Tapetenwechsel mit Quark und Kalk

26.11.2008, 00:00 Uhr
Tapetenwechsel  mit Quark und Kalk

© Sippel

NZ: Was kann man sich unter diesen historischen Farben vorstellen?

Claudia Rößner: Früher haben die Maler ihre Wandfarbe vor Ort aus Quark und Kalk selbst angerührt. Man kann natürlich heute auch noch mit einer Schüssel Magerquark und einem Eimer Kalk auf die Baustelle kommen. Aber mittlerweile gibt es Hersteller, die Kalk- und Kaseinfarben in Pulverform anbieten.

NZ: Kann man als normaler Heimwerker damit überhaupt umgehen?

Rößner: Naturfarben lassen sich ganz einfach verarbeiten. Jeder, der mit Dispersionsfarbe streichen kann, kann das auch mit Kasein- oder Kalkfarbe. Ein großer Vorteil ist, dass man nur soviel Farbe anrührt, wie man benötigt. Am Ende stehen nicht halbvolle Eimer im Keller herum. Auch wenn das Material etwas teurer ist, gibt man nicht unbedingt mehr Geld aus.

NZ: Bei Dispersionsfarben kann sich der Kunde viele Farben anrühren lassen. Geht das mit Naturmaterialien auch? Und wie sieht es anschließend an der Wand aus?

Rößner: Ich arbeite fast ausschließlich mit Pigmenten aus Erden und Mineralien. Damit kann ich nahezu jeden Farbton mischen. Mir gefällt ein natürlicher Anstrich besonders gut: Die Oberfläche wirkt fast samtig, und die Farben sind sehr angenehm. Darüber hinaus riecht die Naturfarbe nicht. Gerade Allergiker oder Bauherren, die ökologisch arbeiten möchten, sind von den Naturfarben begeistert.

NZ: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, mit diesen Materialien zu arbeiten?

Rößner: Ich habe ursprünglich Theatermalerin gelernt. Nach meiner Zeit an den städtischen Bühnen habe ich dann bei einem Kirchenmaler gearbeitet und dort alte Techniken und Materialien kennengelernt. Als ich mich dann vor elf Jahren selbstständig gemacht habe, war klar, dass ich meine Farben selbst anrühre. Die Materialien faszinieren mich und erscheinen mir einfach ehrlicher.

NZ: Was erwartet die Besucher bei Ihrem Vortrag?

Rößner: Wir klären erst einmal grundlegend, was Farben überhaupt sind: nämlich Anstrichmittel, die aus Pigmenten und einem Bindemittel bestehen. Ich zeige dann, wie man die Farben anrührt, und wir sprechen darüber, welche Pigmente sich für was eignen.

NZ: Was machen Sie, wenn Sie keine Vorträge zu historischen Farben halten?

Rößner: Ich habe einen Dekorationsmalerei-Betrieb, und die Aufträge sind sehr vielfältig: Für einige Kunden erstelle ich nur ein Farbkonzept und berate sie bei der Auswahl. Für einen Single, der alleine in einem Loft wohnt, werden es sicherlich andere Farben wie für eine Großfamilie mit Hund. Andere möchten sich ihre Räume komplett gestalten lassen. Das reicht von einer Villa, die ich über ein Jahr ausgestaltet habe, bis zu einem winzigen Badezimmer. Fragen: Clara Grau

Der Vortrag von Claudia Rößner zur Verwendung historischer Farben findet am Donnerstag um 19.30 Uhr im Kulturladen Schloss Almoshof statt. Der Eintritt beträgt 3,50 Euro (ermäßigt 2 Euro).

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