"Toll, dass man hier als Musiker Anerkennung findet"

10.4.2015, 20:38 Uhr

© Stefan Hippel

So ganz aus freien Stücken ist Gergely Molnár nicht zu seinem Instrument gekommen. Den Einstieg in die Musik fand er wie viele andere Musikschüler auch über die Blockflöte. Den Rest hat das Schicksal für ihn erledigt. „In meiner Schule in Budapest war bei den Hörnern noch ein Platz frei“, erzählt der 32-Jährige. Gergely hat ihn eingenommen. Punkt. So war das. Mit der Klassik habe er anfangs etwas gefremdelt, erinnert sich der Musiker. „Das Üben hat mir nicht gefallen, aber inzwischen sehe ich den Sinn“, versichert er.

Schließlich war es auch das Instrument, das ihm den Weg hinaus in die Welt geebnet hat. Irgendwann wurde er zum Probespiel in Justus Frantz’ Philharmonie der Nationen eingeladen — und wurde prompt ins Orchester geholt. Mit dem ging er auf Tournee, und es keimte die Idee, in Deutschland zu studieren.

Die Wahl fiel auf Mannheim, wo Gergely Molnár 2007 ein Studium begann. Die deutsche Sprache hat er sich selbst beigebracht. „Nur wenn ich in den Theaterferien zu Hause in Ungarn bin, verliere ich ein bisschen Wortschatz“, sagt er. Dafür kann es schon mal vorkommen, dass ihm in seiner Heimat statt „Köszönöm!“ ein deutsches „Danke!“ herausrutscht.

In Deutschland fühlt er sich wohl, er hat Freunde gefunden, viele davon arbeiten am Staatstheater. Daran, dass man sich hier zur Begrüßung umarmt, statt sich wie in Ungarn auf die Wange zu küssen, musste er sich erst gewöhnen. Genauso wie an die Termine, die man selbst für private Dates ausmachen muss. „Wenn man jemanden fragt, ob er nach der Arbeit auf ein Bier mitkommt, heißt es meist: ,Jetzt nicht, aber vielleicht übermorgen’, das geht bei uns spontaner.“

Der Hornist Gergely Molnár vertritt im Staatstheater Ungarn,

Der Hornist Gergely Molnár vertritt im Staatstheater Ungarn,

Bei den Philharmonikern ist Molnár einer von sechs Hornisten, die — mit einer Holländerin, drei Deutschen und zwei Ungarn — schon ein internatinales Grüppchen innerhalb des multinationalen Orchesters bilden.

Ein Problem ist das nicht. „Ich hatte als Ungar in Deutschland nie Nachteile gegenüber Deutschen“, sagt der Musiker, der besonders Puccini und Mahler liebt und seine Freizeit gern mit Klettern und Radfahren in der Natur verbringt. Er findet es toll, „dass man hier als Musiker Anerkennung findet“. In seiner Heimat ist das keine Selbstverständlichkeit. „Die finanzielle Situation der Orchester ist in Ungarn unverändert instabil“, weiß er. Da hat er es in Deutschland besser.

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