Viele kleine Klassen in Nürnberg zum Schulbeginn

13.9.2014, 06:00 Uhr
Die Klassenstärken in den Nürnberger Grund- und Mittelschulen sind in diesem Jahr vor allem in der Innenstadt relativ klein.

© Patrick Seeger (dpa) Die Klassenstärken in den Nürnberger Grund- und Mittelschulen sind in diesem Jahr vor allem in der Innenstadt relativ klein.

Auch wenn der erste Schultag noch gar nicht da ist, nach Ansicht Georg Eisenreichs, Staatssekretär im Bildungsministerium, läuft das neue Jahr gut an. Sein Maßstab ist die öffentliche Aufgeregtheit. Und die scheint ihm derzeit eher gering. Trotz einiger Neuerungen, die anstehen: Zum Beispiel werden die Erst- und Zweitklässler von nun an nach dem "Lehrplan Plus" unterrichtet. Stärker als bisher soll auf die Kompetenzen der Kinder gesetzt werden und besser als früher sollen die Lehrpläne der einzelnen Schularten aufeinander abgestimmt werden.

Das Modell wird zunächst an den 2400 bayerischen Grundschulen eingeführt. Kein Problem, sagt Eisenreich, die Lehrer hätten ausreichend Zeit gehabt sich fortzubilden, das Konzept sei wohldurchdacht. 2017/18 sollen dann auch die weiterführenden Schulen neue Lehrpläne bekommen. Was die Rechtschreibung angeht: Die Kinder lernen wieder von Anfang an, richtig zu schreiben.

1,68 Millionen Schüler, darunter 110 000 Abc-Schützen, werden ab Dienstag in Bayern von 100 000 Lehrern unterrichtet. Eisenreich weist darauf hin, dass trotz des Rückgangs der Schülerzahlen bei der Lehrerzahl Kontinuität herrsche. "Das ist komfortabel und zeigt, dass in Bayern Bildung einen echten Investitionsschwerpunkt darstellt." Insgesamt seien 4200 neue Lehrer eingestellt worden.

Schülerzahlen in Nürnberg steigen

Keinen Schwund an Schülern hat die Stadt Nürnberg zu verzeichnen, im Gegenteil: 15 980 Grundschüler werden im kommenden Schuljahr in 748 Klassen an staatlichen und privaten Grundschulen unterrichtet. Im Jahr zuvor waren es 15 703 Kinder in 731 Klassen. Auch die Zahl der Mittelschüler ist gestiegen: von 8027 auf 8225. 4186 Abc-Schützen starten ins Schulleben, im September 2013 waren es 4112. Hinzu kämen außerdem noch rund 500 Flüchtlingskinder, die jetzt eingeschult werden, sagt Stefan Kuen, der Leiter des staatlichen Schulamts in Nürnberg. "Ihre Zahl wird auch noch steigen."

Wegen des hohen Anteils an Kindern mit Migrationshintergrund sind die Klassenstärken in den Nürnberger Grund- und Mittelschulen, vor allem in der Innenstadt, relativ klein. Der Grund: Seit dem Schuljahr 2009/10 hat das Kultusministerium für Schulen mit großen Klassen (mehr als 25 Schüler) und einem Migrantenanteil von mehr als 50 Prozent die Möglichkeit geschaffen, diese Klassen zu teilen oder eine zusätzliche zu bilden. "Davon profitiert Nürnberg mit mehr als 80 zusätzlichen Klassen stark", so Kuen.

43 sind es in der Grundschule und 38 in der Mittelschule – Tendenz steigend. Die häufigste Klassengröße liegt bei 21 bis 25 Kindern, die zweithäufigste bei 16 bis 20 Kindern. Um Kinder mit Migrationshintergrund oder mit Jugendhilfebedarf besser fördern zu können, bekommen Grund- und Mittelschulen in Nürnberg zudem einen "Integrationszuschlag" in Form zusätzlicher Unterrichtsstunden.

Während sich Georg Eisenreich bei der Pressekonferenz in Nürnberg zu den Neuerungen im Gymnasialbereich mit Details zurückhält, wird sein Chef in München konkret. Laut Kultusminister Ludwig Spaenle will die CSU grundsätzlich beim achtjährigen Gymnasium bleiben, aber auch G9-Züge zulassen. Die Schüler sollen sich künftig nach der Unterstufe entscheiden können, wann sie ihr Abitur ablegen möchten: nach acht oder nach neun Jahren. Ob die Kinder, die sich für das G9 entscheiden, in eigenen Klassen unterrichtet werden oder nicht, soll den Schulen selbst überlassen bleiben. "Ein G8 für alle ist genauso überholt wie ein G9 für alle", hatte Spaenle bereits in einem Gespräch mit der NZ im Juli betont.

"Schicksalsjahr für das Gymnasium"

Karl-Heinz Bruckner, der Leiter des Neuen Gymnasiums in Nürnberg und Landesvorsitzender der bayerischen Direktorenvereinigung, bezeichnet das neue Schuljahr als ein "Schicksalsjahr für das bayerische Gymnasium". Das Ministerium habe bei seiner Entscheidungsfindung unbedingt zu bedenken, dass die Schüler im Mittelpunkt stehen müssen und dass Veränderungen ausreichend finanziert und umsetzbar sein müssen. Wichtig sei ein ganzheitlicher Blick. "Bildung als unser wichtigster Rohstoff umfasst weit mehr als gymnasiale und akademische Bildung." Trennung nicht schon nach vier Jahren?

Wie in jedem Jahr wird auch diesmal die Debatte über eine längere gemeinsame Schulzeit geführt. Klaus Wenzel, der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, hält es für sinnvoll, Kinder acht Jahre lang gemeinsam zu unterrichten und sie nicht schon nach vier Jahren Grundschulzeit zu trennen. Der Philologenverband wiederum hält das für Unsinn, und auch Staatssekretär Eisenreich winkt ab. "Ab einem bestimmten Alter sind die einen Schüler unterfordert und die anderen überfordert", sagt Eisenreich. "Wir haben eine so unglaublich große Vielfalt an Schülern und der müssen wir auch gerecht werden. Eine Vereinheitlichung würde eine Verschlechterung bedeuten."

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