#tierschutzwahl21 in Nürnberg

Warum diese Bundestagswahl „tierisch“ entscheidend ist

10.9.2021, 08:00 Uhr
Wenige Tage alte Ferkel in einer Box in den Abferkelställen einer Schweinezuchtanlage. Viele Menschen kritisieren die Zustände in der Massentierhaltung.

© Jens Büttner Wenige Tage alte Ferkel in einer Box in den Abferkelställen einer Schweinezuchtanlage. Viele Menschen kritisieren die Zustände in der Massentierhaltung.

„Für das Klima ist 2021 eine Schicksalswahl. Es wäre fatal, Landwirtschaft und Ernährung bei den in der nächsten Legislaturperiode für das 1,5-Grad-Ziel notwendigen Anstrengungen auszunehmen“, betont Sylvia van Eesbeeck von der Deutschen Tier-Lobby. Und so ruft der bundesweite Verein mit Sitz in Nürnberg am Samstag unter dem Motto „Wann, wenn nicht jetzt?“ zum Aktionstag auf dem Kornmarkt auf.

Genau hinschauen

„Nicht nur Tier- und UmweltschützerInnen, sondern immer mehr BürgerInnen fragen sich: Was muss eigentlich noch passieren, damit die Politik sich ihrer Verantwortung stellt?“, kritisiert Lukas Feldmeier, Vorsitzender der Deutschen Tier-Lobby. Was die Tierbelange angeht, seien die Unterschiede zwischen den Parteien groß. „Es lohnt sich, genau hinzuschauen, um am 26. September eine Partei zu wählen, die den Tieren am ehesten gerecht wird und die Agrar- und Ernährungswende endlich einleitet“, sagt der 37-jährige Nürnberger.

"Mein Schicksal - Deine Wahl"

Genau hingeschaut hat der Deutsche Tierschutzbund im Rahmen seiner Bundestagswahl-Kampagne „Mein Schicksal – Deine Wahl“. Der politisch neutrale Verband zeigt auf, welche Rolle der Tierschutz in den Wahlprogrammen für die kommende Legislatur spielt.

„Wann, wenn nicht jetzt?“: Einladung zum Aktionstag am Samstag im Zwischengeschoss am Nürnberger Hauptbahnhof.

„Wann, wenn nicht jetzt?“: Einladung zum Aktionstag am Samstag im Zwischengeschoss am Nürnberger Hauptbahnhof. © Roland Fengler

Bei den drei Parteien mit Kanzlerkandidaturen heißt es dazu: „Das Programm von Bündnis 90/Die Grünen ist aus Tierschutzsicht sehr umfassend und progressiv. Im Bereich Landwirtschaft adressieren die Grünen die wesentlichen Probleme und möchten die vegan-vegetarische Ernährung stärken. Zwei Makel fallen auf: Es fehlen Aussagen zum Wolf und zur Lage der Tierheime und Heimtiere.“

Schutz für den Wolf aufheben

Dagegen sei das Programm der CDU/CSU im Tierschutzbereich übersichtlich. „So werden die Standards als bereits sehr hoch bezeichnet.“ Den Schutzstatus des Wolfs möchte die Union aufheben. Aussagen zur Lage der Tierheime, zum Heimtierschutz und zu Tierversuchen fehlen gänzlich.

Das Programm der SPD sei aus Tierschutzsicht „progressiv, jedoch sehr grundsätzlich verfasst“. Weiter heißt es: „Positiv sind die Forderung nach einem verpflichtenden Tierwohllabel und ein klares Bekenntnis gegen Tierleid aus wirtschaftlichem Interesse. Es fehlen jedoch Aussagen zum Artenschutz und zur Zukunft der Tierheime.“

Welche Versprechen wurden gehalten?

Ergänzend hat der Verband die Politik der vergangenen vier Jahre bewertet. Bei jenen drei Parteien landen die Grünen vorn: „Außer zum Thema Jagd finden sich zu allen Bereichen konkrete Vorschläge dazu, das Tierwohl zu verbessern. In der laufenden Legislaturperiode haben sie im Bundestag im Vergleich mit den anderen Fraktionen hierzu die meisten Anträge eingebracht und viele parlamentarische Initiativen hervorgebracht – etwa zur Umgestaltung der EU-Agrarpolitik, zu Tiertransporten oder zur Förderung von Alternativmethoden zu Tierversuchen.“


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Die CDU/CSU-Fraktion schneidet beim Tierschutzcheck eher schlecht ab: „Sie hatte sich mit ihrem Wahlprogramm für die aktuelle Legislaturperiode wenige tierschutzrelevante Vorhaben gesetzt. Anträge zum Tierschutz, die von den Oppositionsfraktionen gestellt wurden, hat sie gemeinsam mit der SPD abgelehnt.“

Zu den Sozialdemokraten heißt es: „Die SPD ist aus Sicht des Tierschutzes mit einem ambitionierten Programm in den Wahlkampf zur Bundestagswahl gestartet. Doch konnten die Tierschutzvorhaben in der Großen Koalition nur zu geringen Teilen in die Tat umgesetzt werden.“ Aber es sei dem Druck der SPD-Fraktion im Bundestag zu verdanken, dass Tierheime im Corona-Jahr 2021 mit fünf Millionen Euro unterstützt werden. Den kompletten Überblick mit Faktencheck gibt es hier.

Beim Aktionstag auf dem Nürnberger Kornmarkt kann man sich von 11 bis 17 Uhr an Ständen von ÖDP, Grüne, Menschen für Tierrechte und weiteren zum Thema informieren. Auch erwartet die Besucher ein buntes Rahmenprogramm mit Speis, Trank, Redebeiträgen und Musik. Im Rahmen einer Online-Kampagne sollen am 11. September zudem Menschen auf Facebook, Twitter und Instagram unter dem Hashtag #tierschutzwahl21 die Politik zum Handeln motivieren.

"Tierversuche abwählen"

Auch hängen derzeit Plakate in 24 Städten mit der Forderung „Tierversuche abwählen“ an viel frequentierten Orten wie dem Nürnberger Hauptbahnhof. Bei der Kampagne von „Ärzte gegen Tierversuche“ und „Menschen für Tierrechte“ ernten SPD, Grüne, Die Linke und die Tierschutzpartei dabei einen grünen Smiley, die CDU/CSU und die FDP bekommen ein grimmiges Rot. Nicht nur an der Uni Erlangen, auch in Nürnberg werden Tierversuche durchgeführt. Die private Paracelsus Universität hat im Jahr 2017 ein Labor am städtischen Nordklinikum eingerichtet.

Mehr Infos unter www.ausstieg-aus-dem-tierversuch.de und www.deutsche-tier-lobby.de.

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