Trends: Diese Souvenirs sind bei Touristen in Nürnberg beliebt

13.8.2018, 07:47 Uhr
Gestatten, das "Kampftrinker-Modell" mit verzwicktem Löchersystem; doch die Auswahl an Bierkrügen ist enorm und bei amerikanischen Gästen in Nürnberg sehr begehrt.

Gestatten, das "Kampftrinker-Modell" mit verzwicktem Löchersystem; doch die Auswahl an Bierkrügen ist enorm und bei amerikanischen Gästen in Nürnberg sehr begehrt.

"Selbstverständlich sind die Händler völlig frei in ihrer Auswahl, der Kunde entscheidet!", erklärt Yvonne Coulin, Geschäftsführerin der Congress- und Tourismus-Zentrale – und freut sich über die Erfolgszahlen. Stiegen die Übernachtungen in Nürnberg im ersten Halbjahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr doch um 8,9 Prozent auf knapp 1,7 Millionen und die Gästezahl um 8,1 Prozent auf 900.000.

"Ich finde Souvenirs wichtig; als etwas, das ich mitbringe oder das mich an Nürnberg erinnert. Geschmackliche Entgleisungen gibt es natürlich", meint sie. "Ein Anstecker für einen Hut – da bin ich entspannt. Aber ein kleiner Playmobil-Dürer im Gepäck ist doch sympathisch." Zu viele Souvenirläden gibt es in Nürnberg sicherlich nicht, ist sie überzeugt.

Was sich darin tummelt, ist ein mit Lokalkolorit überzogenes Sammelsurium praktischer Gegenstände und dem, was gemeinhin für Bayern wie Deutschland steht. Feuerzeug, Fingerhut, Schnapsglas, Schlüsselanhänger oder Stifte mit Nürnberg-Wappen, Bierkrügerl – Miniaturformat bis Humpen –, der Taschenschirm mit Motiven von St. Lorenz bis Schönem Brunnen oder die Schneekugel mit Burg: Standard! Im Laden beim Heilig-Geist-Spital erfreut sich der Noris-Tourist zudem an Bärchen mit Deutschlandfahne, Glasanhängern oder Putten-Szenen aus dem Erzgebirge.

Am Hauptmarkt im dazugehörigen Eckladen mit weitgehend identischem Angebot besteht am Wochenende die Kunst darin, hineinzugelangen. Die Angestellten haben alle Mühe, die Touri-Menge im Auge zu behalten. Stress pur. Etwas nachfragen? Kaum möglich. "Sorry, do you have a shirt with . . ." Der Geräuschpegel verschluckt den Restsatz, eine Gruppe Franzosen schiebt sich dazwischen.

Kaufverhalten sehr unterschiedlich

Ähnlich viel Andrang herrscht im "Memories of Nürnberg" in der Plobenhofstraße. "Die Amerikaner fragen häufig, ,do you have beer steins?‘ – und meinen Bierkrüge", erzählt Mitarbeiterin Angelika Weintritt. "Da werden durchaus über 100 Euro hingelegt! Asiaten wollen dagegen wissen, was das sein soll und ob man daraus heiße Sachen trinken kann." Schmunzelnd verweist sie auf ein "Kampftrinker-Modell" mit Löchern im oberen Bereich. "Man muss genau wissen, welches Loch man zuhalten muss, damit das Trinken tatsächlich funktioniert." Tricky!

Unübersehbar auch hier: das Kuckucksuhren-Sortiment. "Weltweit werden sie als ,typisch deutsch‘ angesehen, ob am Frankfurter Flughafen, in Köln oder hier", sagt Kollegin Corinna Wall. Sie lacht herzhaft: "Ich glaube, die gefallen allen, außer den Deutschen." Ein Modell misst von Zapfen bis Hirschgeweih wohl1,30 Meter. "Das kaufte vor einiger Zeit eine Dame aus Moskau." Platz braucht man dafür, auch im Koffer. T-Shirts, Küchentücher, Nagelknipser – "die kaufen Asiaten mit Vorliebe" – oder Schwingfiguren, die auf und nieder hüpfend Kinder erfreuen, sind da leichter portabel. Und der absolute Renner? "Magnete!" Kitschiger geht es kaum.

