Trampolinspringen: Gesund aber gefährlich?

8.6.2018, 17:09 Uhr
Trampolinspringen: Gesund aber gefährlich?

© Silas Stein/dpa

Immer mehr Kinder müssen ins Krankenhaus eingeliefert werden, weil sie sich beim Trampolinspringen verletzt haben. Diese Entwicklung beobachten die Ärzte in der Cnopf’schen Kinderklinik, bestätigt Nicole Spychalski, Oberärztin und Fachärztin für Kinderchirurgie. "Das Patientenaufkommen mit zum Teil schwerwiegenden Verletzungen hat sich erhöht. Die Kinder kommen mit Knochenbrüchen, darunter schweren Ellenbogenbrüchen, aber auch mit Wirbelsäulenverletzungen und -brüchen, die nahezu ausschließlich bei Trampolinunfällen passieren."

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) macht schon seit Jahren auf einen großen Zuwachs an Trampolinunfällen bei Kindern aufmerksam. Laut ihrer Studie aus dem Jahr 2014 hat sich die Zahl der Verletzten in den vergangenen 15 Jahren mehr als verdreifacht. Das Robert-Koch-Institut stellte zudem in einer Erhebung vor zwei Jahren fest, dass Trampolinspringen die häufigste Unfallursache bei Kindern unter sechs Jahren ist, die ein Sport- oder Freizeitgerät benutzten.

Stürze und Zusammenstöße

Trampolinspringen: Gesund aber gefährlich?

© Michael Fröhlich

Der Grund für die hohen Unfallzahlen: Es sind viel mehr Trampoline im Gebrauch als früher. Zum einen in Form von großen Trampolinanlagen, zum anderen aber auch das eigene Gerät im Garten. Die Verletzungen passieren bei Stürzen, Zusammenstößen zwischen den Kindern, aber auch durch das Dauerspringen, berichtet Kinderchirurgin Spychalski. Ihrer Meinung nach sei die lange Dauer des Springens vor allem in kommerziellen Anlagen ein Problem: "Es wird eine bestimmte Zeit gebucht, etwa 1,5 Stunden, und die Kinder wollen diese Zeit ausnutzen. Aber 1,5 Stunden auf dem Trampolin sind letztendlich zu viel für sie."

Fabian Altrichter, einer der Betreiber des Trampolinparks Airtime, sieht das anders. Kontinuierliches Durchspringen ohne genügend Ausdauer sei ohne kurze Erholungspause ohnehin nicht möglich. "Die meisten Verletzungen passieren in den ersten drei Minuten. Das liegt daran, dass sich die Menschen oft zu viel zutrauen." Dabei beruft er sich auf die hausinterne Statistik. Genügend Pausen einzulegen, gehöre für ihn beim Trampolinspringen unbedingt dazu. Dies stehe auch in den Verhaltensregeln, die der Trampolinpark auf seiner Internetseite veröffentlicht. Jeder Besucher müsse sich die Regeln vor dem Einlass in die Aktionsbereiche auf Video anschauen. Auch könne er sie auf Plakaten vor Ort noch einmal durchlesen.

Einhaltung der Pausen wird nicht kontrolliert

Er kann es und darum darf er es auch: Der kanadische Profi Greg Roe war zu Gast im Airtime Trampolinpark. Laien sollten Saltos und andere Kunststücke auf dem Gerät aber nicht ausprobieren.

Er kann es und darum darf er es auch: Der kanadische Profi Greg Roe war zu Gast im Airtime Trampolinpark. Laien sollten Saltos und andere Kunststücke auf dem Gerät aber nicht ausprobieren. © Stefan Hippel

Die Airtime-Mitarbeiter kontrollieren die Einhaltung der Pausenzeiten zwar nicht, behielten jedoch die Besucher soweit es gehe im Auge: "Unsere Guides sind darauf geschult, Ermüdungserscheinungen und Überanstrengungssymptome zu bemerken und entsprechend zu handeln." Wenn Kinder die Anlage nutzen, sehe der Betreiber aber die Eltern in der Pflicht, auf das eigene Kind zu achten.

Alle Verletzungen und Unfälle – ob bei Kindern oder Erwachsenen, ob große oder kleine – würden bei Airtime dokumentiert, erläutert Altrichter. Und diese Statistik zeige: "Pro 1000 Besucher verletzen sich zwei." In Sachen Sicherheit sehen sich die Beitreiber ohnehin im Vorteil. Altrichter: "Durch die laufenden Tüv- Kontrollen, eigene Rundgänge und ständigen Verbesserungen sind wir die deutlich sicherere Alternative zum Trampolinspringen im heimischen Garten."

Ein Sport- und kein Spielgerät

Grundsätzlich sieht Nicole Spychalski kein Problem darin, dass Kinder Trampolinspringen. Schließlich könne man sich auch beim Fußball oder anderen Aktivitäten Knochenbrüche zuziehen. Auch Reinhard Hoffmann, DGOU-Generalsekretär, will das Trampolin nicht verteufeln: "Der Springspaß tut der Stärkung der kindlichen Muskulatur als Ausgleich zum häufigen bewegungsarmen Alltag sehr gut." Er gibt aber auch zu bedenken: "Das Trampolin ist ein Sport- und kein Spielgerät. Mit dem richtigen Gefahrenbewusstsein und der nötigen technischen Sicherheit lässt sich die Unfallgefahr verringern." 

 

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