"Verliebt in Demokratie": Nürnberg setzte Statement gegen Rechtspopulismus

16.2.2020, 17:23 Uhr
Zitate und Gedanken zum Thema Demokratie waren an der Lorenzkirche auf übergroßen Seiten zu lesen.

© Stefan Hippel Zitate und Gedanken zum Thema Demokratie waren an der Lorenzkirche auf übergroßen Seiten zu lesen.

Neugierde ist Trumpf. Auf Holzstühlen sitzen am Samstag Menschen an der Lorenzkirche und blicken in riesige Bücher. Ja, aber was steht da geschrieben? So mancher Passant, der eben noch eilig unterwegs war, bleibt stehen und blickt interessiert auf die übergroßen Seiten. Zitate und Gedanken zum Thema Demokratie sind da zu lesen.

"Verliebt in Demokratie" lautet am Samstag - ein Tag nach dem Valentinstag - das Motto der Veranstaltung, zu dem die Initiativen "Nürnberg hält zusammen" und die "Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg" laden. Die Stadt, Parteien, Verbände sowie Kirchen und Religionsgemeinschaften sind mit dabei. SPD-Stadträtin Diana Liberova führt auf der Bühne charmant durchs Programm und verteilt — passend zum Titel — Rosen an die Redner und Mitwirkenden.

Klares Statement gegen die Höcke-AfD

Wenige Wochen vor der Kommunalwahl ist die Veranstaltung ein klares Statement gegen Rechtspopulismus und gegen die Alternative für Deutschland (AfD). So spricht Oberbürgermeister Ulrich Maly in seiner Rede die jüngsten Ereignisse in Thüringen an und sagt: "Es müsste jetzt auch der Letzte gemerkt haben, dass man sich mit der Höcke-AfD niemals einlassen darf." Der "Flügel", die völkische Strömung von Höcke, betreffe nicht nur Thüringen — die Höcke-AfD sei überall. SPD-Politiker Maly betont aber: "Ich glaube nicht, dass die Demokratie in Gefahr ist, ich sehe kein zweites Weimar."

Einen emotionalen Ansatz, passend zum Motto, wählt Jens-Daniel Herzog, Intendant des Nürnberger Staatstheaters, in seiner Rede: "Liebe braucht Arbeit, um dauerhaft zu sein." Dies gelte eben auch für die Demokratie — auch wenn es hier wie da durchaus Tage gibt, wo es mal nicht so gut läuft. Überhaupt: Der Bereich Kultur ist an diesem Tag stark vertreten. So sorgen Mitwirkende von Oper und Schauspiel fürs künstlerische Rahmenprogramm, zudem spielt das Blechbläserensemble der Hochschule für Musik.

Kirchen stehen für mehr Respekt ein

Zusammenhalt und Toleranz: Diese Werte beschwört der evangelische Stadtdekan Jürgen Körnlein. Auch die Kirchen wollen sich zusammenschließen: Sechs Religionen haben in Nürnberg gemeinsam einen Flyer zum Thema "Respekt" erarbeitet, der demnächst verteilt werden sollen. Unters Publikum mischen sich auch die OB-Kandidaten Thorsten Brehm (SPD) und Marcus König (CSU). König, der wie die anderen Vertreter der Parteien allmählich im Wahlkampfendspurt angekommen ist, bemerkt bei einigen Wählern eine gereizte Stimmung: "So manche äußern Frust über die Politik." OB-Kandidat Titus Schüller (Die Linke), der ebenfalls vor Ort ist, legt Wert darauf, mit den unzufriedenen Wählern ins Gespräch kommen.


1000 Menschen protestieren gegen Höcke-Auftritt in Kulmbach


Kämpferisch gibt sich Stephan Doll vom Vorstand der "Allianz gegen Rechtsextremismus". Laut und entschlossen klingt seine Stimme, als er sagt: "Thüringen war ein unfassbarer Tabubruch. Wir müssen klare Kante gegen rechts zeigen." Der DBG-Chef weiter: "Es ist wichtig, dass wir zusammenstehen und Haltung zeigen." Doll attackiert die AfD: "Die AfD ist völkisch und rassistisch! Mit Rassisten reden wir nicht — das muss unser Motto sein." Auch wenn die AfD den Sprung in den Stadtrat schaffe, so dürfe man nicht mit der Partei paktieren: "Die AfD muss deutlich ausgegrenzt werden!"

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