Trotz Überlastung: Bamf baut 1500 Stellen ab

14.12.2017, 23:57 Uhr
Das in Nürnberg ansässige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bestätigte, dass die Zahl der Vollzeitstellen zwischen Januar 2017 und November 2017 um 1581 gesunken ist.

© dpa Das in Nürnberg ansässige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bestätigte, dass die Zahl der Vollzeitstellen zwischen Januar 2017 und November 2017 um 1581 gesunken ist.

Das zeigt eine gemeinsame Recherche der Nürnberger Nachrichten und der Welt. Die Nürnberger Behörde erklärte auf Anfrage, dass die Zahl der Vollzeitstellen – sogenannte Vollzeitäquivalente – zwischen Januar 2017 und November 2017 von 9057 auf 7476 zurückgegangen ist. In diesem Zeitraum wurde vor allem die Zahl des "temporären Unterstützungspersonals" reduziert, das im Zuge der Flüchtlingskrise zum Bamf kam.

Im Januar gab es in der Behörde 2166 solcher Vollzeitstellen, im November waren es nur noch 464. Eine Sprecherin erklärte, die Amtsleitung verfolge das Ziel, mit der Umwandlung von befristeten Stellen in Dauerstellen, die genehmigten Haushaltsstellen, "die bisher nicht vollständig mit Dauerkräften besetzt werden konnten, dauerhaft zu besetzen". Dadurch solle "möglichst vielen Beschäftigten eine langfristige berufliche Perspektive" geboten werden.

Allerdings könne das Bundesamt "nicht alle befristet Beschäftigten in ein Dauerverhältnis bringen, da für knapp 3300 Beschäftige nur circa 2100 Dauerstellen gegenüberstehen". Dieser Personalabbau hängt auch mit der sinkenden Zahl von Asylbewerbern zusammen – das Amt reduziert nun die Infrastruktur. Entsprechend sollen auch Bamf-Standorte geschlossen werden.

Unruhe bei Bamf-Mitarbeitern

In der Belegschaft sorgt das sowie die Kommunikation darüber dem Vernehmen nach für Unruhe. Auch bei der Personalversammlung Mitte der Woche in Nürnberg war es Thema, berichten Teilnehmer. Vor kurzem sah sich Vize-Präsident Ralph Tiesler sogar dazu gezwungen, in einem Schreiben an alle Bamf-Mitarbeiter auf einen Bericht der Westfälischen Nachrichten über die verabredete Schließung des Ankunftszentrums Münster zu reagieren. Denn in der Belegschaft rumorte es, nachdem es in einem Bericht der Zeitung zunächst hieß, dass die Schließung das Ergebnis "wochenlanger Verhandlungen" zwischen Kommune, Land und Bamf gewesen sei. Tiesler wies das in seinem Brief an die Belegschaft am 13. Oktober zurück und sprach von einer "Falschmeldung".

Das Bundesamt habe erst am 11. Oktober von den Plänen erfahren. Die Redaktion habe angekündigt, ihre Berichterstattung in dieser Hinsicht zu korrigieren. Das Integrationsministerium in Nordrhein-Westfalen stellt den Ablauf allerdings anders dar. Auf Anfrage erklärte das Haus: "Erste konkrete Gespräche haben Ende September/Anfang Oktober stattgefunden." Die Entscheidung sei dann schließlich "in gegenseitigem Einvernehmen" in der Woche ab dem 9. Oktober gefallen. "Das Bamf war während des gesamten Zeitraums in den Prozess eingebunden", erklärte eine Sprecherin des Integrationsministeriums.

Weiteren Standorten droht Schließung

Das Nürnberger Bundesamt wollte auf Nachfrage keine genauen Zeitpunkte der Gespräche mitteilen. Eine Sprecherin stellte aber erneut fest, dass es "keine wochenlangen Verhandlungen" gegeben habe. Die Meldung der Zeitung habe man daher klarstellen müssen. Das Bamf kommuniziere an Beschäftigte "frühestmöglich, sobald die Entscheidung feststeht".

Aktuell arbeiten in der Außenstelle in Münster, wo sich neu angekommene Asylsuchende melden können, 162 Mitarbeiter. Bis zum Auslaufen des Mietvertrags Mitte 2018 soll der Standort weiterbetrieben werden, erklärte die Bamf-Sprecherin. Sie nannte außer Münster noch drei weitere Standorte, die geschlossen werden – sie liegen in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Allerdings seien die Planungen für das Jahr 2018 nicht abgeschlossen. Mindestens zwei Standorte in Schleswig-Holstein werden dann wohl auch geschlossen – das dortige Innenministerium sieht keinen Bedarf für den Weiterbetrieb.

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