Usutu-Virus löst erneut Amselsterben in Nürnberg aus

17.8.2018, 08:46 Uhr
Das Usutu-Virus ist bei den Amseln in Nürnberg offiziell bestätigt worden.

© lbv/Tunka Das Usutu-Virus ist bei den Amseln in Nürnberg offiziell bestätigt worden.

"Die Viruserkrankung scheint sich aktuell auf den Großraum Nürnberg zu beschränken", sagt Markus Erlwein vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV). Wie berichtet, hatten sich Leser an die Lokalredaktion gewandt und von verendeten Singvögeln berichtet. Bislang war unklar, ob die Tiere an einer Viruserkrankung gestorben sind, jetzt wurde das Usutu-Virus offiziell bestätigt.

Es wurde bei vier toten Vögeln aus dem Raum Nürnberg nachgewiesen. Dabei handelt sich um zwei Amseln, einen Kleiber und einen Bartkauz. Das teilte das Friedrich-Loeffler-Institut mit, das die Proben vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen zur virologischen Untersuchung erhielt. Untersuchungen weiterer Proben laufen, informiert LGL-Sprecher Aleksander Szumilas.

Bei der Usutu-Virus-Infektion handelt es sich um eine von Stechmücken übertragene Viruserkrankung durch sogenannte Arboviren, die ursprünglich in Afrika, Südostasien und Südamerika vorkommen. Infizierte Vögel wirken offensichtlich krank, apathisch, flüchten nicht mehr und verlieren ihr Gefieder im Hals- und Nackenbereich. Sie sterben meist innerhalb weniger Tage.

In Deutschland gab es im Jahr 2011 das erste durch das Usutu-Virus ausgelöste Massensterben unter heimischen Vögeln, insbesondere Amseln. In Europa ist es erstmals 1996 aufgetreten. Das letzte größere Geschehen fand vor zwei
Jahren in Südwestdeutschland statt.

 

Für Menschen und Haustiere bestehe keine Ansteckungsgefahr, betont Markus Erlwein. "Das Virus mit tödlichem Verlauf wirkt sich nur auf Vögel aus", fährt der LBV-Sprecher fort. Bislang wurden dem Verband aus dem Großraum Nürnberg für August über 50 verendete Singvögel.

"Auch wenn sich der Amselbestand spürbar reduzieren wird, kann er sich in den nächsten Jahren von dem Einbruch erholen. Die Amsel ist mit vier Millionen Tieren immer noch ein häufiger Vogel in Bayern", so Erlwein.

Um die aktuelle Verbreitung und die Auswirkungen dieser neuen Gefährdungsursache zu erfassen, bittet der LBV in Zusammenarbeit mit seinem bundesweiten Partner NABU weiterhin um das Einsenden von Todfunden an die Virus-Experten des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Hamburg (BNI).

Isolation mit Styropor

Dabei gilt es, Folgendes zu beachten: Obwohl nach aktuellem Wissensstand keine Infektionsgefahr von den Vögeln ausgeht, wird zum Hantieren mit den toten Tieren das Verwenden von Handschuhen empfohlen. Die Amseln sollten zügig, idealerweise mit einem Tiefkühlakku versehen, gut gepolstert und wasserdicht verpackt versendet werden, so Erlwein weiter. Bei den derzeitigen Temperaturen sei zudem eine Isolation mit Styropor sinnvoll.

Die Verpackung sollte den Schriftzug "Freigestellte veterinärmedizinische Probe" tragen. Das Porto trägt der Bürger, die Untersuchung ist kostenlos. Er wird über das Ergebnis informiert; neben der Anschrift dürfen auch der Fundort (mit Postleitzahl) und das Funddatum nicht fehlen.

Wer die Vögel nicht einschicken möchte, kann sie entsorgen oder vergraben, beides sei unbedenklich, so Erlwein weiter. Findet man vermehrt tote Vögel, sollte man das zuständige Veterinäramt kontaktieren — in Nürnberg unter Telefon 2 31-53 18.

Anschrift: Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Bernhard-Nocht-Straße 74, 20359 Hamburg; Tel. (0 40) 4 28 18-8 62

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