Terror am Telefon: Die miesen Tricks der Betrüger

16.5.2017, 05:56 Uhr
Das ist perfide: Trickbetrüger versuchen am Telefon als Kriminalbeamte, ihre Opfer dazu zu bringen, Geld und Wertsachen "aus Sicherheitsgründen" zu übergeben.

© Arno Burgi, dpa Das ist perfide: Trickbetrüger versuchen am Telefon als Kriminalbeamte, ihre Opfer dazu zu bringen, Geld und Wertsachen "aus Sicherheitsgründen" zu übergeben.

Sie sind kreativ, in Gesprächsführung gut geschult und können lupenreines Deutsch. Beinahe wäre Rudolf Gersch (Name geändert) solchen Betrügern auf den Leim gegangen. Doch ein Restzweifel rettete ihn und seine Frau vor einem Schritt, der ihn arm gemacht hätte. Eines Tages klingelte das Telefon im Hause Gersch in Heroldsberg. Es meldete sich jemand, der sich als "Oberkommissar" von der Kripo ausgab.

Angeblich seien in der Nähe fünf Rumänen in ein Haus eingebrochen. Drei der Täter habe man festnehmen können, zwei seien auf der Flucht. Wenig später klingelte das Telefon wieder, der angebliche Beamte behauptete, dass nun auch ein vierter Täter geschnappt worden sei. 

Der Anrufer sagte auch, dass ein Notizbuch bei den Tätern sichergestellt wurde, in dem Namen und Adressen von Nachbarn und Gerschs Name mit Anschrift  stehen würden. Dann erkundigte sich der falsche Kripo-Beamte über die Vermögensverhältnisse: Gibt es einen Tresor? Wie viel Geld ist auf der Bank? 

Für echte Kriminalisten ist klar: Der Anrufer will sein Opfer immer weiter verunsichern. So weit, dass es bereit ist, sein Geld und seine Wertsachen in Sicherheit zu bringen. Bei der Kripo werden die Anrufer "Keiler" genannt. Auf Anfrage bei der Polizeipressestelle in Nürnberg heißt es, dass die Hintermänner im südosteuropäischen Raum sitzen und von dort aus telefonieren. Ist das Opfer "reif", vereinbaren die Anrufer, ähnlich wie beim Enkeltrick, einen Treffpunkt mit einem "Abholer". Der nimmt dann die Wertsachen und das Geld entgegen und verschwindet damit auf Nimmerwiedersehen.

200 Fälle in Nürnberg

2016 wurde im Dezernat 2 der Kriminalpolizei Nürnberg das Kommissariat 27 (K 27) gegründet, das Betrügereien bearbeitet. Rund 200 solcher Fälle wurden im vergangenen Jahr angezeigt, heißt es. Im laufenden Jahr zeichnet sich ab, dass die Anzahl dieser Anrufe weiter zunimmt. Doch die Kriminellen fühlen sich recht sicher. Ermittlungsdruck? Fehlanzeige. "Bedingt durch die Tatsache, dass sich die Täter im Ausland aufhalten, ist der Erfolg, also die Festnahme eines Tatverdächtigen, sehr selten. Die Haupttäter arbeiten im Hintergrund. An sie ist ganz schwer heran zukommen", erklärt Polizeisprecher Bert Rauenbusch.

Auch Rudolf Gerschs "Keiler" versuchte, großen Druck auszuüben und Angst zu schüren. Er rief mehrfach an und gab Ratschläge, wie sich das Ehepaar wegen der Einbrecherbanden in der kommenden Nacht verhalten soll: Rollos runterlassen, Türen versperren und aus "Sicherheitsgründen" dürfe mit niemandem darüber gesprochen werden — Handy und Telefon könnten abgehört werden. Selbst seinen Töchtern gegenüber hätte Gersch nichts sagen dürfen. "Ich sollte ihm das am Telefon sogar versprechen." 

Der Rentner wurde misstrauisch, rief trotzdem eine Tochter an. Sie war alarmiert und setzte sich mit der echten Polizei in Verbindung. Eine Streife fuhr zu Gersch und bestätigte, dass hier Betrüger am Werk sind. Als der angebliche Herr Steiner noch mal anrief, sagte der 83-Jährige es ihm auf den Kopf zu, dass er ein Betrüger sei. Gersch: "Daraufhin beschimpfte mich der Mann in unflätiger Weise. Ich hängte einfach ein."

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