Tipps: So helfen Sie Vögeln am besten durch den Winter

5.11.2018, 13:57 Uhr
Nachdem im Sommer viele Amseln, vor allem in Nürnberg, dem Usutu-Virus zum Opfer fielen, brauchen sie besondere Hilfe.

© LBV Nachdem im Sommer viele Amseln, vor allem in Nürnberg, dem Usutu-Virus zum Opfer fielen, brauchen sie besondere Hilfe.

Es ist still. Auffällig still. Das war es bereits in den so heißen, langen Sommerabenden. Kein Frühmorgen-, kein Abendlied ist - melodiös und meisterlich von Antennen oder Bäumen herab - zu hören. Irgendwann hüpften im Sommer keine Amseln mehr herum, während man Rasen mähte. "Wir hatten relativ viele Anrufe von Bürgern, die auf einmal keine Amseln mehr in ihrem Garten sahen", erinnert sich Carmen Günnewig, Diplombiologin und Mitarbeiterin beim Landesbund für Vogelschutz (LBV). "Wer bei uns anruft, beobachtet seine Vögel sehr genau. Populationen verschieben sich immer mal wieder. Doch die vielen toten Amseln haben uns stutzig gemacht."

Eine Untersuchung beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit identifizierte das Usutu-Virus als Ursache des Amselsterbens. "Dieses Virus befällt Insekten, die es auf Amseln und andere Singvögel übertragen. Amseln sterben daran", erläutert Günnewig. "Das Usutu-Virus breitet sich nur bei sehr warmer Witterung aus. Und Nürnberg war neben Hamburg eine Hochburg!" Warum? "Das weiß keiner so genau."

Hygiene ist Pflicht

Inzwischen habe sich die Lage beruhigt. "Es besteht die Hoffnung, dass es bei guter Brutfolge im Frühjahr 2019 eine Erholung des Bestandes gibt", beruhigt Günnewig Amselfans. Eine Antwort darauf, wie viele Schwarzröcke noch in Nürnberg leben, erhoffen sich die LBV-Mitarbeiter von der "Stunde der Wintervögel" vom 4. bis zum 6. Januar 2019: "Da haben wir es dann schwarz auf weiß."

Eine Blaumeise zieht zum Beispiel das frische Fett mit Samen in der Kokosnuss-Schale an.

Eine Blaumeise zieht zum Beispiel das frische Fett mit Samen in der Kokosnuss-Schale an. © LBV

Wer den Amseln, aber auch vielen weiteren gefiederten Gesellen helfen möchte, gut durch den Winter zu kommen, kann mit dem Füttern ab sofort beginnen. Einiges sollte man dabei unbedingt beachten, betont die Biologin, "ganz ohne Mühe geht es nicht!" Wer Futterstellen einrichtet, sollte sie - je nach Witterung - auch bis ins Frühjahr pflegen. "Gerade bei geschlossener Schneedecke und Minustemperaturen gewöhnen sich die Vögel an bestimmte Stellen, kommen regelmäßig und verlassen sich darauf, dort Futter zu bekommen.

Das klassische Vogelhäuschen sei nicht zu empfehlen: "Es wird leicht feucht, die Vögel koten hinein..." Schnell bilden sich da Krankheitserreger, die den Vögeln schaden. "Und da kaum jemand das Häuschen täglich reinigt, empfehle ich Futtersäulen." Anregungen zu besonders geeigneten Futtersystemen kann man sich nicht nur auf der LBV-Seite, sondern auch im Botanischen Garten in Erlangen holen: Ab Dezember richtet der LBV dort eine Musterfutterstelle ein.

Der bunte Stieglitz (Distelfink) genießt wie viele Vogelarten, im winterlichen Garten noch Samen von Blühpflanzen zu finden.

Der bunte Stieglitz (Distelfink) genießt wie viele Vogelarten, im winterlichen Garten noch Samen von Blühpflanzen zu finden. © LBV

Was häufig vergessen werde: Vögel benötigen dringend Wasser, insbesondere, wenn sie vor allem Trockenfutter fressen und kein Schnee liegt. Eine flachere Schale tut es als Tränke, doch sollte sie keinen glatten Rand haben, an dem die Tiere leicht abrutschen. Ein flacherer Stein in der Mitte kann als zusätzlicher Landeplatz dienen. "Ausgesprochen wichtig ist auch hier die Hygiene", betont die 52-jährige Vogelexpertin. "Täglich muss die Tränke mit einer Wurzelbürste und Wasser - keinesfalls aber mit Spülmittel oder Chemikalien - gereinigt werden, bevor man sie wieder mit kühlem Wasser füllt." Das sollte aus Selbstschutz selbstverständlich nicht im Küchenbecken erfolgen.

