Technik hautnah, bitte anfassen

14.7.2012, 08:45 Uhr
Technik hautnah, bitte anfassen

© Gerullis

Der Renner fährt gerade mal 20 Kilometer pro Stunde. Nicht sonderlich schnell, aber straßentauglich. Das beweist das Mofa-Nummernschild, das den Segway ziert. Obwohl das „Einpersonentransportmittel“ weder neu noch schnell ist: Auf der Technikmeile reihen sich die Tester für eine Fahrt auf dem zweirädrigen Gefährt, das durch die Verlagerung des Körpergewichts des auf der Achse stehenden Fahrers gesteuert wird, dicht aneinander. Der Renner, sozusagen.

„Viele sind eben doch noch nie auf einem gestanden, haben es nur mal gesehen“, sagt Marcel Kleinberger. Er studiert Elektrotechnik an der technischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg — und präsentiert die Zweiräder. Sein Job: helfen, erklären und Interesse wecken.

Das will nicht nur der 24-Jährige, sondern auch jeder andere Mitarbeiter der 30 Aussteller auf der fünften Technikmeile in der Nürnberger Innenstadt. Von der Lorenzkirche über die Karolinenstraße bis zum Jakobsplatz zeigen Unternehmen auf Einladung des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), was sie leisten.

Zwei Schlagworte sind an fast jedem der Pavillons, die auch heute von 10 bis 19 Uhr aufgestellt sind, zu hören: Elektromobilität, Nachwuchskräfte. Auch hier prescht der Segway vor: „So kann man junge Leute für Technik begeistern“, sagt Kleinberger. Schließlich sei auch das „Zweirad“ elektronisch betrieben. „Vier Stunden Vollgas“ sind möglich. Dann muss der Segway an den Stecker.

Zündkerzen wechseln

Während er den älteren Testfahrern eher die Funktion des Gefährts erklären muss, versucht Kleinberger den jüngeren Fahrern „den Ingenieurberuf schmackhaft zu machen“. Das klingt so: „Ingenieure sitzen nicht nur vor Plänen und rechnen, sondern sind kreativ — von Getriebe bis Handy.“

Auch Harald Huxhagen will junge Leute für Technik begeistern — auf unterschiedlichen Wegen. Der Ausbilder für Technische Produktionsdesigner bei MAN sieht eine Gruppe junger Mädchen, die sich zögerlich ins Zelt des Ausstellers wagt. Direkt am Eingang erwartet die Jugendlichen ein monströser Lkw-Motor. Huxhagen merkt schnell, wie er die Gruppe besser einfangen kann — und lotst sie zum Zündkerzen-Wechsel. „Dort müssen die jungen Frauen acht Zündkerzen ab- und wieder aufschrauben.“ Die Zeit wird gestoppt, das spornt an. „Macht Spaß“, sagen die Jugendlichen am Ende. Oder: „Interessant.“

Interessant sind für Ausbilder Huxhagen aber vor allem diejenigen, die am Motor hängenbleiben. „Bei denen ist schon eine Neigung zur Technik spürbar“, sagt der 52-Jährige.

Welche Bedeutung die Elektromobilität für die technische Zukunft hat, ist auf der „Meile“ zu sehen. Ein elektrischer Buggy wird von den Passanten ebenso genau unter die Lupe genommen wie diverse Elektroautos. Dabei müssen die Aussteller die Zurückhaltung der Fußgänger erst überwinden. „Setzen sie sich ruhig“, sagt deshalb einer. Die Technik soll hautnah erlebt werden.

Thomas Leopold hat keine Berührungsängste. Er nimmt mit seinen 1,93 Metern in einem futuristischen „vollelektrischen Leichtfahrzeug“ Platz. Er fühlt sich wohl. Für eine zweite Person, wie angegeben, aber wird es zu eng. Trotzdem: „Als Zweitwagen kann ich mir schon ein Elektroauto vorstellen.“ Immerhin. Auch ein kleiner Schritt in die Zukunft.

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