Wartezeiten soll es am Tiergarten nicht mehr geben

22.6.2020, 05:56 Uhr
Wartezeiten soll es am Tiergarten nicht mehr geben

Bislang durften nur 2000 Besucher täglich auf das Gelände in München, mit der Folge, dass der Zoo nach eigenen Angaben täglich 35.000 Euro Miese machte.

Dank der jüngsten Lockerungen sind jetzt zwar etwa doppelt so viele Gäste erlaubt, doch wirklich entspannt sei die Lage dadurch noch nicht, so Tierparkdirektor Rasem Baban, der vor allem kritisiert, dass bei der Berechnung der erlaubten Besucherzahl pro Quadratmeter dasselbe Maß angewendet werde wie im Einzelhandel. "Man wird hier mit geschlossenen Räumlichkeiten gleichgestellt – ein Vergleich von Äpfeln und Birnen", so Baban, der längst geplante Projekte wie den Bau der neuen Löwenanlage bereits gefährdet sieht.

Auch aus Augsburg kommen Klagen über die finanziellen Folgen der Corona-Krise, dort fehlen bereits rund 1,5 Millionen Euro in der Kasse. Die Einrichtungen hoffen auf Hilfe des Freistaates, bislang vergeblich.

Ist die Lage am Schmausenbuck ähnlich schlimm? Die Zahlen, die Nürnberg Tiergarten-Chef Dag Encke herausgesucht hat, lassen es vermuten: Das Defizit, das dem Zoo durch die wochenlange Schließung und die anschließende Begrenzung der Besucherzahlen entstanden ist, beläuft sich auf zwei Millionen Euro.

Anders ausgedrückt: Es kamen 250.000 Menschen weniger als sonst üblich, es fehlen die Einnahmen aus dem Verkauf der Eintrittskarten und Führungen. Mehrere Wochen lang war der Zoo komplett geschlossen, seit der Wiedereröffnung am 11. Mai dürfen sich maximal 3250 Menschen gleichzeitig auf dem weitläufigen Areal aufhalten.

 

Jammern möchte Encke trotzdem nicht. Keiner könne den Anspruch haben, aus der Krise unbeschadet herauszukommen, sagt der Zoodirektor. "Wir sind auf Federn gebettet, weil wir davon ausgehen, dass man uns nicht sterben lässt." Zudem habe der Tiergarten in den vergangenen Jahren "ziemlich gut gewirtschaftet" und werde das Defizit nach und nach ausgleichen können.

Bezahlt macht sich laut Encke aber auch, dass der Zoo die Zahlen fortlaufend erfasst und neue Besucher einlässt, wenn andere Gäste das Gelände verlassen. Deshalb konnten an manchen Tagen deutlich mehr als 3250 Tickets verkauft werden. "Spitzentag war der Pfingstmontag mit 6666 Besuchern", so Verwaltungsleiter Dieter Kühnlein. Allerdings kam es teilweise zu langen Wartezeiten.

Doch das wird sich jetzt ändern, ab heute sind 6500 Besucher gleichzeitig erlaubt. Kühnlein geht deshalb davon aus, dass es keine langen Schlangen mehr vor den Kassen geben wird. Und auch die Einnahmen aus dem Ticketverkauf dürften steigen. Der Tiergarten ist darauf dringend angewiesen, er erwirtschaftet rund 75 Prozent seines Jahresetats von 15 Millionen Euro selbst. Mit seinem Budget kann der Zoo weitgehend eigenverantwortlich arbeiten, das habe sich bewährt, betont Encke. "Wir können auch Krisen überstehen."

Gut möglich, dass einige Projekte dennoch verschoben werden müssen. Aktuell läuft der Neubau der Betriebshofhalle, Encke hofft, dass er fortgesetzt werden kann. Zudem steht bald die Sanierung des denkmalgeschützten Giraffenhauses an, es muss modernisiert und erweitert werden. Auch die Statik ist sanierungsbedürftig, deshalb könnten die Arbeiten nicht auf die lange Bank geschoben werden, so der Tiergarten-Chef. "Wir müssen gucken, ob wir es schaffen, sonst müssen wir die Anlage schließen."

Doch immerhin gebe es schon eine Spende in Höhe von 500.000 Euro für das Projekt, noch sei zudem etwas Zeit. Encke: "Wir sind eher nicht verzagt."

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