VfL-Volleyball: Derby wird fast zur Nebensache

24.11.2014, 10:21 Uhr
VfL-Volleyball: Derby wird fast zur Nebensache

© F.: Zink

Als Jürgen Bodach geht, zieht er einen kleinen Koffer hinter sich her. Die Rollen surren über den Hallenboden. Bodach geht leise. Ein Winken hier, ein "Tschüssi" da, und dann verschluckt ihn die Dunkelheit des Geräteraums, in den sie jetzt allerlei hineinräumen, die Volleyball-Frauen des VfL.

Vorher noch war Bodach laut gewesen. Sehr laut. Das lag nicht nur am Mikrofon, das er manchmal so nah an den Mund nahm, dass er es beinahe zu verschlucken schien. Bodach rief "puuuunkten, puuuuunkten", oder "booooooooom hat es gemacht". Bodach schloss einmal die Augen und heulte wie ein Wolf, er stimmte einen Fangesang an, wollte vom Publikum wissen, wer aus Altdorf kommt und wer aus Veitsbronn und bedankte sich am Ende artig fürs zahlreiche Kommen: "Wir sind ja schließlich nicht der Fußball und nicht das Eishockey."

Für Jürgen Bodach, stellvertretender Vereinsvorsitzender, Leichtathletik-Trainer und Hallensprecher in einem, ist die Ballspielhalle in Altenfurt eine Bühne. Wenn das Volleyballspiel, für das die Zuschauer eigentlich gekommen sind, dann so einseitig ausfällt wie das am Samstagabend, wird Bodach eben zur Hauptattraktion.

Einseitiges Spiel für den VfL

Gegen den TV Altdorf ist das bald so. Weniger als 65 Minuten benötigen die VfL-Frauen, um den Derbygast zu besiegen: 25:18, 25:21, 25:16. Gästetrainer Milan Dörnhöfer spricht nach dem einseitigen Spiel von einer "schweren Zeit", die seine Mannschaft durchmacht: Viele Verletzte und so. "In dieser Verfassung können wir den VfL nicht schlagen."

Das sieht Michael Raddatz genauso. Der VfL-Coach ist aber trotzdem überrascht, dass es "dann doch so wenig Emotionen" waren, die die Gäste aufbrachten. Ganz so einfach, soll das heißen, hatte Raddatz den Sieg im Derby nicht erwartet. Immerhin hatten sie vor dem Derby ja auch einige Sorgen beim VfL: Zuspielerin Annette Groner hatte sich zum Beispiel den Rücken verrissen. Mit Mirjam Maletius stand Ersatz bereit, "doch da war ein Risiko dabei", so Raddatz.

Maletius spielte in der vergangenen Saison noch für den TV Altdorf und ist erst 16 Jahre jung. "Sie hat das dann fantastisch gemacht, das Spiel perfekt geleitet – supergeil", fand ihr Trainer. Diese Beschreibung hätte auch auf Jürgen Bodach gepasst. "Ich hatte Angst, mich über unsere Punkte zu sehr zu freuen", verriet Maletius. "Auch wenn ich kaum noch Kontakt zu den Mädels habe, so war das ja doch mal meine Mannschaft."

"Bis zuletzt oben mitspielen"

Die aber heillos überfordert war mit dem VfL — der perfekte Gegner in einer Zeit, in der es zuletzt nicht mehr ganz rund lief nach einem starken Saisonstart. "Ein 3:0 auf unsere Kosten nach zwei Niederlagen", bemerkte auch Dörnhöfer, "jetzt ist immerhin beim VfL wieder alles gut."

Ach, na ja, fand Michael Raddatz, zuletzt, da hatte sie einfach das Glück verlassen. Glück, das die Mannschaft noch besaß, als sie etwa gegen Dresden neun Matchbälle abwehrte und 3:2 gewann. "Jetzt", so Raddatz, "hatte sich das eben kurzzeitig mal umgekehrt." Prompt verlor der VfL auch noch die Tabellenführung – was sie aber ebenfalls nicht schlimm finden. Über das Saisonziel sind sie sich ohnehin nicht ganz einig, "bis zuletzt oben mitspielen", darauf hat sich die Mannschaft jetzt geeinigt.

Höhere Ansprüche hat das Umfeld. Wiederaufstieg, heißt es da, auch wenn die Kosten für die zweite Liga erneut um ein paar Tausend Euro gestiegen sind. Im Januar wollen sie entscheiden, ob sie den Verein bei der Vorlizenzierung anmelden, was allein 250 Euro kostet. "Man könnte meinen, das sind ja Peanuts", sagt Markus Reichler, der stellvertretende Abteilungsleiter, "aber für uns ist das schon ein ziemlicher Batzen." Gespräche mit Sponsoren sollen folgen, "jeder müsste sich für die zweite Liga ein wenig mehr einbringen", sagt er.

Ralf Ackmann, der Abteilungsleiter, ist sich sicher: "Wir haben das schon einmal irgendwie gestemmt, dann werden wir das auch ein zweites Mal hinbekommen." Sonst, findet Ackmann, fehlt den Mädels doch auch die Motivation für ihren Sport.

Bald ein VC Mittelfranken?

Die ist in Altdorf tatsächlich ein wenig verloren gegangen: Erst die vielen Verletzten, dann die Probleme mit der Sporthalle, die wegen einer maroden Dachkonstruktion geschlossen ist und eventuell sogar abgerissen werden muss. Die Chance für einen neuerlichen Anlauf in Sachen Kooperation? "Auf jeden Fall müssen wir da mal wieder miteinander sprechen", finden Reichler und Ackmann.

Dauerhaft nach oben, sagt auch Michael Raddatz, kann es nur gemeinsam gehen. Ein VC Mittelfranken, sagt Reichler, wäre da doch eine Möglichkeit, gerade, wo auch der dritte hiesige Volleyball-Drittligist aus Veitsbronn händeringend auf Facebook nach Spielerinnen sucht.

Einen Hallensprecher immerhin hätten sie dann schon. Einen, der einen Besuch beim Volleyball ganz allein zum Erlebnis macht.

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