Vor 50 Jahren kamen die eckigen Busse nach Nürnberg

12.4.2020, 12:40 Uhr
Die ersten kantig und nüchtern gestalteten Standardbusse kamen 1970 in Nürnberg und Fürth an. Sie prägten das Straßenbild über Jahrzehnte. Hier im Bild: Der historische Wagen 253.

© VAG Nürnberg Die ersten kantig und nüchtern gestalteten Standardbusse kamen 1970 in Nürnberg und Fürth an. Sie prägten das Straßenbild über Jahrzehnte. Hier im Bild: Der historische Wagen 253.

Das Ende der rundlichen Formensprache bei Stadtbussen begann 1968, als der "Deutsche Standardbus" auf den Markt kam. Um Reparaturen und die Ersatzteilvorhaltung bei kommunalen Verkehrsunternehmen zu vereinfachen, arbeitete der Verband öffentlicher Verkehrsbetriebe (VÖV) in den 1960er-Jahren einen Kriterienkatalog für einen standardisierten Linienbus aus. Darin wurden etwa die Größe der Fenster, die Breite der Türen, die elektrische Anlage und die Gestaltung des Armaturenbretts geregelt.

Mehr Platz, niedrigerer Einstieg

Die vier deutschen Bushersteller Büssing aus Braunschweig, Magirus-Deutz aus Ulm, MAN aus München und Mercedes-Benz aus Stuttgart entwickelten auf dieser Basis neue Bustypen, die ab 1968 ausgeliefert wurden. Jeder Hersteller verwendete für den Antrieb seine eigenen Motoren, aber das Erscheinungsbild war bei allen Modellen gleich: Kantig und nüchtern. Im Jahr 1970 kamen die ersten Exemplare, die beim ortsansässigen Hersteller MAN bestellt worden waren, bei der Nürnberger VAG an. Darüber informierten damals auch die Nürnberger Nachrichten ihre Leser mit einem kurzen Bericht, in dem es heißt: "Größeren Komfort und mehr Platz bietet die VAG ihren Fahrgästen in neuen Standard-Omnibussen".

Statt maximal 102 wie in den bis dahin auf den Nürnberger Straßen eingesetzten Busmodellen passten jetzt 112 Fahrgäste in ein Fahrzeug. Die neuen Standardwagen wiesen damals noch weitere Vorzüge auf: Einen um 5,5 Zentimeter niedrigeren Einstieg durch zwei breitere Doppeltüren und einen 2,10 Meter hohen Innenraum. Vorher war bei 1,90 Metern Stehhöhe Schluss. 

Bis 1984 wurden 223 solche Busse von MAN an die VAG geliefert, davon 45 für den Stadtverkehr der Nachbarstadt Fürth. Neben den Modellen von MAN wurden auch 14 gleichartige Wagen des Herstellers Daimler-Benz beschafft. Außerdem gab es auch Gelenkbusse mit drei Achsen, davon gingen 65 von MAN nach Nürnberg und 17 Stück von Daimler-Benz nach Fürth. Damit prägten diese Omnibusse das Straßenbild in beiden Städten über Jahrzehnte. 

Bei der nüchternen Designsprache im Linienbus-Bau ist es bis heute geblieben, auch wenn die Standard-Busse der ersten Generation inzwischen längst wieder von den Straßen verschwunden sind. Genau wie die längst verblichenen Marken Büssing und Magirus-Deutz. Bis heute erhalten gebliebene Exemplare der Standardbusse genießen längst Oldtimerstatus. 


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