Ümit Sormaz: Von der CSU enttäuscht, für die FDP nach München

14.9.2018, 18:27 Uhr
Ümit Sormaz: Von der CSU enttäuscht, für die FDP nach München

© Roland Fengler

Man sollte sich von der Angst, zu scheitern, nichts diktieren lassen. Davon ist Ümit Sormaz überzeugt. "Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer" – mit diesem Zitat stellt er sich vor als Landtagskandidat auf der Internetseite der Nürnberger FDP. "Man muss probieren und Dinge anpacken. Ich bin selbstständig, da ist das normal", sagt der 39-Jährige. Das Credo habe er sich bewusst auch für seine politische Karriere ausgesucht. Dinge wagen, aber auch sein lassen, wenn es nicht läuft – das hat Sormaz bereits vor einem Jahr bewiesen, als er aus der CSU austrat und sich für die FDP entschied.

An der CSU störte und stört ihn so einiges: "Die Partei hat zu Strauß’ Zeiten diskutiert, heute macht sie nur noch Dampfplauderei." Markus Söder bringe nur Geschenke, "aber das sind unsere Steuereinnahmen". Es wundert den Nürnberger nicht, dass die Umfragewerte für die CSU sinken: "Menschen sehen immer mehr das wahre Gesicht der CSU." Für seine Partei ist er optimistisch: "Wir kommen auf jeden Fall ins bayerische Parlament." Auch für sich sieht er mit Listenplatz 4 gute Chancen, in der nächsten Legislaturperiode die Politik im Freistaat mitzubestimmen.

"Man hat die Hauptschule kaputt geredet"

Sormaz ist Leiter eines Bildungsunternehmens, bei dem Interessierte etwa verschiedene Schulabschlüsse machen oder nachholen können. Bildung ist daher auch sein Steckenpferd und hier sieht der Wirtschaftsinformatiker viel Bedarf. "Die Lehrersituation gerade an Grund- und Mittelschulen ist schlecht", findet der Landtagskandidat. Der Mangel an Lehrern sei groß, ihre Bezahlung zu niedrig. Das würde er gerne ändern. Wenn es nach ihm ginge, müsste die Mittelschule auch wieder einen anderen Status in unserer Gesellschaft bekommen: "Es ist so schade, dass man die Hauptschule kaputt geredet hat."

Die Gesellschaft braucht nicht nur Akademiker, sagt er: "Es werden nicht die BWLer sein, die die Arbeitsplätze annehmen, wenn uns Fliesenleger und Maurer fehlen." Bildung ist für Sormaz zudem der Schlüssel schlechthin zu einem guten Miteinander in unserer multikulturellen Gesellschaft. "Bildung macht Integration überflüssig", sagt Sormaz und beruft sich dabei auf seine persönlichen Erfahrungen als ein Gastarbeiterkind. Er engagiert sich als Brückenbauer zwischen den verschiedenen Kulturen in unserer Gesellschaft und hat dafür 2011 die Bundesintegrationsmedaille bekommen.

Einsatz für weniger Bürokratie

Sormaz will sich auch für seine Heimatstadt einsetzen. Nürnberg braucht ein besseres Image im Tourismus, aber auch als Wirtschaftsstandort, betont der FDP-Mann. "Nürnberg hat ein soziales Herz, ganz anders als München. Das sollten wir nicht verlieren. Aber die Stadt muss auch in der Wirtschaft mitziehen", betont Sormaz. "Die FDP als Unternehmerpartei gibt es nicht mehr", sagt er. Doch gerade für die Mittelständler würde er sich einsetzen. So macht der Mindestlohn einigen von ihnen zu schaffen. "Ich bin auch dafür, aber der bürokratische Aufwand ist zu groß."

Auch mit der Datenschutzverordnung habe Deutschland übertrieben. "Einen Freiberufler kann sie in den Ruin treiben. Es ist eine richtige Sache, die kopflos umgesetzt wird", so sein Urteil. Grundsätzlich wünscht er sich eine Politik mit langem Atem und nicht "von einer Wahlperiode zur nächsten", wie es gerade der Fall sei. "Man trifft Entscheidungen, dann geht man vielleicht durch ein Tal. Und dann gibt es positive Ergebnisse", erläutert Sormaz. Denn er ist überzeugt: In der Politik ist eben nicht nur der Tatendrang gefragt, sondern auch der lange Atem.

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