U3 fährt schon ein

5.12.2011, 21:04 Uhr

Wer an einem der Zugänge zum U-Bahnhof am Friedrich-Ebert-Platz vorüberkommt, mag sich dieser Tage wundern. Hinter dem Sperrgitter laufen die Rolltreppen, ganz langsam, in Schleichfahrt, wie es fachmännisch heißt — sie sind schon in Betrieb. Zu hören ist auch, wie U-Bahnen ein- und ausfahren. Tatsächlich ist die U3 schon nach Plan unterwegs, natürlich ohne Fahrgäste, denn sie befindet sich im „vorgezogenen Betrieb“, wie VAG-Sprecherin Elisabeth Seitzinger erklärt. Dadurch soll sichergestellt werden, dass mit der Eröffnung der Fahrbetrieb „stabil“ ist.

Bis dahin müssen laut Jochen Kohler vom U-Bahnbauamt nur noch „Kleinigkeiten“ erledigt werden: Lichtbänder werden montiert, letzte Verkabelungen vorgenommen, Sitzbänke komplettiert. Nach der abschließenden Grundreinigung am Friedrich-Ebert-Platz sollte alles im neuesten Glanz erstrahlen.

Dann ist es endlich geschafft. Dann sind 127800 Kubikmeter Aushub davongefahren, 4000 Tonnen Stahl und 40000 Kubikmeter Beton verbaut worden. Dann können Anwohner und Geschäftsleute endlich ihren Frieden machen mit dem 66 Millionen Euro teuren Bauabschnitt, an dem seit 2007 gearbeitet wurde. Denn eine außerordentliche Belastung war es für Anlieger in vieler Hinsicht, so einiges gab es auszuhalten und zu verkraften.

Jahrelang schimpften Autofahrer, die am Friedrich-Ebert-Platz im Stau standen. Jahrelang gab es Lärm und Dreck, der Anwohnern wie Geschäftsleuten mal mehr, mal weniger zu schaffen machte. „Unsere Kunden beschwerten sich vor allem über den Schmutz und die fehlenden Parkplätze“, heißt es vonseiten einer Apotheke, die mitten in der Bauzeit am Friedrich-Ebert-Platz eröffnete. Ansonsten aber „haben wir mit der Situation gelebt“.

So gelassen können andere nicht über die Bauzeit reden. Bernd Ruder vom gleichnamigen Tabakwaren-Geschäft spricht von Gewinneinbußen bis zu 50 Prozent, das sei existenzgefährdend gewesen. Mittlerweile „geht es langsam wieder besser“. Denn die Umgestaltung des Friedrich-Ebert-Platzes ist abgeschlossen, der Zugang zum Laden problemlos möglich.

Wie Ruder erging es manchem Unternehmer, das ergaben stichprobenartige Umfragen am Friedrich-Ebert-Platz und am Kaulbachplatz, wo gestern noch letzte U-Bahn-Schilder angebracht wurden. Zum Teil musste in den vergangenen Jahren hilflos zugesehen werden, wie Kunden ausbleiben — allein aufgrund der Parkplatznot, die mit den Bauarbeiten einherging.

Schließlich bedienen nicht alle Geschäftsleute eine flexible Klientel wie der Naturkostladen am Kaulbachplatz, wo man keine Kunden verlor. „Unsere Kunden fahren in der Regel Rad oder sind Fußgänger“, lautet die Begründung.

Unter dem Strich aber hoffen die Geschäftsinhaber im Umfeld der beiden U-Bahnhöfe, dass mit der Eröffnung des neuen Streckenabschnitts der U3 der Umsatz wieder zunimmt. Also: Ende gut, alles gut?

Na ja. Auch wenn die U3-Verlängerung an sich befürwortet wird, so schütteln doch viele Bürger weiterhin den Kopf über das, was da dem „Auge“ angetan wird. Während die einen am Kaulbachplatz die dunklen Zugänge zur U-Bahn noch achselzuckend, aber auch schmunzelnd „Maulwurfshügel“ nennen, schimpfen die anderen frei heraus, wie hässlich der Friedrich-Ebert-Platz geworden sei — Bauvorschriften hin oder her. Das ist die eine Seite. Die andere: Es gibt auch Grund zu feiern. Ein Mammutprojekt geht zu Ende, ohne dass ein Arbeiter schwerer verletzt worden wäre oder gar Gebäude, wie 2009 das Kölner Stadtarchiv, eingestürzt wären.

Der neue Streckenabschnitt wird am Samstag ab 11 Uhr am Friedrich-Ebert-Platz geweiht und symbolisch „übergeben“.

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