Was ist denn das da vor der Frauenkirche? Eine Urne? Rätselraten. Egal, gekauft wird der Magnet wie verrückt. "Japaner legen dagegen viel Wert auf Qualität, die kaufen keinen Kitsch und bedauern, dass es in der Stadt keinen Louis-Vuitton-Laden mehr gibt, während Italiener sehr gern zu den Keramik-Tellerchen greifen. . ." Gold, grell, bunt, alle Größen und alles drauf, von der Kaiserburg bis zum Brandenburger Tor in Berlin – nun, Geschmackssache.

Generell sei seit zwei Jahren zu beobachten, "dass die Leute sparen", sind sich die Mitarbeiterinnen einig. Nebenan bei "Lebkuchen Schmidt" gehen dagegen die hochwertigen Elisen wie am Fließband über den Ladentisch. Die ganze Welt trifft sich auch hier, Europa, Asien, USA, Kanada, Australien – "meist müssen wir erst einmal den Unterschied zwischen Lebkuchen und Spekulatius erklären", sagt Filialleiterin Madalina Oncica lächelnd. "Haben wir gerade frisch gebacken, werden uns die noch warmen Honig- oder Nusselisen-Lebkuchen geradezu aus der Hand gerissen."

Fünf Minuten für Birkenstocks

Unabdingbarer Klassiker natürlich: Bratwürstchen. In Dosen gibt es sie nahezu überall. Dort, wo sie beispielsweise von hungrigen Kreuzfahrt-Reisenden vorab probiert wurden, ist der Zugriff auf das Mitbringsel der mundgerechten Würstchen in der Dose allerdings häufiger. "Und Asiaten zeigen uns meist Fotos von dem Essen, das sie möchten", berichtet Rico Schiemann, Betriebsleiter im Bratwurst Röslein. Nah dran, doch ein Kulinarik-Souvenir, mit dem Asiaten so gar nichts anfangen können, ist Senf, weiß Elke Kokott. Dem Touristenmagneten Dürer-Haus ganz nah ist ihr "Senfladen", ein Hort für 230 Sorten.

Das schafft selbst bei Kennern Verwirrung, doch Kokott berät, manchmal mit Händen und Füßen. Sprachlich unkompliziert sind die Schweizer. "Seit wir mal im ,Zürcher Tagblatt‘ waren, kommen häufig Schweizer – und die experimentieren gern." Auch sie hat den Eindruck, dass die Leute eher mehr Geld ausgeben als früher. "Allerdings kommen zu uns auch eher Individualtouristen."

Diese werden auch in der Buchhandlung "Korn & Berg" gegenüber der Frauenkirche glücklich. Kunst ist hier Trumpf. "Bei handkolorierten oder schwarz-weißen Stichen sind Amerikaner und Australier Spitzenreiter", sagt Wenke Rehwinkel. "Was man an Hochwertigem anbietet, geht, wenn es gefällt, egal wie teuer." Nürnberger Historie, insbesondere zu den Themen Drittes Reich oder Kriegsverbrecherprozesse, läuft hervorragend, "auch Taschenbücher von deutschen Autoren in englischer Übersetzung werden oft nachgefragt. Eher untypisch als Mitbringsel sind wohl die hochwertigen ,paper blank‘-Notizbücher; Chinesen und Amerikaner kaufen sie säckeweise."

Noch ungewöhnlicher funktioniert der Souvenirkauf im "Reformhaus am Hauptmarkt". Damen wie Herren aus England, den USA, Kanada und Australien nehmen von hier begeistert Birkenstock-Sandalen mit in die Heimat. "Nach dem Männleinlaufen sehen sie draußen die Auslage – und dann geht’s los", beschreibt Filialleiterin Petra Muhr den Ansturm, "und dieses Geschäft tut uns wirklich gut." Wie es dazu kommt? "Die Schuhe sind hier billiger und wir hätten mehr Auswahl, sagen uns die Kunden." Viel Zeit zum Auswählen bleibt häufig dennoch nicht, erinnert sich Muhr schmunzelnd an eine hereinstürmende Dame. ",Ich habe fünf Minuten Zeit, um Birkenstocks zu kaufen‘, hat sie auf Englisch gesagt, ,der Bus wartet!‘ Sie hat’s geschafft. Sagenhaft!"

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