Ungeklärte Todesfälle: So arbeitet der Kriminaldauerdienst

31.7.2018, 05:20 Uhr
Ungeklärte Todesfälle: So arbeitet der Kriminaldauerdienst

© Markus Scholz/dpa

Augenfällig sind sie, wenn sie in ihre weißen Overalls geschlüpft sind. Sind die Beamten des Kriminaldauerdienstes (KDD) aber so gekleidet, geht es oft um eine schwere Straftat. Sie nehmen Spuren auf und vermeiden, so gut wie es geht, eigene Spuren am Tatort zu legen. Im vergangenen Jahr mussten die 50 Mitarbeiter des KDD 750 ungeklärte Todesfälle bearbeiten. 30 mehr als noch 2016.

Immer dann, wenn der Arzt auf der Todesbescheinigung sein Kreuzchen bei "ungeklärte Todesart" macht, kommen die Beamten ins Spiel. Es kann ein Suizid sein, ein Unfall oder ein Gewaltverbrechen. Bei Kapitaldelikten wie Mord, schwerem Raub oder Vergewaltigung übernehmen sie den "ersten Angriff", wie es im Polizeijargon heißt. Sie befragen Zeugen, dokumentieren den Tatort, rekonstruieren den Tathergang und nehmen Spuren.

So war es auch am 14. Mai 2018, als im Nürnberger Stadtteil Höfen ein Streit zwischen zwei Deutschen eskalierte und ein 31-jähriger Mann auf seinen 28-jährigen Kontrahenten eingestochen hatte. Das Opfer starb trotz sofortiger Reanimation noch am Tatort. Der Kriminaldauerdienst Mittelfranken, der - wie der Name schon verrät - rund um die Uhr einsatzbereit ist, rückte an. Es war die Schicht von Hauptkommissar Jochen Forster. Zusammen mit einem Kollegen machte sich 60-Jährige auf den Weg zum Tatort in der Sigmundstraße. In der Hand trugen sie ihre Koffer mit Instrumenten zur Spurensicherung.

KDD rückt auch zu Bränden aus

Die Sachlage war schnell klar: ein Tötungsdelikt lag vor. "Der Täter hat sein Opfer mit einem tiefen Stich ins Herz getötet", sagt er. Eine Streife hatte den dringend Tatverdächtigen bereits festgenommen. "Der 31-Jährige saß dann bei mir in der Schleuse." Gemeint ist ein spezieller Raum im Präsidium mit einer Sitzbank, der durch zwei Glastüren getrennt ist. "Verdächtige, die hier Platz nehmen, können wir so gut beobachten." Nach den polizeilichen Maßnahmen des KDD übernahm die Mordkommission Nürnberg den Fall. Ein Haftantrag wurde eingeholt, der Tatverdächtige kam vor ei nen Ermittlungsrichter und dann in Untersuchungshaft.

Mehr als 20 Jahre ist Forster beim KDD, der insgesamt 50 Beamtinnen und Beamten hat. In den Nachtschichten und am Wochenende ist die schnelle Abteilung für ganz Mittelfranken zuständig. Tagsüber unter der Woche übernehmen die Kripo-Dienststellen in der Region selbst den "ersten Angriff" an Tatorten. Der KDD rückt auch aus, wenn es einen Brand gegeben hat und die Ursache herausgefunden werden muss, bei Wohnungs- und Geschäftseinbrüchen, Raub und Erpressung, Sexualdelikten und wenn Personen vermisst werden. Hier werden die Weichen gestellt, von hier aus werden die Fälle mit ihren ersten Ergebnissen an die zuständigen Fachkommissariate weitergeleitet.

"Das war’s dann mit meiner Spur gewesen"

Eine der wichtigsten Aufgaben des KDD ist die Spurensicherung an den Tatorten. Jährlich sichert der KDD Mittelfranken bis zu 4000 Spuren: DNA-Material, Finger-, Schuh- und Reifenabdrücke. "Die Spurensicherung ist eine sehr intensive Aufgabe", sagt der Hauptkommissar. Brach jemand in eine Firma ein, muss alles untersucht werden, welche Gegenstände hat der Täter angefasst: Schreibtische, Türklinken, Tassen, Schalter. Vorab müsse aber der Weg des Einbrechers rekonstruiert werden.

 

"In einem Fall fand ich ein angebissenes Törtchen in einem Kühlschrank", erzählt Forster. Niemand konnte sagen, wer davon gegessen hatte. "Ich freute mich schon, vom Täter eine DNA-Spur zu haben." Doch dann kam die Chefin hinzu. Sie gab zu, selbst davon genascht zu haben. "Das war’s dann mit meiner Spur gewesen."

 

 

 

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