Waschbären-Plage: Nürnbergs Stadtjäger greift zur Pistole

2.7.2016, 05:59 Uhr
Waschbären-Plage: Nürnbergs Stadtjäger greift zur Pistole

© Patrick Pleul, dpa

Vor allem in der Nähe der Rednitz, beispielsweise in Gebersdorf treiben sie in Gärten und auf Dachböden ihr Unwesen. "Die Rednitz ist die Autobahn der Waschbären", sagt Gert Hügel. Weil er gerne Frösche, Fische, Entenküken oder Muscheln verspeist und das Wasser liebt, wandert der kleine Bär mit der typischen schwarzen Gesichtsmaske gern an Flüssen entlang. Die Gebersdorfer können ein Lied davon singen. Dort nisten sich immer wieder Waschbären in Garagen, Schuppen und auf Dachböden ein.

Wem der ungebetene Gast, der seinen Schlafplatz mit Urin und Kot markiert, zu viel wird, der ruft Stadtjäger Hügel. Er fängt die Waschbären in einer Lebendfalle und tötet sie anschließend mit einer Kleinkaliberpistole. Aber: "Das Problem bleibt uns, das wird ewig so weitergehen. Der Waschbär nimmt auf seinen Streifzügen mit, was er kriegen kann", sagt Hügel. Er bediene sich auch gerne in Mülltonnen oder greife sich Essensreste von Komposthaufen. Menschenscheu sei er keinesfalls.

Waschbären-Plage: Nürnbergs Stadtjäger greift zur Pistole

© Günter Schirmer

Dramatischere Probleme mit Waschbären hat allerdings das Freilandaquarium und Terrarium in Stein, unweit von Gebersdorf. In zwei Tümpeln leben dort Europäische Sumpfschildkröten. Sie sind vom Aussterben bedroht, die Naturhistorische Gesellschaft ist stolz auf ihre Nachzucht in Stein. Doch seit dem Sommer 2015 kommen Waschbären auf das Gelände, fischen Schildkröten aus den Tümpeln und beißen ihnen die Beine ab. Sieben Schildkröten seien gestorben, sagt Obmann Günter Schirmer.

Es ist bekannt, dass sich die Waschbären auch im Landkreis Fürth stark vermehren. "Wir haben einen Elektrozaun rund um die Tümpel installiert, doch die Waschbären sind so schlau, dass sie trotzdem an die Schildkröten kommen", sagt Schirmer.

Wolfgang Dötsch vom Bund Naturschutz in Nürnberg sieht das Bejagen kritisch. "Der Waschbär wird sich auch dann ausbreiten, wenn er bejagt wird. Das ist wie mit der Bisamratte, die jahrelang massiv mit Schlagfallen erlegt wurde, bis man einsah, dass sich der Bestand dadurch kaum reduzieren lässt. Die heimische Natur hat durchaus die Möglichkeit, sich auf invasive Arten einzustellen."

Dötsch hat von Problemen mit Waschbären in Nürnberg bislang nichts gehört. "Wir haben aber längst mit einer Bestandsexplosion an Pegnitz und Rednitz gerechnet."

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