Nicht schwer: Futter selbst machen

Reges, buntes Treiben vor dem Fenster? Wer dabei gerne zusieht, sollte (mit etwas Abstand zueinander) mehrere Futterstellen für unterschiedliche Nahrungsbedürfnisse einrichten - das klappt sogar auf dem Balkon. Voraussetzung dafür ist jedoch "qualitativ gutes Futter; und wer füttert, muss sich auch kümmern!" Minderwertiges Futter enthalte Füllstoffe, etwa billige Fette. "Gepresste Meisenknödel vom Supermarkt oder Discounter sollte man nicht anbieten - viele Vögel nehmen sie auch nicht an. Schlecht sind auch die Netze: Die Tiere verheddern sich darin leicht", warnt Günnewig.

Praktisch und vor allem viel hygienischer als ein Vogelhäuschen ist die Futtersäule. Wer unterschiedliche gefiederte Besucher beobachten möchte, sollte jetzt mehrere Futterstellen installieren und sie bis ins Frühjahr regelmäßig betreuen und säubern.

Praktisch und vor allem viel hygienischer als ein Vogelhäuschen ist die Futtersäule. Wer unterschiedliche gefiederte Besucher beobachten möchte, sollte jetzt mehrere Futterstellen installieren und sie bis ins Frühjahr regelmäßig betreuen und säubern. © LBV

Was also tun? "Natürlich empfehle ich unser Futter aus dem LBV-Shop", meint sie schmunzelnd. "Es ist zudem frei von Ambrosia-Samen, die die Vögel sonst verbreiten. Ambrosia ist keine heimische Pflanze und befördert beim Menschen Allergien." Futter selbst zusammenmischen? "Da weiß man, was man hat! Es gibt wunderbare Rezepte im Internet." Etwa aus Sonnenblumenkernen, Haferflocken, ungesalzenen Erdnüssen; zur Beimischung Hirse, Mohn, Distel- und andere Samen, Bucheckern. Vielleicht eine nette Ergänzung zum Plätzchenbacken oder als Bastelhit für Kindergeburtstage im Winter.

"Wünscht man sich gefiederte Vielfalt, gilt es, bei den Futterstellen zu unterscheiden: Haus- und Feldsperling, Fink, Kernbeißer oder Eichelhäher sind Körner- und Kernspezialisten. Rotkehlchen, Dompfaff, Kohl- und Blaumeise, Star und natürlich Amsel sind Weichfutterfresser (beispielsweise Rosinen, Beeren, Sonnenblumenkerne, Früchte, Haferflocken). Amseln genießen auch Apfelstückchen und benötigen als Bodenfresser ihr Futter etwa in einer Schale (täglich reinigen!). Spatzen? Sind Allesfresser. Kleiber, Buntspecht und aus warmen Gefilden zurückkommende Stare mögen es fett. Günnewig empfiehlt "Fettblöcke mit einer extra Vorrichtung zum Einklemmen".

Auf die Gartenpflanzen achten

Wer die Futtersituation von Vögeln ohne Zusatzkosten verbessern will, sollte auf die Gartenbepflanzung achten. "Blühpflanzen lange stehen lassen, damit sie Samen ausbilden können - auch wenn es im Herbst nicht so ordentlich aussieht", rät die LBV-Expertin. Was noch? "Wilde Ecken anbieten, nur dann sind Insekten für die Vögel da. Heimische Gewächse anpflanzen, die Samen und Früchte ausbilden."

Mit Steinen gefüllte Drahtkörbe (Gabionen), gepflasterte Garten- und Wegbereiche, dazwischen ein stylisches Japangras - "das sieht man immer mehr", sagt Carmen Günnewig mit unverhohlenem Unverständnis in der Stimme. "Da kann sich nichts halten. Das ist sinnlos für die Natur. Und Gabionen ersetzen keine Hecke."

Weitere Informationen, auch zu vogelfreundlichen Pflanzen oder Mitmachprogrammen telefonisch unter 0911/ 454737 oder unter www.lbv.de.

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