Wache auf dem Christkindlesmarkt: Ein Polizist erzählt

20.12.2017, 05:53 Uhr
Wache auf dem Christkindlesmarkt: Ein Polizist erzählt

© Horst Linke

Den Wetterbericht hört sich Bernd Barkholz derzeit sehr genau an. "Heute ist es gar nicht so kalt wie angekündigt", freut sich der 36-jährige Oberkommissar aus Ansbach. Zum Glück, denn beim Postenstehen auf dem Christkindlesmarkt bei knapp über Null Grad kriecht die Kälte sogar durch den warmen Dienstanzug und die lange Dienstunterhose. Es gibt Menschen, die haben der romantischen "Stadt aus Holz und Tuch" den wenig charmanten Namen "Hochsicherheitsmarkt" verpasst. An allen Zufahrten zum Hauptmarkt stehen wie im Vorjahr Polizeibusse, heuer kamen Stahl-Hindernisse dazu und große mobile Pflanzkübel. Damit Attentäter keine Chance haben.

Bernd Barkholz und seine Kollegin Annika Hübner vom Einsatzzug aus Ansbach stehen an der Fleischbrücke am Einsatzbus. "Das muss jeder für sich entscheiden, ob ihn die Polizeipräsenz davon abhält, auf den Markt zu gehen", sagen sie. Die Kollegen erleben die Besucher, die an ihnen vorbei auf den Markt drängen, entspannt und gut gelaunt. "Es bedanken sich noch mehr Leute als im letzten Jahr dafür, dass wir hier sind", sagt Barkholz. Das erleichtere das Herumstehen in der Eiseskälte ungemein. Würde ein Attentat auf den Markt verübt, "stünden wir an vorderster Front, auf ein solches Szenarium sind wir vorbereitet, aber ich hoffe natürlich, dass ich nie dort bin, wo etwas passiert", sagt der 36-Jährige.

"Viele wollen auch einen Rat von uns"

Beamte aus Ansbach, Erlangen, Schwabach und von der Bereitschaftspolizei bewachen abwechselnd die Zugänge zum Hauptmarkt. "Es gibt Spannenderes, als Posten zu stehen", sagt Barkholz. Doch die fünf Tage, die er dafür eingeteilt ist, kriegt er locker rum. Vor allem wegen der netten Gespräche. Gerade kommen drei Mädels vorbei und wollen ein Foto. Flirten? "Das kann man schon machen", lacht Barkholz. Er sei aber verheiratet und nehme den Job als Fotomodel mit Humor. "Viele wollen auch einen Rat von uns: Wo kann man gut essen, wie geht‘s zur Lorenzkirche?"

Annika Hübner fühlt sich schon wie ein Auskunftsbüro und kann gar nicht mehr zählen, wie oft sie schon sagte: "Wir sind auch nicht von hier, sie müssen halt schauen, dass sie in einem Restaurant überhaupt noch einen Platz kriegen." Kritik von Marktbesuchern, dass Einsatzkräfte plaudernd allzu lässig am Einsatzbus lehnen und nicht genug auf die Vorbeiströmenden achten, beziehen die Ansbacher nicht auf sich. Klar, man könne hier nicht mit einer Bratwurstsemmel in der Hand stehen, aber dass man sich mit Kollegen unterhält, müsse bei Fünf-Stunden-Schichten drin sein.

Sticheleien aber auch nette Gespräche

"Aus den Augenwinkeln haben wir die Passanten immer im Blick." Wer sich "etwas anders verhält oder auffällig umschaut", den sprechen sie an. Und schauen in Rucksäcke und Taschen. Manchmal müssen sie sich auch Sticheleien anhören. Wenn Marktbesucher zu viel Glühwein intus haben und sticheln: "Einen blöden Job habt ihr da!" Aber das können die beiden abschütteln.

Weil die netten Gespräche überwiegen. Gerade kommen Dwight Hoertsch und seine Frau Karin vorbei. Sie sind aus Sacramento zu Gast in Nürnberg und wie es der Zufall will eine Polizistenfamilie. Dwight Hoertsch ist pensioniert, aber sein Sohn ist aktiv bei der Hundestaffel.

Auch sie wollen ein Foto am Einsatzbus. Das amerikanische Ehepaar begrüßt die Polizeipräsenz. "Es ist unwahrscheinlich, dass es zu einem Attentat kommt, aber wenn etwas passiert, dann ist es für die Betroffenen furchtbar und es ist gut, dafür gerüstet zu sein."

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