Vom alten "Knochenschüttler“ bis zum Hightech-Rad

18.10.2011, 00:00 Uhr
Vom alten

© Manfred Marr

Mit 15 deutschen Meistertiteln im Kunstradsport, sechs deutschen Meistertiteln, einem Europameister- und rund 200 bayerischen Meistertiteln auf Bahn und Straße ist die Union bis heute einer der erfolgreichsten Radsportvereine Bayerns.

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Es war das Jahr 1886, als die „Allgemeine Radfahrer Union“ gegründet wurde. Damals setzte man sich die Pflege der Geselligkeit und des in gut situierten Kreisen gerade aufkommenden Rad-Tourismus’ auf Hochrädern — die man respektlos „Knochenschüttler“ nannte — zum Ziel.

Zunächst hatte der Verein nur wenige Mitglieder, denn allein die Anschaffung eines Hochrades kostete damals rund 900 Goldmark, ein Betrag, der für einen Arbeiter schier unerschwinglich war. Doch die Räder wurden im Laufe der Jahre bald billiger, und Radfahren setzte sich als neuer Freizeitsport immer mehr durch.

Hinzu kam bald auch der Kunstradsport, der bereits vor der Jahrhundertwende in ganz Deutschland sehr populär war. Einer der ersten erfolgreichen Sportler dieser Sparte war der Nürnberger August Heinz, der als Kunstradfahrer vor dem 1. Weltkrieg auf dem Hochrad fünfzehn deutsche Meistertitel für den RV Union gewann.

Nach dem Bau der Nürnberger Radrennbahn am Reichelsdorfer Keller im Jahr 1904 war auch bei der Union die Begeisterung für den Rennsport nicht mehr zu bremsen. Mit Andreas Kölbl, Hans Heilmann, August Hirth, den Gebrüdern Hertlein, später mit Ernst Wagner, Willy Tag und dem erfolgreichen Tandempaar Hans Herbst/Georg Schmucker war der Verein am Keller viele Jahre erfolgreich vertreten.

Auch im Straßenrennsport, der ab den 1920er Jahren immer mehr Anhänger fand, mischte die Union kräftig mit. Georg Hegendörfer wurde 1929 VDR-Straßenmeister der Amateure. Fahrer wie Leonhard Salomon, Sepp Bachhuber, Konrad Kranzer und Willi Altmann, der 1931 den Vorsitz des Vereins übernahm, zählten zur deutschen Spitzenklasse.

Zum unvergessenen Sportidol der Noris wurde Georg Umbenhauer. Der „Umbes“, wie ihn seine vielen Fans damals nannten, gewann die schwersten Straßenklassiker sogar in Serie. 1931 und 1936 holte er für die Union bei den Profis zwei deutsche Meistertitel. Seinen größten Erfolg feierte er 1939, als er die international hervorragend besetzte „Groß-Deutschland-Rundfahrt“ über 5000 Kilometer gewann. Am Reichelsdorfer Keller erinnert die „Georg Umbenhauer Straße“ an den bis heute wohl größten Radsportler der Noris.

Einen sensationellen internationalen Erfolg erkämpfte nach dem Zweiten Weltkrieg Lothar Schiller für die Union. In der Dortmunder Westfalenhalle gewann er 1955 vor dem belgischen Titelverteidiger Dolph Verschueren und dem Schweizer Ex-Weltmeister Jacques Besson die Europameisterschaft der Profi-Steher. Dieser Triumph war ein weiterer Ansporn für die ehrgeizigen Union-Amateure, die ein Jahr vorher deutsche Vizemeister mit dem Bahnvierer wurden.

Auch bei Bayerischen Meisterschaften führte jahrzehntelang kein Weg an den Cracks im Union-Trikot vorbei. Oft standen gleich drei Union’ler gemeinsam auf dem Treppchen! Gut vertreten war der Traditionsverein auch stets im heimischen Stehersport, bei dem Helmut Kiesel, Dieter Terfrüchte, Axel Hassler, Martin Hund, Roland Renn, Aurel Siegel, Ingo Wolf und Felix Wolf viele Jahre mit den Ton angaben.

Ab 1990 war es vor allem der talentierte Nachwuchs des RV Union, der für Furore sorgte: Gordon Leimeister wurde bei den Schülern und in der Jugendklasse Deutscher Straßenmeister, Patrick Jordan holte Gold bei der Vierer-DM der Junioren.

Der vielseitige Allrounder Bernhard Wächter, der am Henninger-Turm in Frankfurt ebenso siegte wie beim Nachwuchs-Rennen um die Nürnberger Altstadt, war als Bahn-Nationalfahrer erfolgreich und wurde Vize-Europameister der Junioren im Madison.

Die Jugendlichen der Union zählten im vergangenen Jahrzehnt auf Bahn und Straße stets zur bayerischen Spitzenklasse.

Großes Lob hierfür haben sich der langjährige Vorsitzende Manfred Ruder und Dieter Terfrüchte verdient, der bis heute selbst im Sattel sitzt und bei den Senioren nach wie vor zur deutschen Spitzenklasse zählt. „Der Radsport ist zwar eine der schwersten aber auch der schönsten Sportarten“, schwärmt der 49-jährige „Oldtimer“ Dieter Terfrüchte, der seit 1971 aktiv ist und seit 1989 das Union-Trikot trägt.

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