Vulkan-Asche zwang zur Radreise

5.5.2010, 00:00 Uhr
Vulkan-Asche zwang zur Radreise

© Zurbronsen

Dieter Pfaff, der seit 1993 eine Bike- und Wanderstation auf Teneriffa führte, wollte nicht auf die Freigabe des Flugverkehrs über Europa warten, sondern einfach nur noch weg - sofort und ohne weitere Verzögerung. Er hatte nämlich längst seine Zelte auf der Insel im »Ewigen Frühling« abgebrochen: seine Bikestation (»Diga-Sports«) in Playa de las Americas verpachtet, das Appartement in El Medano verkauft und die persönlichen Sachen gut verpackt und verschifft.

Als der Flieger, der ihn 17 Jahre nach seiner Ankunft auf den Kanaren wieder in die Heimat bringen sollte, wegen der Vulkan-Asche nicht wie geplant landen durfte, blieb er nicht tatenlos in der Abflughalle am Flughafen im Süden der Insel hocken. »Ich habe mich aufgrund der Flugsituation dazu entschlossen, meinen Trainingsplan zu ändern«, schrieb Dieter Pfaff in einer Mail an Freunde in Deutschland, er nahm sein Rad und brach auf zu seinem vorerst letzten Abenteuer – nur mit Rucksack und ein paar Radklamotten zum Schutz vor Wind, Regen und zu viel Sonne.

Angenehmer Start

»Diga-Dieter« buchte sich kurz entschlossen auf der Fähre von Santa Cruz nach Cadiz ein, erreichte Ende vergangener Woche die Südspitze an der spanischen Halbinsel und kämpft sich seither durchs spanische Festland – auf seinem Mountainbike. Mit dem Bike will er die fränkische Heimat erreichen.

»Der Start war sehr angenehm: tolles Wetter und kaum Verkehr an der Küste«, berichtete der Radler zwischendurch bei Facebook, »es geht aber viel hoch und runter!« Zuletzt hatte er 31 Kilometer am Stück bergauf mit 2300 Höhenmetern zurückgelegt und damit erst einen winzigen Teil sei- ner rund 3000 Kilometer langen Strecke.

Nur langsam kommt der Heimkehrer auf den groben Stollenreifen Richtung Nürnberg voran. Er rollt mit Durchschnittstempo 20 bis 25 gemächlich gen Barcelona, sein nächstes großes Ziel in zehn bis zwölf Etappen. »Ich nehme die Route an der Küste entlang, weil ich glaube, dort jetzt noch bessere Möglichkeiten mit den Unterkünften zu finden.«

Vielleicht doch in den Flieger?

Nerja und Almeria nördlich von Marbella in Südspanien hat er schon passiert. Übermorgen will der Franke Alicante erreichen und zwei Tage später dann Valencia. In drei bis vier Wochen kann er die Gesamtstrecke durch Spanien hinter sich und seine Waden in Form gebracht haben, hofft er. In Katalonien kommt der Asche-Trip auf den Prüfstand: »Vielleicht steige ich in Barcelona doch in einen Flieger?« Aber es ist wahrscheinlicher, dass er auch die Schneereste in den Pyrenäen und Alpen noch durchpflügt. Bisher ist der klimafreundliche Asche-Trip problemlos verlaufen. Fast so wie vor 17 Jahren, als Dieter Pfaff sein Heimatdorf Katzwang bei Nürnberg verließ, um sich mit Mutter, VW-Bus und sechs Bikes auf den Kanaren ein neues Geschäft mit schönem Leben unter warmer Sonne aufzubauen. »Ich bin damals auch mit der Fähre von Cadiz nach Teneriffa gekommen«, erzählte Dieter, »und so habe die Insel nach 17 Jahren auch wieder verlassen.«

Der Kreis schließt sich, demnächst auch in Nürnberg. Dort will der fast 60-jährige Aussteiger vom Fahrrad ins bunte Geschäft der Airbrusher einsteigen. Fast so wie vor seinem Ausstieg. Da lieferte er die farbigen Vorlagen für den Nürnberger Sebaldusverlag. Den gibt’s nicht mehr – und die Asche, die das Bike-Abenteuer zwischen Kanaren und Katzwang erst möglich machte, ist inzwischen ebenfalls verschwunden.