Versteigerung: Kulturbrauerei Lederer kommt unter den Hammer

7.8.2020, 16:59 Uhr
2,70 Meter hoch und mehrere Tonnen schwer: Der Abtransport der Dampfmaschine „Georg“ wird eine Herausforderung sein. Eine Firma schätzt die Kosten der Demontage auf etwa 15.000 Euro. Trotzdem gibt es am ersten Besichtigungstag Interessenten.

© Foto: Stefan Hippel 2,70 Meter hoch und mehrere Tonnen schwer: Der Abtransport der Dampfmaschine „Georg“ wird eine Herausforderung sein. Eine Firma schätzt die Kosten der Demontage auf etwa 15.000 Euro. Trotzdem gibt es am ersten Besichtigungstag Interessenten.

Von außen sieht es am Nachmittag aus, als würden die Menschen Schlange stehen für ein kühles Bier aus der Kulturbrauerei Lederer in Gostenhof. Doch tatsächlich warten die Besucher darauf, sich im Lokal umzuschauen und das ein oder andere Schnäppchen zu machen. Zum ersten Besichtigungstermin für das Lederer-Inventar haben sich 80 Interessenten angemeldet.

Alles muss raus aus dem einst so beliebten Wirtshaus, das im April 2019 seine Tore geschlossen hat. Der ehemalige Betreiber hat das Schicksal der Tresen, Emaille-Schilder und der Dampfmaschine "Georg" in die Hände des Nürnberger Online-Auktionshauses Restlos gelegt.

Doch warum ist eigentlich Schluss bei Lederer? Bereits 2017 beschloss der Eigentümer des Grundstücks, die Inselkammer-Gruppe aus München, den Pachtvertrag 2019 auslaufen zu lassen und das Areal stattdessen zu bebauen. Die Stadt Nürnberg rettete die Grünfläche des Biergartens durch eine Änderung des Bebauungsplans. Wie das Grundstück mit den alten Bäumen darauf in Zukunft genutzt wird, ist noch nicht geklärt.

Auch das Parkett sucht ein neues Zuhause

Über 1000 Schildchen haben Fabian Altrichter, Geschäftsführer von Restlos, und seine Mitarbeiter in der Kulturbrauerei auf Möbel, Dekorationen und den Fußboden geklebt. Dass die alten Nürnberger Ansichten auf Leinwand und Holzschilder der Brauerei einen Käufer finden, klingt wahrscheinlich. Doch wer kauft eine zerkratzte Wandverkleidung, abgenutztes Parkett und alte Toilettenkabinen? "Wir sind optimistisch, dass wir fast alles verkaufen. Das zeigt die Erfahrung", sagt Altrichter. Nicht ohne Grund setzt Restlos die Richtpreise sehr niedrig an. 2,6 Quadratmeter Parkett kosten einen Euro. Trotzdem hat auf der Website von Restlos bisher niemand für das Parkett geboten. Doch die Interessenten haben auch noch drei Wochen Zeit. Am 27. August werden die Artikel im Netz versteigert. "Es ist normal, dass die Bieter es langsam angehen lassen", sagt Altrichter.

Vom Keller über die Außenanlage in den dritten Stock: Es gibt viel zu sehen für die Besucherinnen und Besucher. Die grünen Nummernzettel kleben auf Tischen, der Luftschutz-Hausapotheke, auf Sektflaschen und Lampenschirmen.

Erwin Zeh, Betreiber des Z-Bräu im Z-Bau, hat eigentlich alles, was er für sein Lokal braucht. "Aber vielleicht kann man ja ein Schnäppchen machen." Zeh war früher oft zu Gast bei Lederer. "Es ist wirklich schade, dass so ein schöner Biergarten geschlossen wurde."

Plötzlich klopft ihm ein junger Mann auf die Schulter und Zeh erkennt ihn trotz Maske sofort. Es ist David Hertl, Geschäftsführer der Braumanufaktur Hertl in Schlüsselfeld. Offensichtlich treffen sich bei der Besichtigung vor allem Interessenten aus der Gastronomie-Branche. Um die Dampfmaschine "Georg" stehen Menschen, die sorgfältig alle Maße mit dem Meterstab nehmen. "Georg" sei als Ausstellungsstück im Gespräch. Noch ist auf restlos.com kein Gebot für die Maschine zu finden. Aber die Bieter lassen es ja langsam angehen.

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