Türsteher. Unten im Club ist es in der Tat rappelvoll. Bei schummrigem Licht macht Carlos Reisch mit seiner Band ordentlich Stimmung. Reihenweise erhobene Hände schwingen im Takt der HipHop-Klänge mit. Statt Sekt trinkt man hier Cuba Libre und Bier.

Weiter geht’s, diesmal zum Klarissenplatz. Inzwischen ist es halb zwölf und es hat angefangen zu schneien. Der Ort vor dem Neuen Museum ist der einzige, der auch ohne Silvestival-Eintrittskarte besucht werden kann. Überfüllt ist der Platz dennoch nicht. Um die Bühne herum schart sich eine ordentliche Menschenmasse. Und tanzt. Salsa mit launigen oberpfälzischen Texten unter freiem Himmel – stillstehen ist bei Los Dos Y Compañeros einfach nicht möglich. „Hier ist es am besten“, sagt Christina Hantke begeistert. „Deswegen bleiben wir bis Mitternacht auf jeden Fall hier. Danach lassen wir uns einfach treiben.“ Um kurz vor zwölf erscheint Oberbürgermeister Ulrich Maly auf der Glaswand des Museums und zählt den Countdown herunter. „Vier, drei, zwei, eins ...“ Die Menschen fallen sich in die Arme. Die kurzen Ansprachen vom Oberbürgermeister und von Kabarettist Matthias Egersdörfer per Videobotschaft gehen zwischen den Glückwünschen und Umarmungen unter. Und als Walzermusik aus den Lautsprechern erklingt, wird ins neue Jahr getanzt. Bei leise rieselndem Schnee. Kitschig. Romantisch. Schöner als in jeder Hollywoodschnulze.

Wo man sich danach auch umhört, überall Begeisterung. „Wenn es das Silvestival nächstes Jahr wieder gibt, sind wir auf alle Fälle wieder dabei“, stimmen Hilde Bauendahl und Irmtraud Hinderks mit vielen anderen überein. „Mehr Karten wären dann aber toll, viele unserer Freunde haben keine mehr bekommen.“ Auch Projektleiter Andreas Radlmaier zieht eine positive Bilanz und hebt vor allem die entspannte Atmosphäre hervor. Ob es eine Fortsetzung des Silvestivals geben wird, kann er allerdings noch nicht sagen. Das wird erst in den kommenden Wochen entschieden.

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