Unliebsame Gäste: Nürnbergerin ärgert sich über Wanzen

16.11.2018, 20:57 Uhr
Unliebsame Gäste: Nürnbergerin ärgert sich über Wanzen

© Didier Descouens

Frau S. aus Langwasser, die anonym bleiben möchte, hat seit kurzem neue Mitbewohner - wider Willen. Wie viele es sich in ihrem Reihenhaus bequem gemacht haben, kann sie nicht sagen. "In einem Zimmer sind es vier. Als ich das Fenster zugemacht habe, waren da schon zwei weitere", erklärt die 76-Jährige. Sogar im Schlafzimmer soll sich ein Exemplar aufgehalten haben, von der Terrasse ganz zu schweigen. Und wer weiß, wie viele ihren Artgenossen noch folgen werden.

"Diese komischen Wanzen nerven mich", schimpft S. über die zahlungsunwilligen Untermieter. Ihre Tochter habe im Internet herausgefunden, dass es sich bei den ungebetenen Gästen um Amerikanische Kiefernwanzen handeln müsste. Die Amerikanische Kiefernwanze, in Fachkreisen Leptoglossus occidentalis genannt, stammt aus Mexiko, wie Markus Erlwein, Sprecher des Landesbunds für Vogelschutz (LBV), erklärt. Von dort gelangte sie 1999 auf Weihnachtsbäumen erstmals nach Europa.

Seit 2006 macht sie sich auch in Deutschland bemerkbar. Während es draußen immer kälter wird, suchen sich die Wanzen ein warmes Plätzchen. Diese können sie in den Ritzen von Bäumen finden – oder auch in unseren Häusern. Zurzeit sind sie die Insekten, die einen mehrteiligen Rüssel haben und in Horden über Baumstämme krabbeln, laut Erlwein überall zu finden. Ihre Aktivität lasse erst nach, wenn es deutlich kälter wird.


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Experten gehen davon aus, dass es aufgrund des Klimawandels immer mehr Wanzen gibt. Dank des trockenen und warmen Sommers war es laut Erlwein ein gutes Jahr für Wanzen, auch wenn sie vom allgemeinen Insektensterben nicht ausgenommen seien.

Eine Art, die bislang lediglich aus mediterranen Gegenden bekannt war, ist kürzlich sogar in Bamberg aufgetaucht. Wie die dpa berichtet, haben Biologen dort auf Bäumen erstmals Kolonien der sogenannten Malvenwanze beobachtet, die auch Lindenwanze genannt wird.

Bitte nicht töten

Immerhin: Sorgen muss sich wegen der Krabbler niemand machen. Die Amerikanischen Kiefernwanzen sind wie die Grünen Stinkwanzen, die laut Erlwein vor allem in Baden-Württemberg unterwegs sind, Pflanzen- und keine Blutsauger. Für den Menschen sind sie völlig ungefährlich und übertragen auch keine Krankheiten. Man kann sie also in aller Ruhe aus dem Haus bugsieren.

Wie das geht, macht Frau S. mit ihrem improvisierten Fanggerät vor. Sie schnappt sich das Rohr eines Staubsaugers, dessen Ende sie mit einem Papier versehen hat. Schon kann sie die Wanze ins Freie entlassen. "Wir bringen keine Tiere um", betont S. – und schiebt hinterher: "Außer Schnaken."

Natürlich kann man die Wanzen auch einfach mit einem Glas und einem Papier darunter entfernen, wie Erlwein erklärt. Die Wanzen zu töten, sei dagegen nicht zu empfehlen. Wenn sie unter Stress geraten, sondern sie ein stinkendes Sekret ab. Dann wird es zu Hause erst recht ungemütlich.

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