"Weißem Häusla" am Alten Kanal droht die Schließung

29.10.2015, 07:59 Uhr

© Foto: Michael Müller

Stadtweit sind ungefähr 30 Kioske mit festem Standort von der seit 2004 gültigen europaweiten Vorschrift betroffen. Sie alle sollen an die städtische Wasserversorgung und Kanalisation angeschlossen sein. „Es geht um die Hygiene, hier wird schließlich mit offenen, leicht verderblichen Lebensmitteln hantiert“, erklärt Katrin Kurr, Leiterin des städtischen Ordnungsamtes den Sinn der Vorschrift. Seit 2011 ist die Behörde mit der Umsetzung in Nürnberg beschäftigt. Bei den meisten Kiosken sei der Wasseranschluss inzwischen verlegt, es gebe allerdings ein paar problematische Fälle.

Dazu zählt Brigitte Distler mit ihrem „Weißen Häusla“ am Marthweg, bei der Schleuse 71 am Alten Kanal. Seit 14 Jahren verkauft die 56-Jährige in dem ehemaligen Milchhaus unter anderem Würstel und Pommes, Kuchen, Kaffee und Kaltgetränke. Das nötige Frischwasser hat sich Distler bisher täglich in Kanistern von zu Hause mitgebracht. Das schmutzige Geschirr stellt sie abends in die heimische Spülmaschine. „Es hat nie hygienische Probleme gegeben“, beteuert die Geschäftsfrau, die um ihre Existenz und ihre Altersversorgung fürchtet.

Der Wasser- und Abwasseranschluss würde sie laut Kostenvoranschlag nämlich eine „hohe fünfstellige Summe“ kosten. Weil das „Weiße Häusla“ so abseits liegt, müssten erst einmal 250 Meter private Leitung verlegt werden, wie auch die N-Ergie bestätigt. Die Rohre müssten zudem regelmäßig durchspült werden, um Verkeimungen des öffentlichen Wassernetzes auszuschließen.

Brigitte Distler hält die Gesamtbelastung, die auf sie zukäme, für unzumutbar. „Die Investition lohnt sich für mich nicht mehr, das kann ich doch nicht mehr verdienen. Dann mache ich halt zu.“

„Wir brauchen von Frau Distler ein Konzept und einen Kostenplan“, erklären Amtsleiterin Katrin Kurr und Abteilungsleiter Hans Ortenreiter auf Nachfrage des Stadtanzeigers. Ob es für den „Extremfall“ Distler eine Sonderregelung geben könnte, lassen sie offen. Eine Lösung könnte sein, das Speisenangebot zu verändern und auf offene Lebensmittel zu verzichten.

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