Tiergarten Nürnberg verzichtet auf Elefanten

9.2.2010, 00:00 Uhr
Tiergarten Nürnberg verzichtet auf Elefanten

© Karlheinz Daut

Da genauso viele männliche wie weibliche Dickhäuter geboren werden, mussten sich die Tierparks etwas einfallen lassen. Zoologen plädierten für «Junggesellen-Gruppen«. Der Nürnberger Tiergarten hatte sich bereiterklärt, zwei pubertierende «Rambos« aufzuziehen. Nach ein paar Jahren sollten die erwachsenen Bullen wieder an die ursprünglichen Besitzer zurückgegeben werden.

Kratzbaum gegen Langeweile

Hierfür wollte man das Elefanten-Gehege «bullensicher« machen: Massivere Boxen, höhere Eisenpoller zum Publikum hin, ein großes hydraulisches Tor - umfangreiche Schlosserarbeiten waren geplant. Ein englischer Elefanten-Experte hatte die Nürnberger Anlage inspiziert und für geeignet befunden. Außerdem gab der Fachmann Tipps, wie man die Jungtiere ausreichend beschäftigen kann: Mit Sandduschen, Futterverstecken und Kratzbäumen sollte keine Langeweile einkehren.

Geeignete Tiere standen schon zum Umzug nach Nürnberg bereit. Doch daraus wurde nichts: Ursprünglich hatte die Tiergarten-Leitung mit rund 300.000 Euro Umbaukosten gerechnet. «Wir wollten aber keine ungefähre Schätzung, sondern möglichst genaue Zahlen«, erklärt Tiergarten-Direktor Dag Encke. Schließlich steckt ihm immer noch die Kostenexplosion bei der im Bau befindlichen Delfin-Lagune in den Knochen: Statt ursprünglich angesetzter 10,3 Millionen Euro wird die neue Tümmler-Welt nun auf 18 Millionen Euro veranschlagt.

Bei einer detaillierteren Aufstellung der Baumaßnahmen für das Elefanten-Areal stellte sich schließlich heraus, dass man fast eine Million Euro aufbringen müsste. Damit war für Encke die Bullen-Haltung abgehakt: «Der Aufwand ist einfach zu groß.« Auch Tiergarten-Bürgermeister Horst Förther sieht keine Chance, die tonnenschweren Dickhäuter in absehbarer Zeit an den Schmausenbuck zu bringen: «Unser städtischer Haushalt gibt das nicht her. Und bei einem Bauunterhalt von jährlich nur 100.000 Euro muss man sich lange strecken, bis das Geld beisammen wäre.« Falls sich die finanzielle Situation der Stadt verbessern sollte, so Förther, habe man frühestens in fünf oder sechs Jahren eine Chance, Elefanten anzusiedeln. Die Unterlagen für eine professionelle, großzügige Haltung liegen in seiner Schublade.

Neue Hackschnitzel-Heizung

Unabhängig von diesen Überlegungen hat der Tiergarten soeben eine Hackschnitzel-Heizung für seinen Betriebshof angeschafft. Damit könnten die Heizkosten in diesem Bereich in Höhe von 120.000 Euro pro Jahr halbiert werden. Für den ganzen Zoo fallen jährlich etwa 700.000 Euro für Heizung, Wasser und Strom an.

Die neue Hackschnitzel-Heizung für 230.000 Euro schafft eine Wärmeleistung von 150 Kilowatt. Zum Vergleich: Ein neu gebautes, gut gedämmtes Reihenhaus benötigt fünf bis zehn Kilowatt. Wichtig ist der Tiergarten-Leitung der Gedanke der Nachhaltigkeit. Mit dieser von der N-Ergie geförderten Technologie können gegenüber der alten Anlage 190 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr eingespart werden.

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