Wie das Militär Nürnberg einst prägte

13.2.2014, 00:00 Uhr
Wie das Militär Nürnberg einst prägte

© aus Gostenhof, Geschichte eines Stadtteils

„Es blieben auf dem Feld der Ehre aus den Reihen des 14.InfanterieRegiments 115 Offiziere, 366 Unteroffiziere und 2852 Mann.“ So steht es im „Gefallenen-Gedenkbuch der Stadt Nürnberg 1914-1918“. Ohne Pathos heißt das, dass 3333 Männer des Königlich-Bayerischen 14.Infanterie-Regiments „Hartmann“ (darunter 1252 Nürnberger Bürger) ihr Leben im Ersten Weltkrieg verloren. Sie wurden von Granaten zerrissen, durch Maschinengewehr-Salven erschossen, mit Bajonetten erstochen, im Grabenkampf erschlagen.

Wenn man bedenkt, dass die Gesamtstärke des 14.Infanterie-Regiments 2400 Soldaten betrug, so ist der brutale Aderlass deutlich: Im Grunde wurde die gesamte Mannschaft aufgerieben und noch viele später Eingezogene dazu — im Grabenkrieg an der Westfront.

Neben dem 14. waren auch das Königlich Bayerische 8. Feldartillerie-Regiment „Prinz Heinrich von Preußen“, das Chevaulegers-Regiment „Kaiser Nikolaus von Rußland“ sowie das III. Bayerische Armeekorps in Nürnberg stationiert. Die Militärs waren in der Deutschhauskaserne (auf dem Gelände des heutigen Polizeipräsidiums), am Areal Fürther Straße, auf dem die Datev neu baut, in der Bärenschanzstraße und in der Infanterie- sowie in der Artilleriekaserne in Großreuth bei Schweinau untergebracht.

Der diensthabende General residierte dagegen in seiner Dienstvilla Pilotystraße, dort sind heute die Büros des Landbauamts. Der ranghöchste Nürnberger Militär hatte es deutlich komfortabler als die einfachen Mannschaften, denen erst seit 1863 ein eigenes Bett zustand — zuvor hatten sie ihre Schlafstätte mit einem Kameraden teilen müssen. Viele Unterkünfte wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Doch einige Bauten erinnern noch an die Königlich-Bayerischen Heeresteile — etwa die alte Reithalle in der Bärenschanzstraße, die jetzt moderne Loftwohnungen beherbergt. Rund 600 Pferde des Chevaulegers-Regiments wurden dort trainiert. Hier steht auch noch das letzte kombinierte Mannschafts- und Pferdehaus: Unten waren die Vierbeiner in ihren Boxen, im ersten Stock ruhten sich die Soldaten aus.


Nürnberg hatte als Garnisonsstadt eine ausgeprägte Infrastruktur: Neben den Kasernen gab es eine Militärbäckerei, ein Proviantamt, das für die Einlagerung und den Umschlag der Kriegsmahlzeiten zuständig war, ein Militärkrankenhaus in der Willstraße und ein Pferdelazarett. Drei große Exerzier- und Übungsplätze waren über das Stadtgebiet verteilt: auf der Deutschherrnwiese (dort steht heute die Wilhelm-Löhe-Schule), ein Gefechtsschießplatz am Südfriedhof und der Gefechtsübungsplatz Hainberg. „Am Hainberg wurde aber nicht mit großen Geschützen scharf geschossen, denn Gebersdorf, Stein und Oberasbach sind viel zu nahe dran“, berichtet Michael Kaiser, der Gründer des Garnisonmuseums Nürnberg, „das wäre für die Bevölkerung zu gefährlich gewesen.“

Der Militär-Experte hat eine umfassende Sammlung von Kriegstagebüchern, Feldpostbriefen und Postkarten von der Front. Die Dokumente deuten an, was die Soldaten im Ersten Weltkrieg erlebt haben. Viele Alben waren mit dem Aufdruck „Aus großer Zeit“ betitelt: Eine einzigartige Ära sollte festgehalten werden. Doch die Kriegsbegeisterung zu Beginn wich bald Entsetzen und Trauer über die Erlebnisse im Schützengraben.

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