Trotz brauner Farbe: Nürnbergs Trinkwasser ist sauber

3.10.2014, 05:59 Uhr
Chlorgeschmack und eine braune Färbung des Leitungswassers haben in letzter Zeit für Unbehagen in Nürnberg gesorgt.

© Patrick Pleul/Symbolbild (dpa) Chlorgeschmack und eine braune Färbung des Leitungswassers haben in letzter Zeit für Unbehagen in Nürnberg gesorgt.

Eisen und Mangan mag keiner im Teewasser haben. Doch genau das kam in den vergangenen Tagen aus manchen Leitungen im Stadtgebiet. Bei einem Neuanschluss hatten sich die Sedimente gelöst. Das Wasser mag unappetitlich ausgesehen haben, doch „alle Messergebnisse der Untersuchungen sind in Ordnung“, hieß es am Donnerstag bei der N-Ergie. Es war eine ärgerliche, aber überschaubare Störung. Inzwischen ist das Wasser nach umfangreichen Spülungen laut N-Ergie wieder klar.

Die Darmkeime, die man im Sommer im Hochbehälter in Krottenbach gefunden hatte, schlagen da eher auf den Magen. Zwar wurden diese Keime durch Chlorung nicht mehr nachgewiesen, doch woher sie kamen, das weiß derzeit niemand.

Niedrige Grenzwerte

Eine heikle Situation, schließlich soll Trinkwasser so rein sein, dass es jeder jederzeit und ohne Bedenken trinken kann. Strenge Vorschriften und extrem niedrige Grenzwerte sollen das gewährleisten. Doch das Trinkwasser ist ein Naturprodukt. Der Großteil des Wassers, das in Bayern aus dem Hahn sprudelt, stammt aus dem Grundwasser. Bei seinem Weg vom Grund- zum Trinkwasser durchläuft es verschiedene Stationen. Das Nürnberger Trinkwasser kommt unter anderem aus Hochbehältern in Ranna und Krottenbach.

Laut Landesamt für Umwelt ist mehr als die Hälfte des geförderten Rohwassers in Bayern so rein, dass es sofort als Trinkwasser zu den Verbrauchern weitertransportiert werden kann. Noch. Denn in einer Risikoanalyse geht man dort davon aus, dass bis 2021 immerhin 38 Prozent des Grundwassers mit Giftstoffen belastet sein werden. Schon jetzt ist, gerade in landwirtschaftlich stark genutzten Regionen, das Grundwasser vor allem durch Nitrat aus Düngemitteln belastet. So ist nach Angaben des bayerischen Umweltministeriums in Fürth eine Wasseraufbereitungsanlage wegen Nitrats geplant.

„Hauptverursacher sind die Stickstoffeinträge aus der konventionellen Landwirtschaft“, sagt der Nürnberger Grünen-Landtagsabgeordnete Markus Ganserer. Bei 190 von 809 Messstellen in Mittelfranken liege die Nitratkonzentration bei mehr als 50 mg pro Liter. Laut Umweltministerium muss vor allem im Kreis Nürnberger Land das Trinkwasser wegen der Nitrat- oder Pestizidgehalte aufbereitet werden. In Nürnberg ist dies den Angaben zufolge nicht der Fall. Unter den Wasserversorgern, bei denen in einer Bestandsaufnahme im Jahr 2013 die Nitratwerte über 25 beziehungsweise 40 mg pro Liter lagen, werden die Nürnberger nicht aufgeführt.

"Kein Nitratproblem"

„In Nürnberg haben wir keine Nitratprobleme beim Trinkwasser“, sagt der Leiter des Umweltamtes, Klaus Köppel. Obwohl der Grundwasserbericht 2011 der Stadt den Ortsteilen Höfles, Buch, Schnepfenreuth und dem Süden von Boxdorf schlechte Noten ausgestellt hatte. Dort lagen die Werte über 150 Milligramm pro Liter Grundwasser. Laut Trinkwasserverordnung liegt die Höchstgrenze bei 50 Milligramm pro Liter. „Dieses Wasser gelangt aber nicht ins Trinkwasser“, wie Köppel betont.

„Der Einfluss der Landwirtschaft lässt sich nicht vermeiden“, sagt Klaus Winkelmair, stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamtes. Grundsätzlich sei das Problem der Nitratbelastung längst erkannt und gehandelt worden. So sei der Grenzwert Anfang der 90er Jahre von 90 mg auf 50 mg pro Liter gesenkt worden.

Alle fünf bis sechs Jahre soll der Grundwasserbericht aktualisiert werden. „Verbesserungen lassen sich nicht von heute auf morgen herbeiführen“, sagt Köppel vom Umweltamt. Es sei eine mittel- bis langfristige Entwicklung. „Seit 1992 haben wir durchaus Verbesserungen erreicht.“ Unter anderem setze man nun auf eine zusätzliche Wasserzufuhr aus dem Rednitztal und andere Düngemittel.

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