Tausche irische Harfe gegen Eulen aus Athen
12.10.2003, 00:00 Uhr
Von wegen Euro-Frust! Die ersten Sammler stehen bereits um 8.30 Uhr vor der Eingangstür des Geldinstituts. Hinweise der Mitarbeiter, dass die Tauschbörse erst um 12 Uhr startet, kontern sie lässig „Das wissen wir schon, doch wir wollen die Ersten sein.“
Die Beliebtheit des D-Mark-Nachfolgers ist offenbar ungebrochen; zumindest bei denen, die noch die irische Harfe, die Venus von Botticelli oder die Athener Eule suchen. 18 500 Münzen im Wert von 4650 Euro hat Ingo Friedrich für die Tauschbörse besorgt. Der Vizepräsident des Europäischen Parlaments gehört zu den Initiatoren der Aktion.
Begehrte Finnen
Als um 12 Uhr die Türen zur Haupthalle der Sparkasse am Lorenzer Platz aufgehen, stürmen die Münzfreunde sofort die Schalter mit den selteneren Euros. Stefan Nekovar (13) und sein Freund Maximilian Gschwandtner (13) reihen sich bei Finnland ein. „Ich suche noch finnische 1- und 2-Cent-Stücke für meine Schwester“, sagt Stefan, während vor ihm 45 weitere Sammler geduldig warten, bis sie an der Reihe sind.
Lange Schlangen bilden sich auch vor den Schaltern mit irischen, portugiesischen und luxemburgischen Euros. Drei Münzen darf jeder Teilnehmer 1 zu 1 eintauschen. Auf einem Laufzettel wird jeweils die Menge vermerkt.
Heinz Sauer (63) ist unter den Ersten, die sich drei finnische Geldstücke sichern. Nun geht er in die private Tauschecke, in der die Sammler miteinander verhandeln. Er fahndet vor allem nach Münzen aus Belgien, Finnland, Frankreich, den Niederlanden und Spanien. Denn in diesen fünf EU-Ländern wurden bereits ab 1999, also schon drei Jahre vor dem Start der neuen Währung, Euros geprägt.
Geld im Gehwagen
Eine Rentnerin kramt derweil aus ihrem Gehwägelchen kleine Tüten, in denen sie nach Ländern und Jahrgängen sortiert die Euros aufbewahrt. Sie tritt in Verhandlung mit Sauer. Zum Tauschen sind ihr die Euros recht, doch als „Währung war mir die D-Mark lieber“, gesteht sie. ANDREAS FRANKE