Warum der grüne Pfeil aus Nürnberg verschwindet

2.7.2017, 05:34 Uhr
Ein paar Schilder mit dem grünen Pfeil stehen noch im Nürnberger Stadtgebiet.

Ein paar Schilder mit dem grünen Pfeil stehen noch im Nürnberger Stadtgebiet.

Ein schneller Schulterblick, dann biegt der Autofahrer schwungvoll an der roten Ampel an der Bahnhofstraße in die Flaschenhofstraße ab. Denn: Die Rechtsabbieger haben eigentlich Grün - das verrät der grüne Pfeil auf schwarzem Untergrund, der direkt neben dem roten Ampellicht angebracht ist. Was jedoch viele Autofahrer nicht wissen oder gerne ignorieren: Man muss vorm Abbiegen kurz anhalten, um den Verkehr zu prüfen. Wer abbiegt, ohne an der Haltelinie zu stoppen, riskiert ein Bußgeld.

Die geschilderte Szene gehört in Nürnberg zum traurigen Verkehrsalltag. "Der grüne Pfeil wird viel zu oft für schnelles Abbiegen missbraucht", moniert Frank Jülich, Leiter des Verkehrsplanungsamtes. "Wir beobachten seit Jahren, dass die wenigsten Autofahrer sich daran halten - mit gefährlichen Folgen für Fußgänger und Radfahrer." Er betont: "Sicherheit geht vor Leichtigkeit." Dabei sei der grüne Pfeil eigentlich ein gutes Instrumentarium, wenn sich die Autofahrer richtig verhalten würden. Denn er sorgt für einen besseren Verkehrsfluss und hilft, Staus zu vermeiden.

Sein Einsatz ist jedoch begrenzt, denn der Gesetzgeber hat eine strikte Kriterienliste erstellt. Ein wichtiger Punkt lautet dabei, dass kein starker Fuß- und Radverkehr kreuzen darf.

Auf Antrag der SPD-Stadtratsfraktion sollte die Stadtverwaltung nun prüfen, ob weitere Grünpfeilschilder in Nürnberg installiert werden können. Sie brachte dabei speziell die Kreuzung Propsteistraße/Marthweg in Pillenreuth ins Gespräch.

Fußgänger und Schüler kreuzen

In den Ausschuss-Unterlagen steht dazu, dass diese Anfrage abgelehnt wird, "da die Signalanlage intensiv von Fußgängern und Schülern benutzt wird". Weiter heißt es: "In Zukunft kann davon ausgegangen werden, dass sich der Anteil der Grünpfeilschilder tendenziell in Nürnberg rückläufig entwickeln wird, da immer mehr Lichtsignalanlagen in Zukunft blindengerecht umgebaut werden." Das ist nämlich der zweite Punkt, der gegen den grünen Pfeil spricht. Jülich dazu: "Blinde müssen sich darauf verlassen können, dass kein Auto kreuzt. Sie vertrauen zu 100 Prozent dem Signal." Von den insgesamt 538 Ampelanlagen im Stadtgebiet sind bislang rund 40 Prozent mit einem Blindensignal ausgestattet.

Ein Blick zurück: Im März 1999 wurden in Nürnberg die ersten Grünpfeilschilder probeweise installiert. Eine erste Bilanz fiel positiv aus, weitere folgten. Zu Hochzeiten existierten rund 50 Stück im Stadtgebiet, schätzt Jülich. Doch es gab immer Beschwerden aus der Bevölkerung. In 35 Fällen wurde im Laufe der Zeit das Schild wieder entfernt. Insgesamt prüfte die Stadt in den letzten 18 Jahren an 177 Ampelanlagen, ob Grünpfeile zulässig sind. 151 Vorschläge mussten aufgrund der zu prüfenden Auswahlkriterien abgelehnt werden.

Aktuell gibt es noch 19 grüne Pfeile an Ampelanlagen in Nürnberg. Das älteste Schild befindet sich seit April 1999 an der Ecke Gleiwitzer Straße/ Georg-Ledebour-Straße in Langwasser. In den vergangenen Jahren ist kein neues mehr dazugekommen; zuletzt wurde eines im Sommer 2007 an der Edison-/Wallensteinstraße inGroßreuth bei Schweinau angebracht.

Aber vielleicht hat der Grünpfeil für Fahrradfahrer, der nur für den Radverkehr beim Rechtsabbiegen gilt, im Stadtgebiet eine Zukunft.Wie berichtet, wird derzeit geprüft, ob diese Regelung in Nürnberg gemäß den Vorgaben des bayerischen Innenministeriums möglich ist.

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