Vermögen weg: Fragen nach Insolvenz von "Bella Casa"

28.6.2017, 05:43 Uhr
Gediegener Schick zu entsprechenden Preisen: Dafür gab es offenbar lange einen Markt in Nürnberg. "Bella Casa" bediente das lange.

© Archivfoto: Roland Fengler Gediegener Schick zu entsprechenden Preisen: Dafür gab es offenbar lange einen Markt in Nürnberg. "Bella Casa" bediente das lange.

Mindestens 3,9 Millionen Euro Schulden scheint die "Bella Casa Einrichtungen GmbH" angehäuft zu haben. Auf diesen Betrag summieren sich jedenfalls die Forderungen, die Insolvenzverwalter Daniel Fábián bislang gegen das Unternehmen erfasst hat, das zuletzt in der Gleißbühlstraße 13 residierte. Ob es sich dabei durchwegs um echte Forderungen handelt, ist derzeit noch offen. Allerdings erwartet der erfahrene Rechtsanwalt, dass sich zu den bislang rund 120 Gläubigern in seinen Akten noch bis zu 80 weitere Gläubiger gesellen dürften.

Sie alle werden wohl kaum noch nennenswerte Zahlungen erhalten: Am 21. Februar diesen Jahres meldete Heinz Harnauer, der Ehemann von Petra Harnauer, für das Unternehmen Insolvenz an. Kurz darauf übernahm Daniel Fábián die Insolvenzverwaltung. Zu diesem Zeitpunkt waren fast keine Vermögenswerte mehr vorhanden, sagt der Anwalt. Dabei wies der Jahresabschluss für 2015 der GmbH, der unter der Internet-Adresse bundesanzeiger.de öffentlich einsehbar ist, noch Werte für mehr als drei Millionen Euro aus – darunter auch ein Warenbestand von etwa 1,5 Millionen Euro.

Handwerker fühlen sich geprellt

Wurden diese Werte am Ende beiseite geschafft? Oder existierten sie schon Ende 2015 vielleicht gar nicht mehr, obwohl sie im Jahresabschluss aufgeführt waren? Oder gibt es ganz andere Gründe für diesen augenfälligen Schwund?

Fest steht jedenfalls, dass bei der Justiz eine ganze Reihe von Strafanzeigen gegen "Bella Casa" liegt. Mehrere Handwerker fühlen sich geprellt, weil die Firma Aufträge vergab und durchführen ließ, am Ende aber nicht zahlte. Die Strafanzeigen lauten auf Betrug, da die Betroffenen Grund zu der Annahme sehen, dass der Geschäftsführung von "Bella Casa" schon zum Zeitpunkt der Auftragserteilung klar gewesen sei, dass man die jeweilige Leistung nicht würde bezahlen können.

Staatsanwaltschaft nimmt keine Stellung

Auch Kunden haben sich an die Staatsanwaltschaft gewandt. Denn das Einrichtungshaus soll mehrfach bei neuen Aufträgen Anzahlungen von bis zu 90 Prozent gefordert haben – am Ende aber den Kunden die Ware schuldig geblieben sein.

Zu Details nimmt die Staatsanwaltschaft aktuell keine Stellung. Deren Sprecherin Anita Traud bestätigt allerdings, dass Petra Harnauer im Mai in Norddeutschland verhaftet wurde und seither in Untersuchungshaft sitzt. In Elmshorn soll das Ehepaar Harnauer nach unbestätigten Informationen ein Anwesen besitzen, dort war Petra Harnauer auch zuletzt gemeldet. Die Anklagebehörde wirft der 65-Jährigen unter anderem Betrug und Urkundenfälschung vor. Als Haftgründe gelten Verdunkelungs- und Fluchtgefahr.

Eine formelle Geschäftsführerin

Überhaupt wirft die Firma "Bella Casa" im Nachhinein so manche Frage auf. Gegründet wurde die GmbH 1995. Aber nicht das Ehepaar Harnauer – beide sind in zweiter Ehe miteinander verheiratet – trat als Eigentümer auf, sondern Petra Harnauers Tochter aus erster Ehe, Julia Rappold. Die damals 19-Jährige hielt bis zuletzt 100 Prozent der GmbH-Anteile. Ein möglicher Grund: Heinz Harnauer legte schon vor knapp 30 Jahren in Augsburg eine Insolvenz hin.

Erst im März 2014 löste Mutter Petra Harnauer ihre Tochter als (formelle) Geschäftsführerin von "Bella Casa" ab. Im Juli desselben Jahres zog das Unternehmen aus der Bankgasse in die Gleißbühlstraße um. Ende August 2014 übernahm Sonja Achatz die Geschäftsführung – von Heinz Harnauers Tochter aus erster Ehe. Am 2. Februar 2017 schließlich wurde Heinz Harnauer als Geschäftsführer eingetragen – 19 Tage später meldete der heute 69-Jährige Insolvenz an.

Tatsächlich führte das Ehepaar Harnauer all die Jahre die Geschäfte, berichten Branchen-Insider. Heinz Hanauer ließ sich von einem Nürnberger Society-Magazin immer wieder als "Bella Casa"-Macher feiern. Und: Sonja Achatz erhielt als formelle Geschäftsführerin gerade einmal 450 Euro im Monat.

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